Prerow – eine ordentliche Brise Ostsee
Einfach ein paar Tage die Seele baumeln lassen, den Kopf und die Lungen von der steifen Meeresbrise durchpusten lassen und kilometerweit nur Strand und Meer in Sicht – genau das wollte ich. Ob ich das in Prerow gefunden habe?
Ganz ehrlich? Ich war einfach auf der Suche nach einem beschaulichen Ostseebad, hatte keine großen Erwartungen und die Wahl fiel mehr zufällig auf Prerow. Viel wusste ich über das Örtchen also nicht. Im Nachbarort Zingst war ich zwar kurz nach der Wende einmal, aber das ist ja schon ein Vierteljahrhundert her – ich sage nur „Alzheimer Light“.
Ich kann vorwegnehmen: Meine Erwartungen wurden mehr als erfüllt. Prerow blickt als ehemaliger Fischer- und Seefahrerort bereits auf eine 130-Jährige Tradition als Badeort zurück. Umrahmt vom Nationalpark Vorpommersche Boddenlandschaft mit dem urwüchsigen Darßwald erstreckt sich Prerow entlang der Ostsee.
Der weiße, feinsandige und flach abfallende Strand zählt zu den schönsten Stränden Europas – endlose Weite und Ruhe. Aber man kann auch viel entdecken und unternehmen, wenn man möchte. Die perfekte Mischung.
Und hier sind meine Tipps für ein verlängertes Wochenende:
Der Strand von Prerow
Seit vielen Jahren wird das Ostseebad Prerow mit dem Umweltsymbol der Europäischen Gemeinschaft der „Blauen Flagge“ ausgezeichnet. Die Seebrücke mit ihren 395 Metern Länge sowie der Leuchtturm Darßer Ort gelten als Wahrzeichen Prerows und geben dem Ort, zusammen mit dem Prerow Strom, seinen unverwechselbaren Charakter.
Dadurch, dass der bis zu 80 Meter breite Nordstrand in der Prerowbucht liegt, ist die Lage deutlich geschützter als in den Nachbarorten – nicht ganz so windig und daher äußerst angenehm. Man erreicht den Strand nur per Fahrrad oder zu Fuß, sprich weit entfernt von Straßenlärm.
Darßer Leuchturm
Ein Ausflug mit dem Fahrrad (ab 5 Euro pro Tag zu mieten) zum Darßer Leuchtturm durch den Nationalpark ist eine richtig schöne Sache. Anders – außer zu Fuß oder mit der Kutsche – kommt man an die nördlichste Spitze der Halbinsel, wo der Leuchtturm seit 1848 steht, auch gar nicht ran.
Neben imposanten Ausblicken auf den Darßwald und die Ostsee sind bei guter Sicht sogar Warnemünde und das dänische Gedser zu sehen. Am Fuße des Leuchtturms hat das Deutsche Meeresmuseum Stralsund seine Außenstelle Natureum eingerichtet. Dort sind Natur und Landschaft des Darß verständlich aufbereitet und zahlreiche Tierpräparate vermitteln einen realitätsnahen Eindruck der Fauna von Meer, Strand, Düne und Wald.
Und ein herzhaftes Schmalzbrot sowie die leckeren Knödel im Café des Innenhofs stärken für die Rückfahrt mit dem Fahrrad.
Führungen in Prerow
Unbedingt eine der historischen Ortsführungen mitmachen, die wirklich sehr lohnenswert sind. Karten bekommt man in der Touristeninformation am Gemeindeplatz. Da es so viel über den Ort zu berichten gibt, werden die Führungen gar in zwei Teile aufgeteilt. Ich konnte leider nur an einer Führung teilnehmen, die durch das östliche Prerow führte. Drei spannende Stunden voller witziger, aber auch nachdenklicher Anekdoten mit einem gebürtigen Prerower.
Der Rundweg führt unter anderem am Seegasthof, dem ältesten noch existierenden Hotel Prerows vorbei zur 140-Jährigen Adler-Apotheke, die heute Ferienwohnungen beheimatet, weiter zur Seemannskirche (um 1726 erbaut und wirklich speziell) bis hin zu dem architektonisch auffälligen Gebäude „Vogels Warte“, das mit seinem zinnbekrönten Turm fast an eine Burg erinnert und 1910 von einem Berliner Gerichtsadministrator als Sommerresidenz erbaut wurde. Er kehrte nach dem zweiten Weltkrieg nicht zurück. Zwischenzeitlich wurde das Gebäude anderweitig genutzt, heute verfällt es leider immer mehr. Ein Investor wird gesucht – wer also noch ein paar Taler auf Tasche hat…
Auch einige alte Häuser ehemaliger Kapitäne gibt es zu bestaunen. Das Ganze kostet mit Kurkarte nur 3 Euro.
Museen
Im Darßer Bernsteinmuseum, das sich in einem alten Kapitänshaus von 1850 befindet, findet man im Nebengebäude eine der größten Bernstein-Familiensammlungen Deutschlands. Klein, aber fein, liebevoll konzipiert und ganz ohne Eintritt. Über eine Spende freut sich die Familie natürlich immer.
Besondere Shops
Die Ostsee ist bekannt für ihre Bernsteinfunde – einige der Bernsteineinschlüsse sind mehr als 50 Millionen Jahre alt. Es gibt aber auch leider sehr viel Tineff. Eine Ausnahme bildet da Michael Neubauer mit seinem Atelier für Bernsteinkunst. Er bietet außergewöhnliche handgearbeitete Schmuck-Unikate aus selbstgefundenem Darßer Naturbernstein, die er mit anderen interessanten Naturmaterialien wie Treibholz oder Fossilien der Region kombiniert. Leider hat er keine eigene Website, man findet ihn aber in der Bergstraße 1, in 18735 Prerow.
Lecker Essen in Prerow
Hein & Stin – wohl die besten hausgemachten Waffeln, die ich seit langer Zeit gegessen habe. Am besten mit schwarzem Vanilleeis, heißen Kirschen und Sahne! Das kleine Lokal ist sehr hübsch gestaltet und man kann gemütlich im Garten in der Sonne sitzen und die flanierenden Leute beobachten.
Darßer Leuchtturm – seit über 50 Jahren vor Ort, seit 1993 im Besitz der Familie Ternes, ist das Restaurant auf lokale Gerichte sowie Fisch und Wildspezialitäten ausgerichtet. Urig, lecker, gut und preiswert, was man leider nicht von allen Restaurants Prerows behaupten kann.
Entertainment
Freudig erstaunt war ich über das Cinema Prerow, das es bereits seit 1956 gibt, und das mit 152 weichen Kinosesseln nicht gerade klein ist. Das Programm ist natürlich nicht das Neueste, aber eine gute Mischung von rund fünf Filmen pro Tag ist absolut akzeptabel. Gerade bei „Schietwetter“, das ja an der See durchaus häufiger vorkommt, eine tolle Alternative. Es gibt aber auch unzählige Veranstaltungen wie Konzerte und Ausstellungen durch das ganze Jahr hinweg. Alle Infos dazu und mehr findet man hier.
Außerhalb
Klockenhagen: Rund 40 km mit dem Auto entfernt, wartet hier das Freilichtmuseum Klockenhagen auf alle, die das „alte Mecklenburg“ erkunden wollen. Auf einem Freilichtgelände von fünf Hektar kann man das Landleben der letzten 300 Jahre sowie norddeutsche Baugeschichte erleben. Nebst der original Fachwerkhäuser gibt es auch eine Mühle und viele Mitmachangebote zu entdecken.
Dazu zählen der gute alte Tante Emma Laden, Kräuterführungen, das Ausprobieren traditionellen Handwerks, das Austesten alter Drahtesel, Backen im Holzofen und noch viel mehr – das historische Museumsdorf ist wirklich einen Besuch wert, auch wenn man noch keine Kinder hat. Für die lohnt es sich ohnehin allemal.
Ribnitz-Damgarten: Die Natur-Schatzkammer Edelstein- & Bernsteinzentrum im rund 20 Minuten entfernten Ribnitz lohnt ebenfalls einen Abstecher. Das Familienunternehmen hat eine eigene Ausstellung mit 60‘000 Exponaten (Fossilien, Vögel und Säugetiere, Edelsteine und viel mehr) erstellt, die sich über drei Ebenen erstreckt. Und im Museumsshop gibt es tolle Edelsteine, als Rohversion oder als Schmuckstück gefasst.
Übernachten in Prerow
In Prerow wimmelt es schon fast von Ferienwohnungen und natürlich ist für jeden Geschmack etwas dabei. Eine, die jedoch architektonisch heraussticht, ist das Haus am Deich. Erst 2014 gebaut, ist es sehr modern und komfortabel eingerichtet – alles, was man für einen Ostsee-Urlaub braucht und das direkt am Hafen und Deich gelegen.
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