Kleine Stadt der Superlative: Passau
Zehn Jahre ist es her, dass ich erstmals einen Fuß in das beschauliche niederbayerische Städtchen Passau mit den drei Flüssen gesetzt habe – als ich mein Studium begann. Seit 2008 habe ich meiner ehemaligen Studentenstadt keinen Besuch mehr abgestattet. Dieser war also längst überfällig und so habe ich mich auf die Reise nach Niederbayern gemacht. Einiges hat sich verändert, städtebaulich leider nicht immer zum Positiven, aber das mediterrane, fast schon italienische Flair hat nichts von seinem Charme eingebüßt.
Und die Stadt, die über die Jahrhunderte schon so etliche Male vom Hochwasser gebeutelt war, rappelt sich immer wieder auf – wie Phoenix aus der Asche. Ob größte Domorgel der Welt, Stadt mit drei Flüssen oder eine der größten Burganlagen Europas, Passau hat Einiges zu bieten. Hier kommen meine Highlights für ein verlängertes Wochenende in der wohl schönsten Stadt Niederbayerns:
Stadtführungen in Passau
Sightseeing muss ja nicht immer trocken sein. Die Stadtfuchs-Touren in Passau verbinden Geschichte mit spielerischem Können – quasi interaktives Improtheater. Man kann zwischen Führungen mit barocken Edelleuten oder Bürgersfrauen, mittelalterlichen Rittern, Pestärzten oder Nachtwächtern wählen und so ein Stück in die Vergangenheit reisen. Vor allem kommt man so teils an Orte, wo die Türen sonst verschlossen bleiben.
Ich kann die Führung „Passauer Untergänge“ empfehlen. Immer wieder suchten Passau schlimmste Katastrophen heim, durchlitt man fürchterliche Ängste. Der „Pestarzt“ führt einen durch Kirchen, Klöster und Gassen zu den Spuren und Schauplätzen vergangener Tragödien. Gruselig.
Veste Oberhaus – umkämpft, aber nie bezwungen
Unbedingt einen Abstecher auf die Veste Oberhaus machen. Entweder nimmt man den Fußweg und hat dann sein tägliches Fitnessprogramm absolviert oder aber den Bus. Einst Herrschaftszentrum und Residenz, Verwaltungs- und Wirtschaftsmittelpunkt des Hochstifts Passau (65.000 qm umbaute Fläche!) und damit eine der größten und mächtigsten Burganlagen Europas, wird heute in den über 40 Räumen der historischen Burg die spannende Geschichte vom Leben der Burgbewohner, Händler, Handwerker und des machtvollen Fürstbischofs erzählt – heute sicher auch wie damals von kompetenten Studenten geführt (es war der beste Nebenjob, den ich je hatte!). Von dort hat man Zugang zum Aussichtspunkt Batterie Linde, eine von Wehrmauern umgebene Terrasse der Veste Oberhaus, die der – wie ich finde – schönste Aussichtspunkt der Stadt ist. Nur hier, kann man die drei unterschiedlichen Farben der Flüsse Inn, Donau und Ilz und deren Verschmelzung zur Donau sehen.
Das Oberhaus – hier kann man nun seit zwei Jahren auch mit einem grandiosem Panoramablick auf die Stadt essen. Die Karte ist nicht riesig, aber geboten wird bodenständige, deftige, bayerische Küche. Ich hatte ein leckeres Bayerisches Gedeck. Reservieren ist sinnvoll.
Bootstouren in Passau
Möglichkeiten für Flussfahrten gibt es natürlich wie Sand am Meer. Wer nicht so viel Zeit hat und sich einen kleinen Eindruck verschaffen will, macht am besten eine Dreiflüsse-Standrundfahrt. Vom Schiff aus kann man bequem das italienische Flair der bunten Häuserfassaden, den Dom St. Stephan, die Dreiflüsse-Mündung, die Flüsse Donau, Inn und Ilz mit ihren verschiedenen Färbungen, das Ober- und Niederhaus und das Kloster „Maria Hilf” sehen. Und bevor man auf das Boot steigt, empfehle ich einen Spaziergang entlang des Inns zur Ortspitze und an der Donaulende zurück. Weitere Infos zu den Bootstouren gibts hier.
Dom St. Stephan
Prunk und Barock vom Feinsten. Der Stephansdom steht am höchsten Punkt der Passauer Altstadt. Bereits um 450 ist eine Kirche in der spätantiken Stadt Batavis (Passau) bezeugt. Bis zum heutigen Baubestand können fünf weitere Perioden unterschieden werden: Nach dem verheerenden Stadtbrand im Jahre 1662, als der Dom fasst völlig abgebrannt war, wurde der berühmte italienische Architekt C. Lurago mit dem barocken Wiederaufbau beauftragt.
Die gesamte Innenausstattung mit ihrem üppigen Stuckwerk und den Altaraufbauten des italienischen Hochbarocks zeichnet die Hand von Giovanni Battista Carlone. Es entstand der größte barocke Kircheninnenraum nördlich der Alpen und die bedeutendste Barockkirche italienischer Prägung auf deutschem Boden. Wirklich ein eindrückliches Gebäude, das man gesehen haben sollte! Wer an Architektur interessiert ist, für den lohnt auch eine Führung.
Mit 17.974 Pfeifen und 233 Registern beherbergt der St. Stephan die größte Domorgel der Welt. Wer sich von ihren Klängen selbst überzeugen möchte: von Mai bis Ende Oktober gibt es täglich, außer an Sonn-und Feiertagen jeweils von 12.00-12.30 Uhr Mittagskonzerte. bistum-passau.de
Residenzplatz
Der wohl schönste Platz der Stadt (nicht nur, weil ich dort gewohnt habe), der an den Dom angrenzt. Drumherum und mitten auf dem Platz gibt es ein paar Lokale, aber am besten einfach ein Eis kaufen, auf den Treppen verweilen und die Passanten beobachten, die vorbei flanieren.
Spaziergänge in Passau
Wallfahrtskirche Maria Hilf ob Passau – Bei einem Spaziergang durch die Innstadt, sollte man die Wallfahrtskirche nicht verpassen. Denn Passau als Bischofsstadt ist seit je her ein Zentrum des religiösen Lebens für Bayern und Österreich und Maria Hilf ein Wallfahrtsort, dem sich Pilger vor allem auf dem Wege der Wallfahrtsstiege annähern.
Diese „Himmelsleiter“ führt als gedeckter Treppengang von der Passauer Innstadt auf die Bergeshöhe. Die Pilger beten die Stufen hinauf und nähern sich so dem Gnadenort auf eine besonders eindringliche Weise. Ob gläubig oder nicht, die Bezwingung der 321 Stufen wird mit einer schlichten, kleinen Kirche und einer tollen Aussicht auf die Altstadt belohnt.
Restauranttipps Passau
Lecker Essen von bayerisch deftig bis italienisch – hier meine kulinarischen Favoriten:
Kowalski – drinnen rustikal-gemütlich, draußen eine schöne Terrasse, deren Plätze im Sommer natürlich sehr begehrt sind (reservieren!) Der Klassiker schlechthin ist das Kowalski-Schnitzel – damals wie heute!
Café Roses – vor nicht allzu langer Zeit hat das Café ein Facelift erhalten, was ihm sehr gut getan hat. Nun erstrahlt es im neuen Glanz und kann sich sehen lassen. Es gibt Frühstück, französische und internationale Küche. Ich hatte spätabends ein Schokoküchlein mit flüssigem Kern – dessen Aggregatzustand sich noch etwas professionalisieren lässt – das aber ansonsten sehr lecker und optisch ansprechend arrangiert war.
Innsteg – hier gibt es saisonale, aber auch internationale Küche. Direkt am Inn gelegen, hat man einen tollen Blick auf die Innstadt und das Kloster Maria Hilf.
Venti-Tre – in der Innstadt gelegen und in einem dezent ausgeleuchteten alten Brauereigewölbe sowie mit wunderschönem Innenhof, kann man hier italienische Köstlichkeiten wie Antipasti, Pizza oder Pasta genießen. Ich kann dort vor allem die Pizza empfehlen. Nur die Freundlichkeit der Bedienung lässt noch ein wenig zu wünschen übrig …
Cafebar – Bella Italia mitten in Passau – unweit des Residenzplatzes gelegen, eine klitzekleine Bar mit zwei Stühlen vor der Tür, die aber wahnsinnig viel Charme hat und in der ich schon so manchen Abend verbracht sowie eine Supersause zum 25. Geburtstag gefeiert habe. Café, leckere kleine Snacks, Weine und gute Drinks kann man hier schnabulieren.
Braves Mädchen – Grill, Bar und Cafè. Recht neu, direkt an der Donaulende gelegen und mit einer guten Karte – kein Wunder, ist doch kein anderer als der ehemalige Chefkoch von Tim Melzers Bullerei in Hamburg der Betreiber. Besonders empfehlenswert sind die Burger.
Cafe-Lounge Diwan im Stadtturm – das wohl einzige Turmcafé über den Dächern von Passau mit Panoramablick auf Dom und Veste Oberhaus im Stadtturm Neue Mitte. Das ist dann Passau „kosmopolitisch“
Das Highlight außerhalb
Cafe Blaas – da Passau ja an das österreichische Nachbarland grenzt, ist ein kleiner Ausflug mit dem Auto nach Freinberg eine schöne Sache. Vor allem, wenn das Ziel Café Blaas heißt! Von Oberösterreich her, hat das Cafè-Restaurant wohl die beste Aussichtslage über Passau und man erhält noch einmal einen ganz anderen Blickwinkel auf die Stadt.
Draußen auf der Wiese oder der Terrasse sind definitiv die Logenplätze. Sehr bekannt sind die zwanzig Palatschinken-Variationen (herzhaft und süß). Aber mein All-Time-Favorit ist der lockere Kaiserschmarrn mit in Alkohol eingelegten Rosinen und Zwetschkenröster – da könnte ich mich reinlegen! Dazu ein gespritzter Holler-Most (HoMo) und das Leben kann nicht schöner sein.
Wer mehr von der Stadt sehen will, schaut sich diesen Kurzfilm an: