Sechs Perücken passieren die Sprachbarriere

Sechs Perücken passieren die Sprachbarriere

Andere Länder, andere Sitten. Und andere Sprachen natürlich. Ich persönlich liebe es, mich mit Händen und Füssen mit den Leuten zu unterhalte. Doch das ist gar nicht immer so einfach – wie ich in Peking feststellen durfte.

China 2-BusinessIn gewissen „Geschäften“ kommt man in Peking auch mit Englisch nicht sehr weit.

 

China Taxistand 3-TaxiDer langen Rede kurzer Sinn: 出租汽车站 heisst Taxistand.

Für ein Geburtstagsfest brauchten wir sechs blonde Perücken. Klar, dass wir die gleich in China kaufen, letztendlich kommen sie eh von dort.

Ab ins Hut- und Perückengeschäft, blonde Perücke gesichtet und in die Verhandlungen eingestiegen. Punkt 1: Verfügbarkeit überprüfen. „Do you have six wigs like this“ (inkl. Fingerzeig auf blonde Perücke). Die stylische Verkäuferin mittleren Alters nimmt den Taschenrechner hervor und tippt den Preis für die künstliche Haarpracht ein.

Wir nicken freundlich und wiederholen unser Anliegen: „Six???“ (mit Unterstützung der gesamten rechten Hand und dem linken Daumen). Erneutes tippen auf dem Taschenrechner – und schon haben wir ein Viertel des Preises eingespart, obwohl wir noch gar nicht verhandelt haben. Dieses Szenario hat sich noch zwei Mal wiederholt bis wir beim halben Preis angelangt sind, aber noch immer nicht wussten, ob sie sechs davon hat.

Schliesslich hat die fleissige Verkäuferin irgendjemanden angerufen, der etwas Englisch spricht, und nach mehrmaligem Handwechseln des Telefons war das Geschäft besiegelt. Am nächsten Tag lagen dann auch wirklich sechs Perücken abholbereit im Geschäft. Wir alle strahlten uns an, jeder sagte etwas, niemand verstand etwas und alle waren happy.

China 4-FoodOft ist es von Vorteil, wenn man auf das zeigen kann, was man gerne haben möchte.

Ähnliche Szenen spielten sich dann noch am U-Bahnschalter, im Einkaufzentrum, in unzähligen Restaurants, bei Taxifahrern und beim Masseur auf dem Trottoir ab.

China 5-UniformAuch Uniformierte sind nicht immer eine grosse Hilfe.

Und als krönenden Abschluss unseres Peking-Aufenthalts sagte dann die Beamtin an der Sicherheitskontrolle am Flughafen in bestimmten Ton: „Photo“ und zeigte auf meine Tasche. Ja genau, das ist ein Fotoapparat, so meine Antwort. Und wieder: „Photo!“
„Yes, photo camera“, sagte ich etwas konsterniert, öffnete die Tasche und zeigte ihr die Kamera.

Erneut schallte mir ein „Phooo-tooooo!“ aus Richtung der Beamtin entgegen und ich nahm eine leichte Verärgerung in ihrer Stimme wahr. Sie griff in meine Tasche und nahm eine Flasche Mineralwasser hervor – „Photo!!!“. Ach so „water“. Leicht beschämt überliess ich der angesäuerten Sicherheitsbeamtin mein Wasser. Mein Lächeln bezüglich unserer Aussprachedifferenzen habe ich respektvoll zurückgehalten.

Das Lächeln ist in China allgegenwärtig – auch in der Kunst.

Und was habe ich daraus gelernt? Sprachbarrieren sind teilweise wirklich Sprachbarrieren, die auch mit Händen und Füssen nicht immer überwunden werden können. Meistens kommt man mit einem Lächeln, Fantasie und viel Geduld aber trotzdem ans Ziel.

Ach ja, und noch etwas habe ich gelernt: die Zahl 6 zeigt man in China nicht mit sechs Fingern, sondern mit dem kleinen Finger und dem Daumen derselben Hand. Aber nur, dass es gesagt ist: sämtliche Sprüche bezüglich „Hang loose“ bleiben wieder an der Sprachbarriere hängen…

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