Auf Entdeckungstour auf Kreta
Im Mai verbrachte ich meine ersten Familienferien mit zwei Kindern (4,5 Jahre und 6 Monate) – für diese Premiere wählten wir Santorini (für die Eltern) und Kreta (für die Kinder) als Reiseziele aus. Auf Kreta verbrachten wir acht Nächte in einem typischen Beach Resort an der Nordküste der Insel. Ein Experiment, war ich doch seit rund einem Vierteljahrhundert nicht mehr in einem solchen Clubhotel in den Ferien.
Sicherlich gibt es viele, die endloses sonnen am Pool oder am Strand, ein dezentes Animationsprogramm mit abendlichen Musik- und Tanzshows sowie einen fix zugeteilten Tisch für die Mahlzeiten zu schätzen wissen – doch ich weiss jetzt definitiv: ich gehöre nicht dazu.
Die Insel mir ihren zahlreichen Tavernen – z.B. das Restaurant «Kanali» bei Elounda – will erkundet werden.
Mit dem Mietauto ins Hinterland von Kreta
Am zweiten Strandtag bereits war klar: wir müssen unsere Ferien etwas «aufpimpen» – ein Auto muss her. Im Fiat Panda sind wir schliesslich ins hügelige Hinterland gefahren.
Kleine Bergdörfer mit lauschigen Tavernen, Verkäuferinnen, die entlang der Strasse Oliven, Öl und anderes aus der heimischen Produktion feilbieten, kleine Kapellen in der Mitte von nirgendwo… und plötzlich war es da, das Ferien-Feeling.
Eine Fahrt durch die idyllische Hügellandschaft lohnt sich.
Klar, Reiseziele wie Kreta sind durch und durch touristisch. Das heisst man darf sich nicht wundern, wenn im verschlafenen Nest Tzermiado plötzlich ein Reisecar hält und 50 französische Touristen die „Taverna Kronio“ stürmen, denn schliesslich steht diese als Restaurant-Tipp in einem offenbar sehr beliebten französischen Reiseführer (und wir fragten uns noch, warum uns der Chef dort mit „Bonjour les gaulois“ empfing).
Lauschiges Plätzchen: die „Taverna Kronio“ in Tzermiado.
„Züridütsch“ auf Kreta
Unter anderem führte uns einer unserer Ausflüge nach Ierapetra an der Südküste Kretas. Die Stadt erhielt u.a. eine Auszeichnung für ihre Anstrengungen in Sachen nachhaltiger Entwicklung. Fürs Mittagessen hat man uns die „Taverna Gorgona“ empfohlen, in der auch die Einheimischen gerne essen gehen. Perfekt. Kaum am Tisch wurden wir auch schon herzlich empfangen: „Hoi zäme!“ Wie bitte? Ja genau. Manolis lebte vor rund 20 Jahren in Zürich und führte das Restaurant „Kreta“ am Manesseplatz. Heute lebt Manolis mit seiner Frau (eine Schweizerin übrigens, drum das „hoi zäme“) wieder in Griechenland und noch immer scheint er jede griechische Taverne der Limmatstadt zu kennen. Seine Fisch-Empfehlung (der Fang des Tages) war übrigens der Hammer und der Blick aufs 10 Meter entfernte Meer tat den Rest.
Griechisch-schweizerischer Gastgeber: Manolis in der „Taverna Gorgona“
Nur wenige Häuser weiter trafen wir auf Yiannis und Maria. Sie betreiben die kleine Boutique „By the Sea“ direkt an der Strandpromenade. Hier gibt es Schmuck, Töpferwaren, Tücher, Geschenkartikel und Souvenirs – und alles „made in Greece“. Sie sammeln sogar Steine am Strand von Ierapetra und lassen daraus Schmuckstücke fertigen.
By the Sea Im kleinen Laden «By the Sea» ist alles «Made in Greece»
Die Produkte sind hochwertig, etwas anders als das bereits Bekannte und jedes einzelne Stück hat eine Geschichte, die Yiannis gerne auch erzählt. Eine wohltuende Abwechslung zwischen all den 0815 Souvenir-Shops. Man merkt, das Paar lebt hier eine Passion. Doch das war nicht immer so. Yiannis und Maria sind studierte Architekten und haben 2011 im Rahmen der Krise ihre Arbeit verloren. Daraufhin übernahm Yiannis die elterliche Olivenöl-Produktion, verpasste dem Öl einen stylischen neuen Look und verkauft seither sein Olivenöl „My Olive Grove“ (Ultra Premium Extra Vergine) im eigenen Laden. Und wie es sich gehört, darf natürlich auch der hauseigene Raki nicht fehlen.
Wir haben Ierapetra am Nachmittag mit einem guten Gefühl wieder verlassen, denn wir wussten, wir waren nicht zum letzten Mal hier. Und die Strandtage in unserem Beach Resort wurden schliesslich zu einer angenehmen Abwechslung zu den Inselerkundungen.
Wunderschöner Sonnenuntergang…