Zu Gast bei echten Appenzellern
Ende letzten Jahres – noch vor dem grossen Schnee – haben wir uns entschieden, das Appenzell zu besuchen. Eine gute Idee, wie sich herausgestellt hat. Das Städtchen Appenzell ist klein, aber sehr herzig. Wie ein kleines, exakt geschliffenes Juwel liegt der Ort mit seinen reich verzierten Häusern der Altstadt in der sanften Hügellandschaft. Fast ein bisschen zu perfekt, könnte man meinen.
Ob Geschenkartikelgeschäft, Haushaltswaren- oder Kleiderladen – die berühmten Appenzeller-Gurte sowie Glocken in allen Formen und Grössen gibt es überall zu kaufen. Die Appenzeller wissen zweifelsohne, wie sie ihre Traditionen erfolgreich vermarkten können. Wir haben uns also auf den Weg gemacht, um einige der echten Appenzeller kennenzulernen.
Die reich verzierten Gebäude der Stadt Appenzell (Foto: Christof Sonderegger, www.appenzell.ch)
Zu Besuch bei Brauquöll Appenzell
Nach einem kurzen Spaziergang vorbei an der Kirche St. Mauritius und über die Sitter stehen wir bereits vor dem Besucherzentrum „Brauquöll Appenzell“. Das historische Gebäude beherbergt ein kleines Museum, in dem man bei einer Audio-Tour, Filmvorführung und einem „Schnüffel-Test“ alles erfährt was man schon immer über das Appenzeller Bier wissen wollte. Und natürlich kann man anschliessend auch sämtliche Bier- und Whiskysorten der Brauerei Locher im Shop kaufen.
Auf den Spuren von Quöllfrisch und Co.
Eigentlich hätte im Anschluss ein Besuch der Produktionsstätte des Appenzeller Alpenbitters gut gepasst, doch das muss wohl bis zu unserem nächsten Ausflug warten. Wir sind nämlich schon auf dem Weg zum Mittagessen bei der Grossmutter. Im Restaurant „Schnuggebock“ in Teufen ist vieles noch wie zu Grosis Zeiten: man schöpft sich das Essen selbst von der grossen Platte in der Mitte des Tischs, stellt das Geschirr nach dem Essen selbst zusammen und spielt zum Zeitvertrieb eine runde Eile mit Weile.
Trailer Erlebnis Waldegg
Jock führt durch die Waldegg
Bei Grossmutter sind alle willkommen
Wer Exotisches sucht, wird hier nicht fündig. Alles ist währschaft und einheimisch: Hackbraten mit Rotkraut und Kartoffelstock, Gerstensuppe, Äpfel aus der Region etc. Statt Cola gibt es Apfelmost, statt Espresso Filterkaffee und mit Plastikgeld kann man auch nicht bezahlen. Wie früher eben. Eines der Nebengebäude beherbergt eine traditionelle Backstube, in der frisches Brot, Guetzli und traditionelle Appenzeller Biber verkauft werden.
Die Erlebnisoase Waldegg, zu dem auch der „Schnuggebock“ gehört, ist längst kein Geheimtipp mehr. Familien aber auch Firmen haben den Ort längst als Ausflugsziel oder Eventlocation für sich entdeckt, denn eines ist klar: bei Grossmutter „sönd alli wöllkomm“.
Währschaft und gut: im Schnuggenbock schmeckt’s den Grossen und auch den Kleinen
Bei Sonnenschein lockt die gemütliche Aussichtsterrasse der Waldegg
Nach einem kurzen Abstecher auf den Spielplatz hinter der grossen Aussichtsterrasse sind wir nun wieder auf dem Weg ins Tal. Auf dem Programm steht noch der Besuch eines andern, waschechten Appenzellers: dem Käse.
In der Appenzeller-Schaukäserei in Stein dreht sich alles um die Käseproduktion und die strenggeheime Kräutersulz. Von der Galerie aus kann man die Käseproduktion mitverfolgen – oder wie in unserem Fall die etwas weniger spektakuläre Reinigung der Anlage. Beeindruckend war jedoch der Blick auf die rund 12‘500 Käselaibe, die von einem Roboter regelmässig mit der Lake eingerieben werden und so ihren je nach Reifegrad milden bis würzigen Geschmack bekommen.
Ein Roboter pflegt die Laibe und reibt sie mit der Kräutersulz ein
Jeweils mittwochs und sonntags um 14 Uhr werden Führungen angeboten. Und wer gerne noch mehr übers Käsen und weitere Handwerkskünste des Appenzells erfahren möchte, sollte das gleich neben der Schaukäserei liegende Appenzeller Volkskundemuseum besuchen. Gruppen können hier auch gleich selber käsen.