Home sweet Home – eine Stadtführung durch Zürich
Mit dem Hop-on-Hop-off-Bus durch Lissabon, eine Stadtführung auf dem Velo durch München, ein geführter Spaziergang durch Funchal oder mit einem Guide auf Entdeckungstour durchs Kolosseum in Rom. An vielen Orten dieser Welt stehen Führungen an der Tagesordnung. Ein persönlicher Höhepunkt sind für mich jedoch Führungen in der eigenen Stadt. Ein Spaziergang durch Zürich fühlt sich an, als würde man mit einem Innendekorateur durchs eigene Wohnzimmer gehen. Der Blick fürs Detail lässt einen Dinge erkennen, die in der Gewohnheit des Alltags schnell übersehen werden.
Dem Verbrechen auf der Spur
Verschiedene Anbieter haben eine Vielzahl unterschiedlicher Stadtführungen im Angebot. Dazu gehört z.B. auch eine Führung zur Zürcher Kriminalgeschichte (www.stattreisen.ch). Wir bewegen uns in längst vergangenen Tagen, als auf der Pestalozzi-Wiese eine Guillotine stand, Henker ein angesehener Beruf war und hin und wieder vermeintliche Hexen am Ufer der Sihl angespült wurden.
Dort wo die Zürcher heute eine Verschnaufpause vom Shopping einlegen, sollen früher Köpfe gerollt sein.
Wir erfahren aber auch, wo in Zürich die Aussätzigen zusammen mit Verbrechern und Katholiken begraben wurden. Selbstverständlich dürfen auch Verbrechen neueren Datums nicht fehlen, z.B. der Fraumünster-Postraub aus dem Jahr 1997. Um solche Verbrechen geht es übrigens auch auf der Führung „Money Money Money“ von Zürich Tourismus (www.zuerich.com/de/besuchen/touren-zurich) zum Finanzplatz Zürich.
Wenn es um Geld und Verbrechen geht, darf ein Stopp am Paradeplatz natürlich nicht fehlen.
Ghostwalk in Zürich – Myteriöse Geschichten
Eher gruselig geht es auf dem „Ghost Walk“ (www.ghostwalk.ch) zu und her. Dan Dent erzählt Geschichten von Geistern und mysteriösen Todesfällen rund um Zürich, kennt aber auch kuriose Anekdoten, etwa dass die Herberge im heutigen Haus „Zum Storchen“ zwei Mal jährlich die Bettwäsche gewechselt hatte und darum als beste Unterkunft der Stadt galt (die Führung erfolgt auf Englisch).
Dan Dent hält auf seinem Ghost Walk so manche Gruselgeschichte für seine Zuhörer bereit. (copyright: www.ghoswalk.ch)
Zürich und die Avantgarde
Zürich war um die Jahrhundertwende Treffpunkt für Intellektuelle und Freidenker. An Orten wie dem historischen Café Odeon trafen sich Anfang des 20. Jahrhunderts Schriftsteller, Dichter, Maler und Musiker. Man las internationale Zeitungen und sprach über das Weltgeschehen. Eine Polizeistunde war bis zum ersten Weltkrieg ein Fremdwort.
Ein Blick ins Café Odeon versetzt einen zurück in die Zeit der Avantgarde. (copyrght: www.odeon.ch)
Diese Zeit steht auch für einen Wandel im Bereich des Städtebaus. Es wurde aber nicht „ge-baut“, sondern eher „ent-baut“, d.h. die Stadtbild wurde durch das Entfernen verschiedener Häuser wieder etwas „luftiger“. Sehr gut sichtbar ist dies z.B. im Rosenhof. Beim Blick zur Limmat und in Richtung Niederdorfstrasse stellt man fest, dass hier einmal ein durchgehendes Gebäude gestanden hatte und der Zwischenteil nachträglich entfernt wurde.
Das Haus in der Mitte verlief einst über den ganzen Platz. Durch den Abriss des Mittelteils wurde der Rosenhof geschaffen.
Aber auch generelle Führungen zu den Sehenswürdigkeiten in Zürich sind immer wieder spannend. So erfährt man beispielsweise näheres zum rund 700 Jahre alten Sodbrunnen im Rennweg oder es wird die Frage beantwortet, warum auf der Fassade des Hotel Widder eine Katze mit Brille aufgemalt ist.
Vom Rennweg aus kaum erkennbar: Die Katze trägt eine Brille.
Zürich aus der Sicht von Obdachlosen
Besonders eindrücklich ist auch der soziale Stadtrundgang des Vereins Surprise (www.vereinsurprise.ch/zurich/stadtrundgang). Verschiedene Armutsbetroffene, Ausgesteuerte und Obdachlose erzählen aus ihrem Alltag und zeigen uns Orte, an denen wir zwar oft vorbei gehen, aber nie stehenbleiben.