Tipps für das Fliegen mit Baby
Wer wie ich mit einem Baby einen Langstreckenflug plant, kann sich sicher sein, dass er vorgängig aus seinem Umfeld viel Kritik, Bedenken und Tipps erhält.
“In Österreich ist es doch auch so schön. Hier kann man ganz wunderbar Urlaub mit Baby machen…und es ist doch so sicher hier. Und so sauber. Und an jedem Eck ein Spital. Und man kann das Wasser aus dem Hahn trinken.” Ja – und es ist seeeeeehr kalt im Januar. “Naja, würden denn nicht auch die Kanaren reichen? Da fliegt man nicht so lange hin”. Eh – aber vier Wochen Strand…? “Nein, also da muss man sich auch mal zurücknehmen müssen. So ein langer Flug mit einem so kleinen Kind…die hohe Strahlung, die enge Kabine, die schlechte Luft, der Jetlag”… die Liste mit Bedenken was das Fliegen mit Baby angeht, geht ins schier Unermessliche.
Wie sich herausstellt spricht aber keiner der erhobenen Zeigefinger aus eigener Erfahrung, denn “ICH würde meinem Kind diesen Stress ja NIEMALS antun”…Doch für uns passt der Zeitpunkt einfach perfekt. Ich habe Mutterschaftsurlaub und 4 Wochen Zeit. Meine Tochter hat zwar einen ziemlichen Bewegungsdrang, aber wenn sie mal schläft, dann schläft sie. Wenn nicht jetzt, wann dann? Wir buchen also einen Nachtflug nach Los Angeles.
Fliegen mit Baby: Die Wahl des Sitzplatzes
Bei den meisten Airlines in Europa fliegen Babies (bis 2 Jahre) zum Tarif von 10 % des Normalpreises. Dafür haben sie aber keinen Anspruch auf einen eigenen Platz, das Baby wird auf dem Schoss befördert. Manche Airlines bieten für Langstreckenflüge ein Babybett (babycot, babybasket, bassinett), das an die Trennwand zwischen Business und Economy Class angebracht wird. Die Anzahl ist klarerweise begrenzt, daher lohnt es sich, den Sitzplatz und das Babybett frühzeitig zu reservieren.
Wollen wir natürlich auch – und stossen auch schon auf unsere erste Herausforderung. Die Babybetten sind je nach Airline nur für ein bestimmtes Gewicht bzw. eine bestimmte Größe zulässig (für Lufthansa ist meine Tochter zu groß) oder bis zu einem bestimmten Alter (für SWISS ist meine Tochter zu alt).
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12 Stunden auf dem Schoss….bei aller Mutterliebe…nein! Die Alternative ist, für die Kleine einen eigenen Sitz zu buchen und sie in einem für Flugreisen zugelassenen Autositz zu befördern. Allerdings: Nur wenige Modelle funktionieren an Bord, da sie hier nicht mit dem klassischen Dreipunkt-Gurt aus dem Auto, sondern nur mit einem Zweipunkt-Beckengurt gesichert werden müssen. Unbedingt auf das Siegel “for use in aircrafts” achten.
Der TÜV hat eine aktuelle Liste an zugelassenen Kindersitzen zusammengestellt. Aber Achtung: Auch hier schreiben die meisten Airlines ein bestimmtes Alter und/oder Größe vor. Wir sind bei unserer Recherche schließlich bei British Airways gelandet, die für mich die praktikabelste Lösung bieten: ein Babybett für kleinere Babies, und ein Kindersitz (mit Sitz- und Liegeposition) für größere Exemplare. BINGO! Der Flug ist schnell gebucht, der Platz gleich reserviert. Die Reise kann losgehen!
Kinderwagen im Flugzeug
Kinderwägen müssen beim Sperrgepäck aufgegeben werden. Buggies (müssen aus einem Stück bestehen und zusammenfaltbar sein) können bis zum Flieger mitgenommen werden und werden dann erst am Gate aufgegeben. Theoretisch sehr nett. Wenn man denn den Buggy auch beim Verlassen des Flugzeuges wiederbekommt. Leider gibt es aber Flughäfen (z.B. Wien oder Funchal), die das nicht mehr erlauben, und den Buggy erst wieder am Gepäcksband ausspucken. Ein bewegungsfreudiges Baby nach einer durchwachten Nacht durch den ganzen Flughafen tragen… es empfiehlt sich also unbedingt ein Tragetuch mitzunehmen!
Das gehört ins Handegepäck
Ich gebe zu – ich reise zwar gerne, aber ich packe überhaupt nicht gerne. Schon für mich nicht, und jetzt noch für ein Baby. Hier muss man ein wahrer Hellseher sein. Wer weiss schon, ob wir pünktlich abfliegen, oder überhaupt abfliegen (Januar! Schnee!), ob wir den Anschluss in London schaffen ob wir in der USA lange auf die Einreise warten müssen. Wird die Kleine schlafen oder wird sie mit aller Kraft durchhalten bis wir ankommen? Man weiss es nicht…also müssen wir gewappnet sein. Hier eine Liste, die sich für uns bewährt hat:
- Viele Spucktücher (kann man für alles verwenden, fürs Saubermachen, zum Zudecken, zum Spielen…)
- Windeln (doppelt so viele als man für die Reisezeit brauchen würde…um abgesichert zu sein)
- Babyfood und Babygetränke (ebenso doppelt so viel wie normalerweise, denn in der Höhe arbeiten unsere Geschmacksnerven anders und evtl. möchte Baby sein Lieblingsessen nicht mehr und man braucht Alternativen. Oder das Essen wird bei Turbulenzen verschüttet). Es ist mir auch schon mal passiert, dass bei einem Flug das stille Wasser ausgegangen ist…
- 3 Garnituren Kleidung zum Wechseln. Auch für Mama 🙂
- Eine Mütze (Aircondition!)
- Fleckenentferner
- Spielsachen – am besten leicht und handlich und es empfiehlt sich etwas Neues mit zu nehmen, dass Baby noch nicht kennt, so ist es (hoffentlich) länger beschäftigt
- Medikamente (falls gerade nötig, aber unbedingt auch Schmerzmittel für den Notfall)
- Lieblingsdecke, Lieblingsstofftier…irgendetwas das ans Bett zu Hause erinnert
Das Lieblingsstofftier muss immer griffbereit sein!
Security Check mit Baby
Babyfood und -getränke sind von den gängigen Sicherheitsbestimmungen ausgeschlossen, sprich, es dürfen größere Mengen mitgenommen werden. An vielen Flughäfen gibt es eigene Geräte, in denen das Essen dann überprüft wird.
Meist wird man mit Baby vorgelassen und muss sich nicht in der langen Schlange anstellen – ich würde mich aber nicht darauf verlassen, und eine halbe Stunde plus einrechnen… einfach um sich den Stress zu ersparen.
Transit mit Baby
Viele Flughäfen, so z.B. London, Zürich, Wien, Frankfurt, bieten eigene Lounges für Familien, die kostenlos sind. Hier gibt es ruhige Ecken zum Stillen und Wickeln, die Möglichkeit das Fläschchen zu wärmen und Spielecken.
An manchen Flughäfen (z.B. Wien) kann man sich auch kostenlos einen kleinen Kinderwagen ausborgen.
Tipps für den Flug mit Baby
- Babies können keinen Druckausgleich machen, was zu Ohrenschmerzen führen kann. Es hilft, wenn Baby während Start und Landung trinken kann (einfach stillen oder ein Fläschchen vorbereiten).
- Die Kabinenluft ist sehr trocken, und trocknet die Schleimhäute aus, was wiederum feiner Nährboden für Keime ist. Meersalz Nasenspray hilft!
- Nach vorangegangenen eng bestuhlten Flügen und entsprechenden Verrenkungen haben wir diesmal die Spielsachen an eine lange Schnur gebunden und am Baby(sitz) festgemacht…das hat sehr geholfen.
- Nicht jeder Flug ist gleich. Manchmal funktioniert alles wunderbar, manchmal ist Baby nicht gut drauf und schreit. Hier hilft nur eines: Nerven behalten und über griesgrämige Co-Passagiere hinwegsehen.
- Nicht zu schüchtern sein, und die Crew wenn nötig um Hilfe bitten. Dazu sind sie da! Und es ist bestimmt nicht das erste Baby an Board.
- Nervöse Eltern = nervöses Baby. Relaxte Eltern = relaxtes Baby
…übrigens… Baby hat beide Flüge grossteils verschlafen…und ist gesund und munter in LA und Wien angekommen…zugegebenermassen mit Jetlag…aber das ist eine andere Geschichte…
Hier noch Tipps der SWISS für Flugreisen mit Kindern.
Was Travelista Gerlinde auf ihrem ersten Flug mit Baby erlebt hat, erfahrt ihr in diesem Blogbeitrag.
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