Süffige Schweizer Weine für den Campingplatz
Im Sommer is(s)t man am liebsten draussen. So erstaunt es nicht, dass Campingferien boomen. Um glücklich zu sein, braucht es wenig: etwas für den Grill – und leichte, aber nicht anspruchslose Weine. Wir haben fünf passende und gelungene Beispiele aus der Schweiz ausgewählt.
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Die Corona-Krise hat das Verhalten der Schweizer und Schweizerinnen verändert. Man will allzu grosse Ansammlungen meiden und sucht Individualität und – genügend Platz. So erstaunt es nicht, dass in den kommenden Sommerferien Ferien auf dem Camping-Platz zu den Rennern zählen. Man ist flexibel, unabhängig, nah an der Natur. Ein Geheimtipp in der Schweiz ist beispielsweise das fast 100-jährige Berggasthaus Relais d’Arpette im Walliser Ort Champex-Lac, das Stellplätze für Zelte und Camper zur Verfügung stellt. Ebenfalls begehrt sind Plätze in den TCS Campings Flaach am Rhein im Zürcher Weinland sowie Disentis, ein besonders idyllisches Bijou.
Für die ein- oder zweiwöchige Auszeit in der Natur braucht es prinzipiell nicht allzu viel, was das Kulinarische anbetrifft. Ein gutes Stück Fleisch auf dem Grill, Brot und Käse. Ins Feriengepäck gehören selbstverständlich auch einige Flaschen Wein. Aber welche? Für unkomplizierte Camping-Ferien sind weder intellektuelle Gewächse noch schwermütige Kraftprotze gefragt. Andere Eigenschaften versprechen mehr Genuss: frisch, unkompliziert, leicht bis mittelschwer, zugänglich. Das heisst nicht, dass man sich mit anspruchslosen Weinen in der Preisklasse um fünf, sechs Franken eindecken sollte. Wer so wenig bezahlen will, bekommt ein anonymes, standardisiertes Industrieprodukt.
Eine eigentliche Qualitätsrevolution hat in den Schweizer Rebbergen stattgefunden – und findet weiterhin statt. Alle sechs Anbauregionen, Wallis, Waadt, Deutschschweiz, Tessin, Drei-Seen-Region und Genf, warten mit spektakulären Produzenten und Produzentinnen sowie ebensolchen Tropfen aus. Wir haben fünf besonders gelungene Beispiele aus fünf verschiedenen Anbauregionen ausgewählt, die perfekt auf den Campingplatz passen und das Ferienglück vollkommen machen.
Neuchâtel 2020, Weingut Christian Rossel, Hauterive NE: Der Winzer keltert aus biodynamisch produzierten Trauben einen leichten, unaufdringlichen und süffigen Weisswein aus Chasselas, der am meist verbreiteten weissen Rebsorte des Landes. Im Bouquet lassen sich florale und dezent mineralische Noten ausmachen. Im Gaumen ist der Tropfen aus der Drei-Seen-Region trocken, leicht, mit einer feinen Säure ausgestattet und endet mit einem mittellangen Nachhall. Man geniesst ihn am besten kühl, als Apéritif oder als Begleiter zu einem Gemüsekuchen oder Süsswasser-Fisch (Fr. 17.80; www.kueferweg.ch)
Chardonnay Traditionell 2020, Weingut Felixer am Oelberg, Walenstadt SG: An den Gestaden des Walensees wachsen verschiedene Rebsorten, auch der global omnipräsente Chardonnay. Ein gutes Beispiel ohne Holzeinsatz keltert das Weingut Felixer am Oelberg, wie seine Eigenschaften beweisen: fruchtig-blumige Noten, trocken, gut integrierte Säure, geradlinig, elegant, mittelschwer und mit einer schönen Länge endend. Der unkomplizierte Weisswein ist vielseitig einsetzbar, beispielsweise um die letzten Sonnenstrahlen zu geniessen (20 Fr.; www.felixeramoelberg.ch).
13 Rosé 2020, Castello di Morcote, Morcote TI: Zum ersten Mal hat das ambitionierte Weingut aus dem Tessin einen Rosé aus Merlot gekeltert. Die Premiere lässt sich überaus sehen: mittleres Rosa, schöne Aromatik (rote Beeren, florale, würzige Noten), im Gaumen trocken, mittelschwer, elegant, reife Säure, gute Länge. Das ist ein Rosé mit Substanz, der auch höheren Ansprüchen genügt. Der ideale Sommerwein passt als Apéro, zu Tapas und diversen Sommergerichten. Da geht auf dem Campingplatz nichts schief (28 Fr.; www.castellodimorcte.ch)
Syrah les Pierriers 2019, Weingut Besse, Martigny VS: Im grössten Anbaugebiet der Schweiz wachsen unzählige Rebsorten, beispielsweise die Edel-Traube Syrah. Zu den auffälligsten Interpreten zählt das Weingut Besse. Seine Gewächse überzeugen durch Individualität und Sortentypizität. Der 2019er mit seiner typischen Pfeffernote vereint Kraft und Eleganz auf ideale Art und Weise. Ein Syrah, der jede Campingferien veredelt und perfekt zu Fleischgrilladen passt (Fr. 22.50; www.besse.ch)
Pinot noir Cuvée Spéciale 2019, Weingut Les Frères Dutruy, Founex VD: Das Waadtland ist zwar Chasselas-Land, aber es kann auch sehr schöne Rotweine produzieren. Die Gebrüder Dutruy aus der La Côte gilt es im Auge zu behalten. Ihr im Barrique ausgebauter Bio-Tropfen ist besonders schön gelungen: vielschichtiges Bouquet von roten Früchten, Veilchen und dezenten Röstnoten, im Gaumen dicht, elegant, gut strukturiert und mit einem langen Finale. Ideal zu Fleischgerichten und als Meditationswein zu später Stunde draussen in der Natur (Fr. 20.50; www.lesfreresdutruy.ch)
Zur Person:
Der Weinkurator und Weinjournalist lebt Wein. Er hat sein Hobby und seine Leidenschaft zum Beruf gemacht. Peter Keller führt seit 10 Jahren erfolgreich Weinseminare durch. 2012 erschien sein erstes Buch „Wein? Keller!“, 101 Fragen aus der Welt der edlen Tropfen beantwortet von Peter Keller. Drei Jahre später folgte der zweite Band. Peter Keller besitzt das Diplom des „Wine and Spirit Education Trust“ und ist Weinakademiker. Er ist zudem Mitglied der renommierten Vereinigung „Mémoire des Vins Suisses“.