Unvergesslicher Familienurlaub auf Sylt: Entdecke die Nordseeinsel
Sylt – die Insel meiner Kindheit und Jugend. Ich habe sie immer geliebt. Allerdings ist es auch knapp 30 Jahre her, dass ich das letzte Mal dort war. Es wird also höchste Zeit, meinen Kindern und meinem Mann diese wunderschöne Nordsee-Perle zu zeigen. Wir hatten uns bei der Buchung einen schönen Sommerurlaub mit Strand, Meer und guter Luft vorgestellt. Das dann alles etwas anders kam, konnte im Januar diesen Jahres ja noch niemand ahnen. Warum es dennoch ein schöner Urlaub war, das lest ihr hier.
Das Wetter auf Sylt ist unberechenbar. Mir zeigte sich die Insel in der Kindheit im wahrsten Sinne des Wortes nur von ihrer Sonnenseite. Aber dieses Mal sollte es anders sein. Wetterprognose: eine Woche lang Regen und kühle Temperaturen und das Ende Juli. Letztlich regnete es an nur einem Tag wie aus Eimern und den Rest der Zeit war es immerhin trocken, wenn auch eher herbstlich. Wir haben die Zeit trotzdem gut genutzt und viel gesehen. Hier kommen unsere Highlights:
Sylt: Ein Juwel in der Nordsee
Sylt ist eine der bekanntesten deutschen Inseln und zieht seit Jahrzehnten Besucher aus aller Welt an – ob Jetset, Promi oder Normalo. Die Insel beeindruckt mit ihren 12 unterschiedlichen Orten, einer einzigartigen Mischung aus elegantem Charme, maritimer Atmosphäre und einer entspannten Lebensart. Allein die Anreise über den Hindenburgdamm mit dem Autozug war für die Kinder schon ein Highlight! Denn über das Wasser fahren und nebenbei Schafe, Kühe und Pferde zu sehen sowie – je nach Ankunftszeit bereits Flut oder Ebbe zu erleben – das hat etwas.
Wattwanderung für kleine Entdecker und Naturreservate zum Erkunden
Die Sylter sind stolz auf die einzigartige Natur und mehrere Naturreservate, die ihre Insel zu bieten hat.
Die Nordsee, die Sylt umgibt, ist nicht nur erfrischend, sondern auch faszinierend. Die Gezeiten verändern das Bild der Küste ständig und man kann Flut und Ebbe hautnah erleben. Wir haben uns für eine Familien-Wattwanderung im sandigen Watt der Schutzstation Wattenmeer in Hörnum entschieden, um den Kindern die Thematik live erlebbar zu machen. Zwei junge Menschen, die gerade ihr freiwilliges soziales Jahr machen, haben uns geführt und ihr Wissen als Schutzgebietsbetreuer:innen im Nationalpark mit uns geteilt.
So konnten wir das einzigartige Ökosystem des Watts erkunden, Meerestiere beobachten und viel über die Natur lernen. Wir haben erfahren, wie Wattwürmer buddeln, Krebse gefunden, Muscheln sich wieder einbuddeln lassen und viel mehr. Und die Kinder durften frischen Meeressalat (Algen) probieren. Hier in Hörnum ist das Wissen auch im Nationalpark-Haus «Arche Wattenmeer» vereint. Das größte Nationalpark-Infozentrum der Schutzstation Wattenmeer lädt Jung und Alt ein, die bunte Artenvielfalt der Nordsee spielerisch zu erkunden. Die Freiwilligen bieten auch vogelkundliche Führungen, Strandführungen, Nacht-und Sagenwanderungen an – da ist für jeden etwas dabei.
Indoor bei schlechtem Wetter
Sylt Aquarium: durch das Berliner Aquarium sind wir schon sehr verwöhnt, aber ich muss sagen, dass ich dennoch positiv überrascht war. In rund 21 kreativ gestalteten Schaubecken mit rund 450.000 Litern Meerwasser, kann man die Wasserwelt rundum Sylt entdecken. Der Rundgang führt zum Hindenburgdamm, entlang durch das Wattenmeer, vorbei an Schlammuferzonen und Wellenbecken und deren Bewohnern. Felsen, Mole und Hafenanlagen bilden eine authentische Kulisse. Am ersten gläserner Panoramatunnel durchquert man dann das größte Nordseebecken und kann diesen Lebensraum hautnah erleben.
Im Anschluss wartet dann die Welt der tropischen Ozeane auf die Besucher. Am Ende gelangt man hier an den Höhepunkt der Ausstellung: ein Becken, das allein 500.000 Liter Meerwasser fasst und mit Haien und Rochen aufwartet. Diese Artenvielfalt kann man auch wieder durch einen 10 Meter langen Acryltunnel bewundern. Die Fische schwimmen quasi über einem – das fanden die Kids natürlich toll. Vor dem Aquarium gibt es auch noch einen Abenteuerspielplatz, der von unseren Kindern natürlich sogleich in Beschlag genommen wurde.
Den Tag, an dem es wie aus Kübeln schüttete, verbrachten wir im Erlebniszentrum Naturgewalten in List. Als ich klein war, gab es das noch nicht, umso gespannter war ich. Hier können kleine Entdecker auf spielerische Art und Weise viel über das Klima und die Natur der Nordseeinsel erfahren. In der Ausstellung werden die Geschichte der Insel, die Entstehung und der Küstenschutz thematisiert. Außerdem werden die Tiere und Pflanzen Sylts vorgestellt. Texte, Filme, Exponate zum Anfassen und Ausprobieren sowie Hörstationen schaffen es, die Aufmerksamkeit der Besucher auch über mehrere Stunden hinweg aufrechtzuerhalten – hat auch bei unseren Kids funktioniert.
Alle Hörstationen in der Ausstellung haben einen eigenen Kinderkanal mit einfachen Erklärungen der wissenschaftlichen Phänomene (gekennzeichnet mit einer roten Krabbe) und viele Ausstellungsstücke für Kinder im Vorschulalter sind im gesamten Gebäude verteilt und laden zum Anfassen und Ausprobieren ein.Hier kann man wirklich die Zeit und vor allem das Wetter draußen vergessen. Im Gebäude integriert ist auch der Syltdome – ein 360-Grad-Kino, das wir zu Beginn gleich mitgebucht hatten. Sehr eindrücklich und schön wird hier die Vegetation von Sylt erläutert – hat Planetariums-Atmosphäre. Und am Ende gab es für uns im Bistro Waffeln und warmen Milchreis. Ein gelungener Tag für „Schietwedder“.
Bootsausflug
Ein ganz besonderes Highlight für uns alle war die Fahrt mit der «Gret Palucca». Der Ausflugskutter wurde 1941 gebaut und trägt den Namen in Erinnerung an die gleichnamige berühmte Dresdner Ausdruckstänzerin, die bis zu ihrem Tod regelmäßig Ferien in List auf Sylt machte. Die aktuelle „Gret“ steht in einer langen Tradition: Bereits Anfang des vergangenen Jahrhunderts fuhren Kutter dieses Namens von List aus die ersten mutigen Gäste zu den der Insel vorgelagerten Austernbänken hinaus. Die Winter für Winter aufwändig und liebevoll in der Werft gepflegte und restaurierte, 70 Jahre alte „Gret Palucca“ von heute besitzt ein offenes Hauptdeck und ein Unterdeck. Vom Lister Hafen ging es los.
Eine tolle Besatzung mit Humor und Kompetenz und einem Kapitän, der auch aussieht wie ein echter Seefahrer. Recht zu Beginn der Fahrt wurde ein großes Netz ausgeworfen und wir alle durften dann den Seetierfang bewundern. Es wurde viel erklärt und die Kinder hatten die Möglichkeit die Krebse und Seesterne auch alle anfassen zu dürfen, um sie dann wieder ins Meer zu werfen. Vor Sylt werden ja auch Austern gezüchtet und gefischt.
Frische Nordsee-Austern waren natürlich ebenfalls Teil des Fangs und durften dann an Bord verspeist werden – ohne Zitrone oder SchnickSchnack – meine dreijährige Tochter war die erste die sich meldete und sogleich in den Genuss der ersten Auster ihres Lebens kam. Dann ging es weiter zu den Seehundbänken. Mit entsprechender Entfernung, aber dennoch nah genug, hatten wir die Chance ausgewachsene Tiere und Babies zu beobachten, was einmalig war. Die Kinder haben noch Tage danach davon erzählt.
Museen und Kultur
Ja, auch die haben wir besucht – ich wollte natürlich selbst hinein, aber habe die Kinder nicht gezwungen. Sie waren diejenigen, die wissen wollten, was es denn in dem alten friesischen Haus wohl aussieht. Wie gesagt, so getan. Wir haben ein Kombi-Ticket der Sölring Museen gekauft, mit dem man gleich vier historische Orte auf Sylt besuchen kann.
Das Sylt Museum zeigt 5000 Jahre Sylt. Hier findet man neben der Kunst-und Kulturgeschichte auch Einblicke in die Ur-und Frühgeschichte der Insel. Im oberen Teil gibt es immer Sonderausstellungen – als wir da waren, war gerade eine Ausstellung eines Sylter Fotografen und eine spannende Ausstellung zu Valeska Gert zu sehen. Hier gibt es auch eine alte Schulbank, Kleidung aus mehreren Jahrhunderten – alles toll und teils interaktiv für die Kinder.
Das altfriesische Haus fanden die Kids besonders spannend: Wie hat man um 1640 in einem originalen Kapitänshaus gelebt? Wo schliefen die Kinder? Was machte man den ganzen Tag? Eine schön aufbereitete Zeitreise in die Inselwohnwelten der vergangenen Jahrhunderte.
Das Steinzeitgrab Denghoog war natürlich auch sehr spannend. Der Mann (Roger) am Kassenhäuschen hatte ein beeindruckendes Wissen, das er den Kindern sehr gut vermitteln konnte. Und dann ging es über eine Treppe oder in geduckter Haltung von unten in die 5000 Jahre alte begehbare Grabkammer. Zugleich eines der eindrucksvollsten und bedeutendsten Großsteingräber Nordeuropas.
Und als letztes haben wir die Vogelkoje in Kampen besucht. Ein wirklich herausragendes Naturschutzgebiet mit Interaktion (zwei spannenden Häusern und einem Info-Pfad) und zugleich Zeugnis des über 200 Jahre praktizierten Entenfangs auf der Insel.
Strandurlaub par excellence
Die kilometerlangen Sandstrände von Sylt sind perfekt für einen Strandurlaub. Die Kinder können Sandburgen bauen, im flachen Wasser planschen und Muscheln sammeln – so in etwa hatten wir uns das vorgestellt. Daraus wurde bekanntermaßen nichts, aber dennoch konnten wir auch beim bloßen Spaziergängen am Strand oder im Watt viele tolle Dinge, wie Muscheln und Krebse entdecken, auch ein wenig Buddeln und einfach die Nordsee und die gute Luft genießen.
Einmal haben wir es auch gewagt die Füße ins Wasser zu stecken, das Unterfangen dann aber schnell wieder beendet. Und die malerischen Küstenlandschaften von Sylt sind einfach zauberhaft. Die imposanten Klippen, das sanfte Rauschen der Wellen und der Blick auf den Horizont schaffen eine unvergleichliche Atmosphäre. Wir wagten uns gar an den nördlichsten Punkt Deutschlands durch eine wunderschöne Dünenlandschaft.
Wassersport für Abenteuerlustige
Wassersportler kommen auf Sylt voll auf ihre Kosten. Ob Windsurfen, Kitesurfen oder Stand-up Paddling – die Nordsee bietet die perfekte Kulisse für spannende Wassersportaktivitäten. Wir haben es zwar nicht selbst ausprobiert, aber insbesondere am Ellenbogen in List, gibt es die idealen Voraussetzungen für Kite-Surfer. Wir sahen sie jeden Morgen aus unserem Fenster der Jugendherberge und hatten auch Glück, einige vor Ort anzutreffen, die meinen Kindern dann alles erklärten. Mein Sohn durfte sogar die Luft aus dem Kite entlassen – sein Highlight des Tages.
Unterkunft
Machen wir uns nichts vor, Sylt ist ein teures Pflaster, insbesondere für Familien. Daher haben wir uns für die Jugendherberge Mövenburg in List entschieden. Auf der Insel gibt es noch zwei weitere. Wir waren positiv überrascht über die Möglichkeiten vor Ort: Spiele ausleihen, Fuß-oder Basketballmöglichkeiten, Tischtennis und viel mehr. Wir hatten zwar ein Zimmer mit Doppelstockbetten, die Kinder fanden es aber genial.
Das Tolle war, dass die Kinder natürlich gleich Anschluss zu Gleichaltrigen gefunden haben und das Fußball spielen nach dem Abendessen war ein gesetzter Termin. Wir hatten Vollpension gebucht und somit jeweils Frühstück, bei dem man sich sein Lunchpaket für den Mittag selbst vorbereiten konnte sowie warmes Abendessen – abends sehr abwechslungsreich und frisch gekocht, hätte es am Morgen auch noch etwas vielfältiger sein können.
Besonders schön fanden wir die Lage mitten im Naturschutzgebiet. Jeden Morgen haben uns die Schafe begrüßt, die ganz entspannt über das gesamt Gelände laufen. Wer seinen Familienurlaub mit einem Hauch von Luxus verbinden möchte, findet auf Sylt natürlich auch eine beeindruckende Auswahl an exklusiven Unterkünften. Von Strandvillen bis hin zu eleganten Hotels ist für jeden Geschmack etwas dabei.
Gastronomie
Ein Must, wenn auch mittlerweile sehr touristisch: Die Kupferkanne in Kampen. Sie ist eingebettet in eine bezaubernde Kiefernlandschaft mit Blick auf das Sylter Wattenmeer. Sie stellt seit Generationen ein Refugium für ihre Gäste dar. Bei wunderschönem Meerblick kann man den hausgerösteten Kaffee und Kuchen aus der Backstube genießen.
Sehr spannend fanden die Kinder auch die Geschichte dahinter, denn acht Tage vor Kriegsende setzte der 35jährige Bildhauer Günter Rieck als Oberleutnant der Kriegsmarine im Hafen von Hörnum zum ersten Mal einen Fuß auf das Sylter Eiland. Als Quartier wurde ihm nach der Kapitulation ein halb in die Erde eingelassener Flakbunker in Kampen, direkt an einem der 800 Hünengräber der Insel, zugewiesen.
Der Bildhauer Günter Rieck grub sich ein Schlafzimmer in die Erde, meißelte ein großes Fenster in die Bunkerwand und hatte somit sein Atelier indem er Vasen aus Wattschlick formte. Bald kamen die ersten Freunde, die es ebenfalls auf die Insel verschlagen hatte zu einem Glas Wein vorbei. Ernst von Salomon, der in einem Bunker nebenan seinen Bestseller „Der Fragebogen“ schrieb, Hjalmar Schacht und Schauspieler Matthias Wiemann.
Aus dem Künstleratelier wurde 1950 ein Künstlerlokal: „Die Kupferkanne„. Das innere des alten Bunkers verwandelte sich in ein Labyrinth der Behaglichkeit. Verwinkelte Gänge und schmale Stufen führten zu verwunschenen Grotten, die nur von Kerzenlicht erhellt wurden. In der Kupferkanne haben viele Begegnungen stattgefunden und auch heute ist das Café unbestritten ein Treffpunkt aller Sylt Gäste.
Im herrlichen Kaffeegarten mit dem traumhaften Blick über das Wattenmeer kann man heute wieder ein Stück jener Ausstrahlung spüren, denen sich schon vor Tausenden von Jahren die Menschen nicht entziehen konnten. Wir hatten je einen Cappuccino, die Kinder zwei Apfelschorlen und insgesamt vier Stücke Blechkuchen – zwei hätten es auch getan, denn sie waren sehr reichlich bemessen und lecker.
Gosch Sylt
er nicht bei Gosch war, war nicht auf Sylt. Der Gründer Jürgen Gosch verdiente sich sein erstes Geld im Alter von vier oder fünf Jahren beim Krabbenpulen. Gosch, der gelernter Maurer ist, kam 1966 im Auftrag einer Baufirma erstmals nach Sylt, wo er neben der Arbeit als Maurer nach Feierabend aus einem Bauchladen Fisch verkaufte. Bis 1972 war er als fliegender Händler unterwegs, dann eröffnete er mit einem Verkaufswagen einen Imbiss am Hafen in List auf Sylt, der für sich reklamiert, die „Nördlichste Fischbude Deutschlands“ zu sein, was insofern glaubhaft ist, als List die nördlichste Ortschaft in Deutschland ist.
Ab den 1980er Jahren expandierte Gosch zunächst auf der Insel und gründete Niederlassungen in Westerland, List und Wenningstedt. Wenig später kamen erste Niederlassungen in Hamburg, Berlin und Düsseldorf hinzu. Heute verfügt er über elf Betriebe auf Sylt und 20 Franchise-Nehmer in ganz Deutschland sowie einen Onlineversand für Fisch und Meeresfrüchte. Also eine echter Selfmade-Millionär-Story -und wirklich gute Fischspeisen obendrein 😉
Ansonsten gibt es vom Wochenmärkt, über Strandbistros bis zur Sternegastronomie natürlich alles auf Sylt – was das Herz begehrt. https://www.sylt.de/sylturlaub-ist/genuss
Betreuung
Wer einmal Zeit zu zweit genießen möchte und in Westerland unterwegs ist, kann die Kinder in der Villa Kunterbunt www.insel-sylt.de anmelden. Hier sind Kinder von 3 bis 13 Jahren willkommen und haben täglich abwechselnde Aktionen. Kostenpflichtig anmelden kann man die Kinder unter villa.kunterbunt@insel-sylt.de
Fazit: Insgesamt bietet Sylt als Familienreiseziel eine perfekte Mischung aus Entspannung, Abenteuer und Naturerlebnissen.
An-und Abreise:
Auch für einen Kurzurlaub ist Sylt ideal. Die gute Erreichbarkeit mit der Bahn oder dem Auto macht die Insel zu einem perfekten Ziel für eine Auszeit vom Alltag. Selbst einen Flughafen hat Sylt mittlerweile.
Die wichtigsten Fakten:
- Währung: Euro – auf der Insel lässt sich fast alles mit Karte bezahlen
- Landessprache: deutsch
- Anzahl Einwohner: ca. 169
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