No Black Friday in dänischer Idylle: Kerzenlicht statt Schnäppchen in Ærø
Kaum ist Halloween vorbei, lauert der nächste Schrecken, der von Amerika zu uns rübergeschwappt ist: Black Friday. Shoppingstress und Rabattschlacht, Adrenalinschübe, weil man das Schnäppchen verpasst oder gerade vorher noch ein überteuertes Produkt erstanden hat – wer braucht das schon? Dann doch lieber ab in die dänische Südsee und eine hyggelige Zeit verbringen, dachten wir uns! Wir, das sind die «Winternixen», meine vier Freundinnen, die meine (Winter-)Schwimmleidenschaft mit mir teilen.
Maximal hyggelig
Absolut ideal, um vor Black Friday zu flüchten, ist die kleine Insel Ærø. Vibeke, unsere Dänin im Team, hatte das Bijou in einem Sommerurlaub entdeckt. Grüne Wiesen, weisse Schafe, blaue Seen – drei kleine Städtchen mit denkmalgeschützten Fachwerkhäuschen in allen Farben, Kopfsteinpflaster, gepflegte Gärten. Ringsrum nichts als Meer. Halt, doch, da ist noch was – ein paar bunte Klötzchen, die sich als winzige Badehäuschen in allen Farben und Formen entpuppen. Ærø ist der Inbegriff von «hyggelig» und maximal idyllisch – und das zu jeder Jahreszeit.
Das hübscheste Dorf Dänemarks
Wovon die Einheimischen Vibeke schon im Sommer vorgeschwärmt hatten: von der speziellen Stimmung und der Besonderheit der Insel in der Vorweihnachtszeit: Im hübschesten Dörfchen der Insel, in Ærøskøbing, wird «Black Friday» wörtlich genommen. Am letzten Freitag im November wird die elektrische Beleuchtung abgeschaltet, und das ganze Dorf glänzt nur noch im Kerzenlicht. Und was für ein Dorf das ist! Ærøskøbing mit seinen «Puppenhäusern» aus dem 18. Jahrhundert gilt nicht umsonst als eines der hübschesten Städtchens Dänemarks.
Local Friday im Kerzenschein statt Black Friday im Neonlicht
An diesem Freitagnachmittag ist das ganze Dorf auf den Beinen: Nach einem Gottesdienst mit Gesang und Kerzen in der Kirche trifft man sich auf dem Marktplatz und in den Geschäften zum «Local Friday». Und findet: Kunsthandwerk und einheimische Waren zu fairen Preisen und Gespräche und Gelächter unter Nachbarn statt Gedränge und Gezerre von Kaufwütigen. Einen grossen Weihnachtsbaum und ein paar wenige Essenstände auf dem Marktplatz. Dazu viel Glögg und Zimtschnecken.
Aber Ihr ahnt es schon… Was wäre ein Besuch auf einer dänischen Insel für uns Winternixen ohne Winterschwimmen?
Nacktschwimmen vor dem Büro in Kopenhagen
Schon in Kopenhagen hatten wir den ersten Morgen für einen Besuch in der Dyppezone Kalvebrod Brygge genutzt und waren komplett geflasht: Mitten im Businessviertel der Hauptstadt kamen die Dänen und Däninnen im Bürooutfit angeradelt, liessen ungeniert und ungeschützt draussen alle Hüllen fallen und sich danach ins eiskalte Wasser sinken. Je nach Typ gingen sie nur einmal «dyppen» oder ein paar Runden schwimmen, und dann ruckzuck wieder raus, Klamotten an und zurück aufs Fahrrad. Das Büro wartet! Ultracool, die Dänen und Däninnen!
Sonnenaufgang in Pastell
Auch auf Ærø wimmelt es nur so von badefreudigen Menschen, hatten die Einheimischen Vibeke gesagt und von einem Club erzählt, der sich jeden Morgen um 8 Uhr am Hafen trifft. Und so ist es. Als wir nach unserem Local Friday aus den Betten kriechen, ist die Luft klar und eiskalt, die Stimmung unbeschreiblich schön. Pastellig geht die Sonne auf. Die paar Schritte zum Hafen sind schnell gemacht – die Insel ist wie gesagt sehr klein – und tatsächlich, da sehen wir sie schon.
Very instagrammable: Die Badehäuschen von Ærø
Ulla Graham (77) und Jytte Bjerrum (85) sind jeden Morgen um 8 Uhr da – ausser mittwochs, wenn’s morgens erst ins Yoga geht. Im Sommer nutzen sie die bunten Badehäuschen der Insel, die das beliebteste Fotomotiv der Insel sind – entweder auf der Landzunge Eriks Hale (Eriks Schwanz) bei Marstal oder am Vestre Strand bei Ærøskøbing. Für den Winter haben sie mit etwa 60 Gleichgesinnten ein ungenutztes Häuschen im Hafen von Ærøskøbing als Winterbadehäuschen erworben. Liebevoll haben sie es zur Umkleide mit Sauna umfunktioniert und nehmen unsere Winternixengruppe gerne als Gäste auf.
Auch bei 1 Grad Celsius im Wasser
Die beiden sind jeden Tag im Wasser, bei Sonne, Regen oder Schnee – auch im Winter, wenn die Wassertemperatur gern mal auf 1 Grad Celsius absinkt. «Ein einziges Mal bin ich nicht gegangen. Da hat mich der Wind auf der Hinfahrt vom Fahrrad geschmissen», lacht Jytte. Splitternackt steigt sie mit ihrer Freundin ins hüfthohe Wasser und umschwimmt elegant die Feuerquallen, die sich an diesem Morgen im spiegelglatten Wasser treiben lassen. «Wartet, ich mache Euch mit dem Käscher den Weg frei», meint sie anschliessend und geht der Aufgabe seelenruhig nach, während auch wir uns ins Wasser wagen. Ebenfalls nackt, ist ja Ehrensache.
Zuwachs statt Abwanderung auf Ærø
Aufgewärmt und dick verpackt erzählen sie uns später vom Leben auf der Insel, das nicht nur von aussen ganz und gar perfekt erscheint. Die Insel verzeichnet mehr Zuwachs als Abwanderungen. Viele junge Leute kommen zum Leben auf die Insel, weil das Leben hier einfach sehr lebenswert ist. Unsere Hotelwirte sagen: «Auf Ærø hast Du einfach alles – Sport, Kultur, Natur. Wir haben sogar das kleinste Kino Dänemarks. Das Angebot ist wie in einer Grossstadt, es ist einfach nicht so überlaufen und gehetzt.» Ich sag’s ja: Einfach hyggelig!
Informationen Ærø:
Allgemein: Ærø ist 88 km2 gross, hat 6000 Einwohner*innen und liegt südlich von Fünen, östlich von Jütland und gehört zur Region Syddanmark.
Die wichtigsten Städte auf der Insel sind Ærøskøbing und Marstal – beide absolut charmant.
Die Insel bietet zahlreiche Möglichkeiten für Outdoor-Aktivitäten, darunter Radfahren, Wandern, Wassersport und Angeln.
Anreise: Es gibt regelmässige Fährverbindungen (für Autos und Passagiere) von mehreren dänischen Städten zur Insel. Die wichtigsten Fährhäfen sind Svendborg und Faaborg auf Fünen. Die Überfahrt dauert etwa 1 bis 1.5 Stunden.
Hotel: Das Hotel På Torvet liegt zentral direkt am Marktplatz von Ærøskøbing und bietet Zimmer und Apartments, im Haupthaus, dem alten Schulhaus, oder in der alten Laternenfabrik. Frühstück und Abendessen sind fantastisch. Sehr zu empfehlen!
Abtauchen in Kopenhagen
Auf der Website von SvømKBH findet sich eine ganze Liste von Schwimm-/Bade- und Abtauchmöglichkeiten in Kopenhagen. Wir sind mit den Fahrrädern zur Dyppezone Kalvebrod Brygge gefahren. Super Sache!