Mit dem Bauhaus-Studenten durch Weimar
Er ist unschwer zu erkennen, der kreative Schaffensdrang der jungen Architekturstudenten an der Bauhaus-Universität in Weimar. Während mein Guide Thomas Apel über Farben und Formenlehre referiert und die kühne Architektur der Kunstschule Van de Veldes zeigt, sind seine Mitkommilitonen vor dem Fenster eifrig damit beschäftigt, das Velo eines Kollegen in eine Schneeskulptur zu verwandeln.
Und das mit aller Liebe zum Detail: Klingel, Sattel, Speichen werden minutiös herausgearbeitet. Die Übeltäter feixen und kriegen sich jetzt schon nicht mehr ein bei der Vorstellung, wie der Auserwählte sie verwünschen wird, wenn er nach Hause fahren möchte.
Apel ist einer von etwa 12 Studenten, der auf sogenannten «Bauhaus-Spaziergängen» Interessierten die Geschichte der jungen Wilden der Bauhaus-Bewegung und ihre Auswirkung auf das heutige Weimar nahe bringt. Und das macht er gut. Lebhaft und stolz erzählt er vom Gründer und erstem Direktor des staatlichen Bauhauses Walter Gropius, der mit seiner neuartigen Schule und revolutionären Ansichten in der beschaulichen Klassikerstadt Weimar für viel Aufregung sorgte. Mit den anderen Bauhaus-Meistern wie Lyonel Feininger, Wassily Kandinsky und den Schweizern Johannes Itten und Paul Klee entwickelte er von 1919 bis 1925 mit seinen Studenten in Weimar Kunst und Design. Die Bauhauswerke sind heute selbst zu Klassikern geworden.
Bauhaus-Studentin im Einsatz als Guide
«Thomas Apel musste sein Wissen und seine Fähigkeit, es auch vermitteln zu können, bei einem `Casting´ unter Beweis stellen», meint die Verantwortliche des Projekts „Bauhaus-Spaziergang“ schmunzelnd. An zwei Wochenenden im Jahr werden die Anwärter auf die begehrten Jobs erst geschult und dann auf die Probe gestellt. Nur drei bis vier Bewerber können dabei gewinnen. Apel hat es geschafft und führt mich nun durch den traumhaften Park an der Ilm, vorbei am Liszt-Haus und an Goethes Gartenhaus zum Haus am Horn, dem Musterhaus der Bauhaus-Architektur, das anlässlich der Bauhaus-Ausstellung 1923 realisiert wurde.
Staunend versuche ich die Jahreszahlen mit dem Gesehenen in Einklang zu bringen, muten die Entwürfe, Ideen und Modelle doch so aktuell an, als seien sie den CAD-Systemen eines modernen Architekturbüros entsprungen. Auch das Prinzip des sparsamen Umgangs mit Energie, Material und Boden scheint heute aktueller denn je. Der Gedanke wird verstärkt durch die ansonsten so historisch geprägte Umgebung.
Klare Farb- und Formsprache an der Kunstschule
Weimar strahlt eine lässige Eleganz aus, die fast an norditalienische Städte erinnert. Grosszügig angelegte Häuser und Strassen, Schlösser und Sommerresidenzen, zeugen von seiner glanzvollen Vergangenheit. Alles, was Rang und Namen hatte, machte hier wenigsten für ein paar Jahre halt. Schiller, Goethe, Liszt und Bach gingen am Hof ein und aus.
Auch heute noch wird Kultur in Weimar gross geschrieben. Seit 1996 wurden sage und schreibe 16 Objekte in die Welterbe-Liste der UNESCO für Weimar aufgenommen und insgesamt 27 Museen locken Besucher an. Das Internationale Gütesiegel UNESCO Welterbe darf sich Weimar gleich zwei Mal auf die Fahne schreiben: mit dem Weltkulturerbe Klassisches Weimar und dem Weltkulturerbe Bauhausstätten in Weimar und Dessau. Die Deutsche Zentrale für Tourismus e.V. (DZT) hat 2014 zum Jahr der UNESCO- Welterbestätten erkoren – ein Grund mehr, Weimar einen Besuch abzustatten!
Treppenauge – Zeitlose Architektur in Weimar
Die Reise wurde unterstützt von der Thüringer Tourismus GmbH, einem Kunden von PrimCom.