Menschenfressende Riesenechsen und Grossstadtvegetarier
Bali – Traumdestination im Indischen Ozean und ein beliebtes Reiseziel der Schweizer. Man lässt es sich hier gut gehen und nicht selten verweilt man zwei Wochen im selben Strandhotel. Und wie lange waren wir auf der Götterinsel? Drei Tage! Unser eigentliches Ziel war nämlich eine Schiffsreise in Richtung Osten bis zur Insel Flores, mit einem Zwischenstopp auf Komodo.
Die „Ombak Putih“ bringt uns in einer Woche von Bali nach Flores
Unser Schiff ist die „Ombak Putih“, ein traditionell gebautes Holzschiff mit strahlend weissem Rumpf und blauen Segeln. Die Crew besteht ausschliesslich aus Männern, die uns schon von weitem anstrahlen. Die 12 Kabinen sind alle belegt und wir freuen uns, dass wir uns in einer Koje ganz vorne im Bug einrichten dürfen.
Die Reise führt uns zunächst nach Lombok, wir besuchen dort unter anderem einen Markt und lernen, was der „chicken spinner“ ist. Ein Tipp: Es geht um Hühner und Federn, die möglichst schnell und mit minimalstem körperlichem Aufwand gerupft werden. Sicherlich kein Anblick für optisch verwöhnte Grossstadtvegetarier.
Lombok – das Bali von vor 30 Jahren
Die erfahrenen Bali-Reisenden erklären uns dann, dass das Lombok von heute wie das Bali von vor 30 Jahren ist. Der Tourismus ist hier nämlich noch nicht so weit fortgeschritten wie auf der Nachbarinsel. Wir geniessen das bunte Treiben auf den Strassen und kommen immer wieder mit den Leuten ins Gespräch. Vor allem die Kinder in den Dörfern sind neugierig – ein 1,94m grosser Glatzkopf mit Brille ist natürlich auch eine Attraktion, die genau inspiziert werden muss.
Die Kinder auf Lombok sind neugierig und freuen sich über Besuch
Abends auf dem Schiff geniessen wir den indonesischen Sternenhimmel, als das Schiff plötzlich wild zu schaukeln beginnt. Es ist eine windstille und sternenklare Nacht und dennoch türmen sich die Wellen – wie uns die Crew später erzählte – bis auf zehn Meter Höhe.
Plötzlich sind die vorderen Plätze im Schiff (und da gehört auch unsere Kabine dazu) nicht mehr so begehrt und alle Passagiere versammeln sich auf dem oberen Deck beim Heck des Schiffes. Offenbar gab es in der Nähe ein Seebeben, welches diese Wellen verursachte. Nach etwa einer Stunde war der Sturm, der ja eigentlich gar keiner war, aber glücklicherweise wieder vorbei.
Zwischendurch gibt es immer wieder die Möglichkeit für einen Sprung ins glasklare Wasser
Komodo als Höhepunkt der Reise
Nach zahlreichen Schnorchelausflügen im glasklaren Wasser rund um die Sundainseln, erreichen wir schliesslich einen der Höhepunkte unserer Reise: die Insel Komodo. Wir landen an der östlichen Küste und treffen am Eingang des Nationalparks auf unseren Guide, der uns über die Insel und zu den riesigen Komodowaranen führt.
Wir werden angehalten, den kleinen Trampelpfad auf keinen Fall zu verlassen, denn die Warane sind auch für Menschen äusserst gefährlich. Wir sehen viele verschiedene Tiere: Kakadus, eine junge Hirschkuh, Schweine, die Überreste eines Büffels, riesige Spinnen und plötzlich liegt es vor uns: ein Waranweibchen, das sein Gelege bewacht. Fasziniert aber gleichzeitig mit einem mulmigen Gefühl im Bauch halten wir respektvoll Abstand.
Kann uns dieser Guide eigentlich beschützen? „Ja klar, ich habe diesen Stock“, antwortet er. Damit würde er den Waran im Falle eines Angriffst in die Augen stechen. Er hält eine Rute in die Höhe, mit der er vielleicht auf die Hirschkuh hätte Eindruck machen können, aber auf einen ausgewachsenen Waran? Diese Muskelprotze sind blitzschnell, wenn‘s sein muss, und ihre Augen sind kleine wie Knöpfe. Naja, aber der Guide wird’s schon wissen.
Einer der Riesenwarane von Komodo
Wir pirschen weiter durch die Wälder uns sind einfach nur fasziniert von diesen eindrücklichen Kreaturen. Mit teils noch blutverschmierten Schnauzen streifen diese Urtiere durchs Geäst und man bekommt unweigerlich eine Gänsehaut. Unsere Wortwahl beschränkt sich mittlerweile nur noch auf „amazing“ – und wir wissen nun, wie sich „Crocodile Hunter“ Steve Irwin auf seinen Abenteuern gefühlt haben muss.
Wir sind hin und weg. Diese Tiere in freier Wildbahn zu beobachten – der einzige bewohnte Ort Komodos liegt auf der andern Seite der Insel –, ist ein unglaubliches Erlebnis.
Mit dem abendlichen Barbecue am Strand einer kleinen, unbewohnten Nachbarinsel wird dieser einwöchigen Schiffsreise kurz nach unserem Komodo-Ausflug ein weiteres Mal ein Krönchen aufgesetzt. Und als wir die Insel Flores und damit unser Ziel erreicht haben, wissen wir: wir kommen wieder.
Das abendliche Barbecue auf einer abgelegenen Insel ist ein passender Abschluss eines perfekten Tages
One response to Menschenfressende Riesenechsen und Grossstadtvegetarier
Tolle Reise! herrliche Bilder! Da noch Regenzeit war haben wir auf die Schiffsreise von Bali nach Flores verzichtet. Zu viel Sturm zu hohe Wellen. Die Drachen auf Rinca sind beeindruckend, aber besonders schön fanden wir das Schnorcheln und Tauchen im Komodo Nationalpark.
Weiterhin viel Freude auf Eurern Reisen!
Helmut