7 Gründe, China im Zug zu bereisen

7 Gründe, China im Zug zu bereisen

Unsere diesjährigen Familiensommerferien führten uns nach China. Dabei stellten wir uns die Frage der Fragen: Wie reist man in einem Land mit 1.5 Mio. Einwohnern, das rund 230 Mal grösser ist als die Schweiz? Antwort: im Zug.

Die G-Züge fahren bis zu 350 km/h.
Die G-Züge fahren bis zu 350 km/h.

Unsere diesjährige Chinareise führte ab Peking nach Pingyao, Xi’an, Zhangjiajie, Guilin/Longji, Yangshuo und Hongkong bis nach Shanghai. Wir haben uns dafür entschieden, die einzelnen Etappen im Zug zu absolvieren, einzig für die Strecke von Xi’an nach Zhangjiajie sind wir mangels einer passenden Zugverbindung aufs Flugzeug ausgewichen.

Hier sind 7 Gründe, warum wir auch auf unserer nächsten China-Reise wieder auf den Zug setzen würden:

1. Bahnhöfe in China sind organisiert wie Flughäfen.

Meine Erwartung: in einem Land mit 1.5 Mio. Menschen herrscht an den Bahnhöfen Chaos. Falsch gedacht. Die Bahnhöfe sind in China organisiert wie Flughäfen. Nach dem Gepäck-Scan kurz nach dem Eingang wird der Pass gescannt. Die Bahntickets sind an den persönlichen Ausweis gebunden und ohne Ticket ist in der Eingangshalle des Bahnhofs bereits Endstation. Gedränge an den Perrons? Fehlanzeige.

An den Zugängen zu den Bahnsteigen wird angezeigt, welcher Zug gerade geboardet werden kann. Alle anderen Passagiere warten also, bis ihr Zug angezeigt wird. Wir stehen in der Reihe und warten, bis wir dran sind. Die meisten Passagiere haben reservierte Sitzplätze, ein Vordrängeln erachtet niemand als nötig.

Entspanntes Ein- und Aussteigen auf dem Perron in Peking.
Entspanntes Ein- und Aussteigen auf dem Perron in Peking.

Auf dem Perron zeigen Markierungen am Boden, welcher Wagen wo halten wird. Wir passieren die erneute Ticket- bzw. Passkontrolle und gehen zur Markierung 14. Unser Zug fährt ein und vor uns kommt der Wagen 14 zum Stehen. Von Hektik vor und im Zug keine Spur.

Aber Vorsicht: die Gates schliessen ein paar Minuten bevor der Zug abfährt. Ein Last-Minute-Spurt durch die Bahnhofshalle aufs Gleis und ein Hechtsprung in den Zug kurz vor dem Abfahren ist definitiv nicht möglich.

2. Gute Platzverhältnisse beim Zugreisen in China

Die Sitzabstände in den D-Zügen (Höchstgeschwindigkeit 250km/h) und in den G-Zügen (350km/h) sind grosszügig, d.h. auch mit 193cm Körpergrösse habe ich mich nicht einmal eingezwängt gefühlt. Auch für grosse Gepäckstücke gibt es in den Gepäckablagen über den Sitzen viel Stauraum.

Wenn der Zug voll ausgelastet ist, was bei uns mehrmals der Fall war, dann werden die Koffer unkompliziert im Türbereich deponiert und von dem hilfsbereiten Zugpersonal Tetris-mässig zurechtgeschoben.

Selbst die zweite Klasse bietet genügend Platz.
Selbst die zweite Klasse bietet genügend Platz.

3. Die Qual der Wahl: 2. Klasse, 1. Klasse oder Business Class

Wie bei uns gibt es auch in chinesischen Zügen verschiedene Reiseklassen. Neben der 2. und 1. Klasse gibt es auf einigen Zügen auch eine Business Class mit Sitzen ähnlich jener in Flugzeugen.

Komfortabler geht’s in einem Zug kaum. (Foto: Ted McGrath, Flickr)
Komfortabler geht’s in einem Zug kaum. (Foto: Ted McGrath, Flickr)

Wir haben ausschliesslich 2. Klasse gebucht und sind damit wortwörtlich gut gefahren. Je nach Verfügbarkeit werden im Zug selber noch Upgrades in höhere Klassen angeboten.

4. Alle fahren mit Blickrichtung vorwärts!

In der 2. Klasse gibt es pro Sitzreihe fünf Sitze – zwei auf der einen und drei auf der anderen Seite des Ganges. Alle sind nach vorne gerichtet, d.h. es fährt niemand rückwärts.

Funfact: Nach Einfahrt in einen Kopfbahnhof stehen alle Passagiere auf (ausser die vier Schweizer, die nicht verstehen, was gerade passiert) und drehen ihre Sitze, damit es im Anschluss wieder vorwärts weitergeht.

5. Kulinarik im Zug: Verpflegen wie die Chinesen

Verhungern muss in den chinesischen Zügen niemand. Auf all unseren Verbindungen gab es einen Bordverkauf. Zum einen war da ein kleiner Kiosk, zudem gab es eine Heisswasserstation für die mitgebrachte Nudelsuppe. Alternativ pendelte das Zugpersonal regelmässig mit verschiedenen Menüs, Früchten und allerlei Knabbereien durch die Wagen. Mein Highlight: Man kann sich auch Essen von ausserhalb in den Zug bestellen.

Auch Restaurants liefern ihr Essen an die Bahnhöfe.
Auch Restaurants liefern ihr Essen an die Bahnhöfe.

Nach jedem Stopp lief das Zugpersonal mit jeder Menge Taschen verschiedener Restaurants – vom chinesischen Take Away bis zu McDonalds – durch die Wagen und verteilte das Essen den darauf wartenden Passagieren. Wie dieser Service genau funktioniert und ob er auch ohne Chinesischkenntnisse genutzt werden kann, werden wir auf unserer nächsten Chinareise herausfinden.

6. Sauberkeit ist Pflicht

In jeder Sitztasche befindet sich eine kleine Papiertüte, die bei Übelkeit, aber auch für Abfälle verwendet werden kann. Die benutzten Tüten werden dann regelmässig eingesammelt. Auch der Gang wird während der Fahrt hin und wieder mit dem Besen oder einem feuchten Mopp durchgewischt.

7. Die Zeit vergeht im Eilzugstempo

Die einzelnen Etappen unserer Reise dauerten zwischen drei und acht Stunden. Auch wenn es etwas einschüchternd klingt, fast einen ganzen Arbeitstag im Zug zu verbringen, verging die Zeit auf den Schienen erstaunlich schnell. Ich kannte von China bislang nur die Grossstädte Peking und Hongkong. Aber was liegt zwischen den insgesamt 150 Millionenstädten in China? Reisfelder, Obst und Gemüseplantagen, Wälder, Hügel und Berge, Provinzstädtchen und zersiedelte Dörfer.

Die Fahrt im Zug ist unglaublich abwechslungsreich eine hervorragende Möglichkeit, das Land zu entdecken und mit den Mitreisenden in Kontakt zu kommen.

Gut zu wissen: Weitere Tipps für alle Zugreisenden in China

  • Züge frühzeitig buchen: Insbesondere, wenn man mit mehreren Personen und auf längeren Strecken unterwegs ist, lohnt es sich, die Tickets früh zu kaufen. So ist gewährleistet, dass man a) überhaupt noch einen Sitzplatz reservieren kann und b) dass man auf der gesamten Strecke nebeneinander sitzen kann.
  • Übersetzungs-Apps helfen, mit den Sitznachbarn in Kontakt zu kommen. So entstehen spannende Unterhaltungen trotz der allgegenwärtigen Sprachbarrieren.
  • Es empfiehlt sich, auf einen internationalen E-Sim-Anbieter wie z.B. Holafly zu nutzen. Mit chinesischen Telecom-Anbietern ist die Verwendung zahlreicher Apps nicht möglich.
  • Aktuell können sich Schweizer Staatsangehörige zwei Wochen ohne Visum in China aufhalten. Ein Abstecher nach Hongkong gilt als Ausreise, d.h. wer seine Reise entsprechend plant, kann problemlos drei bis vier Wochen durch China reisen, ohne ein Visum beantragen zu müssen.
  • Wir haben die Reise inkl. sämtlicher Zugverbindungen über einen Asienspezialisten gebucht und haben damit sehr gute Erfahrungen gemacht. Auch bei einer Routenänderung einen Monat vor Abreise.
  • Buchung von Tickets sowie Infos rund um die Zugreisen gibt es auf der Website von China Railway.

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