Belize – Eldorado für Tierfreunde und Abenteuerlustige

Belize – Eldorado für Tierfreunde und Abenteuerlustige

Das zentralamerikanische Land Belize zwischen karibischem Meer und Dschungel mag klein und deshalb leicht zu übersehen sein. Das Blue Hole, die ATM Cave, und Ruinen der Maya machen es aber zu einem wahren Juwel für ein jedes Abenteurerherz.

Eigentlich war es eher dem Zufall geschuldet, dass ich in Belize landete. Denn eigentlich wollte ich meine Reise durch Zentralamerika in Guatemala beginnen – aber da war dieser unschlagbar günstige Direktflug (aus den USA), und ausserdem hatte ich doch irgendwo einmal etwas über den kleinen Karibikstaat als beliebten Tauchspot gehört. Kurzum: Der an und für sich ungeplante Aufenthalt entpuppte sich wider erwarten als ein Höhepunkt meiner Rucksackreise durch Zentralamerika.

Caye Caulker – ein kleiner Inseltraum in Belize

Vom Flughafen in Belize City ist es eine rund zweistündige Fahrt mit Minivan und Schiff – alles von meinen AirBnB Hosts organisiert – zur Insel Caye Caulker. Auf dem Eiland findet sich so ziemlich genau das, was man von einem verschlafenen karibischen Inselchen erwartet: Ruhe, leckeres Essen direkt aus dem Meer, farbige Sonnenuntergänge und natürlich die dazu obligaten Sundowner-Drinks. Wer nicht im Dorfkern unterkommt, mietet sich am besten ein Fahrrad um von A nach B zu kommen und die Insel auf eigene Faust zu erkunden. Mein pinker Cruiser war in der AirBnB-Unterkunft inbegriffen. Alternativ tuts auch ein Golfwagen – Autos gibt es auf Caye Caulker (zum Glück) keine.

Die Tage lassen sich mit Vorliebe im Wasser, besser gesagt unter der Meeresoberfläche, verbringen. Das Tauchen (oder Schnorcheln) sollte man sich hier auf keinen Fall entgehen lassen, liegt doch das weltweit zweitgrösste Barriereriff sozusagen vor der Haustüre. Und damit auch jene Attraktion von Belize, die es immer wieder auf Kalenderbilder und Bildschirmhintergründe schafft: das Blue Hole. Wer an dieser Stelle tauchen möchte, muss tief in die Tasche greifen – und gerne Boot fahren.

Die Anreise zum 135 Meter tiefen Meeresloch dauert über zwei Stunden, dafür kann man gleich noch weitere (wunderbare!) Tauchspots des Nationalparks besuchen. Weil ich zur Regenzeit in Belize war, wurden wir auf der rasanten Rückfahrt ganz schön nass – dafür hatten wir das ansonsten häufig völlig überlaufene Blue Hole ganz für unser Tauchgrüppchen alleine, wie die Drohnenaufnahme eines Mitreisenden eindrücklich demonstriert.

Auch wer kein Tauch-Brevet hat, muss auf Caye Caulker nicht auf etwas Unterwasser-Action verzichten. Schnorchelausflüge werden an jeder Ecke angeboten, und wer Glück hat kommt sogar in den Genuss einer fast schon magischen Begegnung mit den hier ansässigen Manatees (Seekühen). Das Glück war mir hold :).

Unterkunft auf dem Festland: Lower Dover Field Station

Um nach Guatemala zu gelangen, ging meine Reise über das Festland von Belize weiter. Auch hier wurde schnell mal ein „der Weg ist das Ziel“ daraus, denn ein Highlight jagte das nächste.

Via Internetrecherche hatte ich mich für einen mehrtägigen Aufenthalt im „Jungle Eco Hostel“ Lower Dover entschieden. Es liegt zwischen Belmopan und San Ignacio, und ist von Caye Caulker mit einer Kombination aus Boot und Bus in weniger als einem halben Tag erreichbar. Die von einer Amerikanerin mit viel Herzblut gepflegte Anlage bietet verschiedene Zimmer – von Honeymoon-Suiten bis Massenschlag – und liegt auf dem Territorium einer archäologischen Fundstelle. Wer übers Gelände spaziert, kann die Arbeiten an den Maya-Strukturen live miterleben.

Belize Zoo

Von der Lower Dover Field Station lassen sich verschiedene Ausflüge unternehmen. Mann stellt sich einfach an den Strassenrand und winkt den Bus herbei – und taucht so gleich noch ins lokale Leben ein. Einen solchen Ausflug habe ich zum Belize Zoo, rund 50 Kilometer von Lower Dover entfernt, unternommen. Zwar sehe ich Tiere lieber in der Wildnis als in Gehegen, aber diese liebevoll gestaltete und unterhaltene Anlage kann ich nur empfehlen. Der kleine aber feine Belize Zoo beherbergt ausschliesslich einheimische Tiere und solche, die aus misslichen Lagen – etwa den Fängen von Wilderern oder nicht artgerechter Tierhaltung – gerettet, oder nach Unfällen gefunden wurden.

Während meines Besuchs herrschte plötzlich etwas Aufregung in der Anlage. Spinnenaffe Monica war ausgebüxt und hangelte sich über den Köpfen der Tierpfleger und Besucher von Baum zu Baum. Ein bisschen „wild“ war der Besuch somit dann doch noch.

San Ignacio

In San Ignacio – einem gerademal 10’000 Einwohner zählenden Städtchen –lässt es sich gut zwei Tage verweilen. Aufgrund seiner Lage in Grenznähe zu Guatemala und als Ausgangsort für verschiedene Touren hat es sich zu einem wahren Traveller-Hub entwickelt – mit all seinen guten und schlechten Facetten. Empfehlen kann ich etwa einen Besuch auf dem farbigen Markt – nur schon wegen all den farbigen exotischen Früchten, die an jeder Ecke feilgeboten werden.

Bei dem im San Ignacio Resort Hotel angesiedelten Green Iguana Conservation Projekt kommt man den faszinierenden Echsen hautnah und erfährt allerlei spannendes über ihr Dasein. Auch den Gefahren, denen sie ausgesetzt sind – denn sie gelten mancherorts als Delikatesse.

Ein Leguan im Green Iguana Conservation Project
Green Iguana Conservation Project, San Ignacio

Das Familienunternehmen Ajaw Chocolates produziert Schokolade nach traditioneller Maya-Art – und bietet informative und unterhaltsame Workshops an, bei denen man heisse Schokolade vom Mahlen der Kakaobohne bis zum fertigen Getränk selbst herstellt.

Auf einem Hügel etwas ausserhalb der Stadt, liegt Cahal Pech – und damit die ältesten Maya-Ruinen der Region. Sie mögen nicht so eindrücklich sein wie ihr guatemaltekischer Nachbar Tikal – dafür sind sie weniger stark besucht. Aus Erfahrung kann ich sagen; während der Nebensaison hat man die Ruinen am frühen Morgen ganz für sich alleine. Wenn da nicht ein wenig Indiana Jones Feeling hochkommt…

Cahal Pech

Actun Tunichil Muknal – ATM Cave

Das Höhlensystem «Actun Tunichil Muknal», der Einfachheit halber auch ATM Cave genannt, wurde 1989 entdeckt und nach eingehender archäologischer Erforschung Ende der 1990er-Jahre der Öffentlichkeit zugänglich gemacht. Um es vorweg zu nehmen: eine Tour der ATM Cave ist ein absolutes Abenteuer. Ein absolutes Muss für jeden Belize-Besucher. Oder wie es Maddie, die Eigentümerin von Lower Dover (s.o.) formuliert hat: „It will blow your mind“. Mangels Fotos (dazu später mehr) hier ein etwas ausführlicherer Erlebnisbericht.

Viel Wasser, keine Kameras

Die Tour ist nichts für Landratten: manchmal nur knöcheltief, manchmal bis zum Hals im Wasser bewegt man sich langsam durch die Höhle. Der Ferien-Abenteurer ist durchgehend nass, aber das ist, auch dank der tropischen Temperaturen, reine Nebensache. Mit klatschnasser Kleidung am Leib und einem Schutzhelm, der gleichzeitig als Halter für die Taschenlampe und somit einzige Lichtquelle dient, bewegen wir uns vorbei an eindrücklichen Stalaktiten und Fledermäusen.

Kameras sind untersagt – zu gross die Gefahr, dass der Selfie-Knipser unachtsam wird, den Anschluss zur Gruppe verliert, stürzt, oder, um zum eigentlichen Grund für das Verbot zu kommen: die Artefakte beschädigt. Der nette Nebeneffekt: Was nicht fotografiert werden darf, fällt nicht so schnell dem Massentourismus zum Opfer. Die Besucherzahlen halten sich bislang in Grenzen und der Besuch ist nur in kleinen Gruppen gestattet.

Auf den Spuren der Mayas

Wir schwimmen, wir klettern, wir kraxeln. Ab und zu quetschen wir uns auch durch enge Felsspalten. Unvorstellbar, dass Mitglieder des Maya-Volkes schon vor Jahrtausenden ins Innere dieser Höhle gepilgert sind. Wohlbemerkt mit Fackeln anstelle von Kopflampen, und ohne trittsichere Trekking-Sandalen oder ähnlichem an den Füssen. Und; sie hatten Opfergaben in Form von schweren Tontöpfen im Gepäck. Und Gefangene. Was sie damit vorhatten, erfahren wir bei Erreichen der Hauptkammer. Sie liegt etwas erhöht und daher im Trockenen. Erreicht wird sie von den Besuchern über eine steile Leiter – wer nicht schwindelfrei ist, kriegt spätestens hier das leichte Nervenflattern.

Vor uns breitet sich ein archäologisches Museum aus. Ohne, dass etwas zurechtgerückt oder in Glasschränken verstaut wurde, dies trotz des zerbrechlichen Zustandes der antiken Artefakte. Viele der Tongefässe, vor hunderten von Jahren als Opfergaben hier platziert, sind noch immer intakt. Einige der Skelette ebenfalls. Es heisst, der zertrümmerte Schädel eines Geopferten sei auf die fallengelassene Kamera eines Touristen zurückzuführen – seither gilt das Fotoverbot.

Andere Schädelfrakturen sind wiederum ein Hinweis darauf, auf welche Art die Menschenopfer der Maya ihr Leben gelassen haben. In Socken – Schuhe müssen am Eingang der Kammer deponiert werden – tapsen wir im schummrigen Licht der Kopflampen auf dem Sandboden und können schwer fassen, was wir hier links und rechts sehen.

Im Grab der kristallenen Jungfrau

Als ob die Skelette – sie stammen sowohl von (Klein-) Kindern wie auch Erwachsenen – nicht schon des Gänsehaut-Spektakels genug wären, wartet zuhinterst in der Kammer noch etwas auf uns. Hier liegt die «Crystal Maiden», die kristallene Jungfrau. Arme und Beine ausgebreitet, liegt sie rücklings auf dem sandigen Boden. Es ist ein Bild das selbst Indiana Jones-Regisseur Steven Spielberg nicht besser hätte besser inszenieren können…

Die ATM Höhle befindet sich in einem Naturreservat etwas ausserhalb der Stadt San Ignacio, Belize. Unterkünfte und verschiedene Touranbieter sind im Ort zu finden. Ich habe meine bei Pacz Tours gebucht und war sehr zufrieden damit. Gäste der «Lower Dover Field Station» können die Tour direkt über die Gastgeber organisieren.

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