Auge in Auge mit den Gorillas in Uganda
Diesen Sommer war ich in Uganda. Ein tolles Land, auch ein aussergewöhnliches Ziel für den ersten Afrika-Urlaub meines Bruders und mir. Es hat mir aber unglaublich gut gefallen mit den Menschen, der Kultur und vor allem den wilden Tieren. Unter anderem haben wir Giraffen, ganze Elefantenherden und eine schwarze Kobra gesehen, doch ein ganz klares Highlight war unser Besuch im Bwindi Impenetrable National Park, wo wir uns auf die Suche nach Berggorillas gemacht haben. Und so viel verrate ich schonmal: Es hat sich voll und ganz gelohnt und ist ein Once-in-a-lifetime-Erlebnis, das ich bestimmt nicht so schnell vergesse!
Das Gift der schwarzen Kobra kann einen Menschen in fünf Minuten töten
Mein Erlebnis mit den Gorillas
Das Ganze begann schon frühmorgens, als die Nebelschwaden noch über dem Wald hingen und es noch kalt und dunkel war. Von unserer Lodge aus war es nur eine kurze Fahrt bis zum Parkeingang. Dort fing es dann noch ganz harmlos an, alle Besucher setzten sich, wurden begrüsst und bekamen direkt eine Tanzvorstellung von einheimischen Frauen, die so Geld für ihre «Community» sammeln.
Tanzen statt wildern: Die Spendengelder für die Tanzvorführungen kommen direkt der Community zugute
Offiziell gehen auch 20% der Einnahmen, die durch das Gorilla-Tracking gemacht werden, an die Community. Das sieht man aber nicht wirklich, wenn man durch den grossen Nationalpark fährt. Die Strassen sind immer noch eher Schotterwege und auch sonst deutet nicht viel auf die hohen Summen hin, die tagtäglich dort eingenommen werden. Der Spass ist nämlich schon ziemlich teuer: Pro Person kostet das Permit 700 Dollar.
Giraffenbeobachtung aus unserem tollen Safari-Auto
Nun ging es aber weiter mit einem Briefing über den Wald, die Verhaltensregeln und ein wenig Geschichte über die Gorillas und den Nationalpark. Wir wurden in Gruppen eingeteilt und einem Guide zugewiesen. Ausserdem lernten wir unsere Ranger kennen, die uns begleiten würden. Und dann durften wir endlich los: In voller Regenmontur, mit Gartenhandschuhen und einem Gehstock ausgerüstet machten wir uns auf den Weg.
Jede Gruppe wird von einem Guide und zwei bewaffneten Rangern begleitet
Wir wanderten aus dem Dorf raus, kraxelten und kletterten dann durch den Regenwald und fragten dabei den Guide aus. Immer wieder entdeckten wir auf dem Weg aussergewöhnliche Dinge wie Riesenwürmer, die sich durch den Schlamm wanden. Nach etwa eineinhalb Stunden trafen wir dann auf die sogenannten Tracker, die den ganzen Morgen lang schon den Spuren «unserer» Gorillafamilie hinterherliefen und unserem Guide auf dem Weg immer wieder ihren Standort durchgegeben hatten. Sie hatten die Gorillas gefunden, wir hatten Glück!
Durchs Dickicht
Dort angekommen mussten wir dann erstmal unsere Gehstöcke und die Ranger zurücklassen, da die Gorillas sich vor Gewehren oder ähnlich aussehenden Dingen schnell fürchten. Kurz ging es dann noch weiter, diesmal nicht mehr auf einem Trampelpfad, sondern quer durch den Wald. Die Tracker und der Guide machten dabei den Weg mit ihren scharfen Macheten frei. Nach wenigen Minuten fing es ziemlich heftig an zu regnen und wir zogen unsere Regenklamotten an. Darauf muss man immer vorbereitet sein im Regenwald, dass es von der einen auf die andere Minute anfängt zu regnen.
Die Gorillas sind komplett unbeeindruckt von den Besuchern
Kurze Zeit später hörten wir schon etwas in den Bäumen rascheln. Mein Bruder und ich, immer direkt hinter den Guides, erblickten die Gorillas zuerst. Plötzlich sahen wir etwas Schwarzes durch die grünen Pflanzen blitzen, und kurz darauf standen wir schon wenige Meter vom ersten Riesenaffen entfernt. Das war ein wundervoller Augenblick, so ein mächtiges und trotzdem süsses Tier direkt vor unseren Nasen. Ich hätte weinen können, so berührend fand ich das.
Ich könnte den Gorillas stundenlang zuschauen
Anfangs liefen die Gorillas noch ein wenig vor uns weg, schnell gewöhnten sie sich aber an die neuen Lebewesen und ignorierten uns dann komplett. Die Gorillafamilie, die wir besuchten, heisst «Nshongi», und sie bestand aus einer Mutter mit ihrem drei Woche alten Jungen, einem Silberrücken und noch einigen anderen Gorillas. Wir konnten sie ziemlich nahe betrachten und beobachten. Sehr faszinierend fand ich den Silberrücken, der gekonnt kleine Äste von Pflanzen abnahm und dann die Blätter abzog, bevor er sie sich in den Mund stopfte. Immer wieder ging die Familie ein kleines Stück weiter und suchte sich neue Pflanzen zum Futtern, da sie nur ganz bestimmte fressen.
In der Nshongi-Gruppe gab es bloss einen Silberrücken
Nach gut einer Stunde machten wir uns dann wieder auf einem anderen Pfad auf den Rückweg. Zur Mittagszeit fragten die Guides uns, ob wir lieber direkt zurückgehen oder im Wald unsere Lunchpakete essen wollten. Natürlich entschieden wir uns für die zweite Option, so eine Möglichkeit ergibt sich ja nicht jeden Tag: ein Picknick im Dschungel!
Kurz vor dem Absturz: Der junge Gorilla oben links hat so sehr rumgetollt, dass er kurz darauf ins Dickicht fiel
Als wir dann wieder am Ausgangspunkt und später in unserer Lodge ankamen, waren wir alle aufgeregt und vollkommen glücklich. Nicht zuletzt darüber, dass unsere Gorilla-Familie nicht so weit weg gelegen hatte. In unserer Lodge gab es nämlich andere Gäste, die erst spät nachmittags nach Hause kamen und den ganzen Tag über suchen mussten, um die Gorillas zu sehen.
Sehr beeindruckend: Der riesige Silberrücken
Das Erlebnis war wirklich etwas ganz Spezielles, und ich bin unglaublich froh, dass ich das mal erleben konnte.
Hintergrundinfos zum Tracking:
Wie der Name es schon andeutet, ist der Impenetrable Forest ein Regenwald in den Bergen Ugandas, der fast undurchdringbar ist. Es ist einer von wenigen Nationalparks, in dem man Gorillas sehen kann. Gorilla-Tracking gibt es nämlich nur in Ruanda, Kongo und Uganda, es ist also eher selten, dass man mal die Möglichkeit dazu hat.
Es gibt verschiedene Angaben, wie viele Gorillafamilien es zurzeit im Park gibt, doch es sind um die 25. Davon dürfen 17 besucht werden, weil sie schon an Menschen gewöhnt wurden. Pro Tag dürfen höchstens acht Leute mit zwei Rangern, die mit ihren Gewehren aufpassen, und einem Guide als Gruppe losziehen. Wenn man möchte, und das ist zu empfehlen, kann man auch noch für 15 Dollar einen sogenannten Porter mieten, der schweres Gepäck trägt und einem bei schwierigen Passagen hilft.
Gorillas sind sehr wählerisch und fressen nur die feinen Blätter der Pflanzen
Die Familien werden also täglich von mehreren Gästen besucht. Obwohl sie so tun, als würden sie uns nicht wahrnehmen, ist es natürlich trotzdem stressig für sie. Deshalb wird jede Gruppe nach einer Stunde wieder zum Aufbruch aufgefordert, so werden die Gorillas also nicht zu sehr aufgeregt.
Auch wenn theoretisch noch mehr ginge, dürfen an einem Tag höchstens 80 Personen losziehen. Wenn also täglich für einen ganzen Monat 80 Leute die Tour machen, und das Tracking ist meistens voll ausgebucht, nimmt der Park nur schon in einem Monat ca. 1.7 Millionen Dollar ein. Eine ganz schöne Summe!
Fakten zu Berggorillas:
Gorillas gibt es nur an wenigen Orten auf der Welt, hauptsächlich im mittleren Afrika. Dabei unterscheidet man Regenwald- und Berggorillas. Mit 15 Jahren bekommen die männlichen Gorillas graue Haare auf dem Rücken, deshalb werden sie ab da Silberrücken genannt. Es kann mehrere Silberrücken in einer Familie geben, jedoch hat es immer nur einen Anführer. An einem Tag können Gorillas bis zu 25 kg Pflanzen fressen, sie sind jedoch sehr wählerisch und fressen nur bestimmte Arten. Die Männchen werden bis zu 50 Jahre alt, Weibchen hingegen bis zu 60 Jahre alt. Erwachsene Gorillas können 180 kg bis zu 205 kg wiegen, Tieflandgorillas sogar bis zu 250 kg. Ausserdem stimmt unsere DNS zu 98,4% mit der von Gorillas überein! (Alle Infos habe ich von unserem Guide.)
Ausserdem noch ein guter Tipp:
Nehmt unbedingt Gartenhandschuhe mit, wenn ihr welche habt. Sie sind sehr nützlich, so müsst Ihr keine Angst vor komischen Pflanzen oder Insekten haben, wenn Ihr Euch bei der Wanderung irgendwo abstützen oder hochziehen müsst. Falls ihr keine dabeihabt, könnt ihr aber auch welche ausleihen. Zusätzlich solltet ihr entweder Gamaschen anziehen oder eure Regenhose über eure Schuhe ziehen, damit rote Ameisen euch nicht beissen können.
Natürlich gibt es nicht nur Gorillas in Uganda zu bestaunen, auch Elefanten waren faszinierend
Nach dem Tracking konnten wir für wenig Geld unsere dreckigen Schuhe in der Lodge putzen lassen. Sie kamen schon nach nur zwei Stunden trocken und wie neu zurück! Wenn ihr also auch die Möglichkeit dazu habt, nutzt sie unbedingt.
Bevor ihr losgeht, bekommt ihr vielleicht entweder noch eine Packliste von eurem Reiseberater oder ihr könnt sie ganz einfach googeln.
Informationen:
Wir hatten die Reise über b&b travel, das Reisebüro meines Papis, gebucht. Er wiederum hatte das Programm mit Kibo Slopes Safaris, dem langjährigen Agenten von Hauser Exkursionen, zusammengestellt. Ganz viel Afrika-Wissen auf einmal! Geflogen sind wir mit Qatar Airways von Zürich über Doha nach Entebbe.
Ausser bei den Gorillas waren wir an diesen Orten in Uganda: Entebbe – Jinja – Ziwa Rhino Sanctuary – Murchinson Falls National Park – Queen Elisabeth National Park – Bwindi Impenetrable Forest National Park – Lake Mburu National Park – Ssese Islands – Entebbe. Mehr über unsere Ferien in Uganda könnt Ihr auch hier lesen.