Uganda, mehr als nur Gorillas
Gorillas sind sicherlich das Highlight von Uganda, das Land hat aber noch sehr viel mehr zu bieten
Gut also, wenn das Land sein Image korrigiert. Feierlich wurde im Januar 2022 die neue Markenstrategie „Explore Uganda, The Pearl of Africa“ vom Präsidenten Museveni höchstpersönlich lanciert. Ziel sei es, «Uganda nachhaltig als wettbewerbsfähige Tourismusdestination für langfristige Entwicklung zu promoten». Dass die Ugander es damit ernst zu meinen scheinen, fällt bei einer Reise durchs Land tatsächlich auf. Immer wieder hören wir, dass die Regierung den Tourismus fördern und die herrliche Fauna und Flora erhalten und in Nationalparks schützen will. Auch der Bevölkerung wird bewusst gemacht, dass sich durch Tourismus nachhaltiger Geld verdienen lässt als z. B. durch Wilderei. Mit Community Tourism Projects sollen die Einheimischen direkt an den Einnahmen aus dem Tourismus beteiligt werden.
Warum aber nach Uganda? Was hat das Land touristisch denn zu bieten?
In Uganda kann man einige der ganz grossen Highlights einer Afrikareise erleben – die meisten davon sind bequem per Auto auf einer Rundreise erreichbar: Sei es bei Bootsausflügen auf dem Victoria See oder White Water Rafting auf dem Nil, bei einer Sonnenaufgangspirschfahrt in der Savanne im Murchison Falls Nationalpark oder beim ganztägigen Gorilla-Trekking im „undurchdringlichen“ Bwindi Impenetrable National Park. Da das Land mit durchschnittlich 1000 m ü. M. sehr hoch liegt, ist das alles bei wunderbar gemässigten Temperaturen und ohne allzu viel Belästigungen durch Moskitos möglich.
Gut getarnt: Krokodil am Nil. Ganz selten: Berglöwen gibt es nur diesem Queen Elisabeth National Park
Ausgangspunkt sind für die meisten Entebbe und Kampala mit dem Victoriasee. Etwa zehn Mal grösser als der Bodensee ist der grösste See Afrikas und zweitgrösste See der Welt (flächenmässig nach dem Lake Superior in den USA/Kanada, volumenmässig nach dem Baikalsee) so gross wie die ganze Schweiz. Hier entspringt auch eine der Quellen des Nils, dem längsten Fluss Afrikas. Tatsächlich fühlt man sich am Victoriasee, besonders in einem der Ferienresorts auf einer der vielen Inseln, schnell mal wie an einem Meer – mit dem kleinen Unterschied, dass man wegen der Bilharziose hier nicht im Wasser baden kann.
Uganda ist ein Binnenland, aber wenn man an den Ufern des Victoriasees steht, könnte man meinen, man sei am Meer. Der See ist genau so gross wie die Schweiz
Dennoch, die Stimmungen sind fantastisch und Ruhe und Erholung findet man allemal. Auch Vogelkundler kommen auf ihre Kosten: Über 1000 Vogelarten finden sich in Uganda, ein grosser Teil davon in und um den Victoriasee. Wer mehr Action mag, checkt das White Water Rafting auf dem Nil aus – eins der wildesten der Welt, heisst es.
Da das Land touristisch noch in den Kinderschuhen steckt, ist Afrika absolut spürbar. Die Lodges und Resorts sind authentisch und landestypisch – wenn auch nicht mit dem Luxus in anderen afrikanischen, bereits länger touristisch etablierten Ländern vergleichbar.
Das vergesslichste Tier der Steppe: Das Uganda-Kob. Es vergisst leider auf der Flucht manchmal den Grund des Rennens und wird dann eine Löwen-Mahlzeit
Und spätestens, wenn man mit einer der kleinen Fähren einen Fluss überqueren muss, weil eine Brücke restauriert wird oder man auf die Inseln im Victoriasee übersetzen möchte, ist man ganz angekommen.
Immer wieder ein Höhepunkt: Fährenüberquerung auf dem Nil
Das grösste Highlight einer Uganda Reise ist und bleibt sicher ein Besuch der Berggorillas. Im Bwindi Impenetrable National Park kann man fast auf Tuchfühlung mit den grossen Affen gehen. Ein absolut eindrückliches once-in-a-lifetime Erlebnis. Bei einer Zählung 2019 wurden hier etwa 1000 Berggorillas gezählt, knapp die Hälfte davon auf ugandischem Staatsgebiet, der Rest in Ruanda und der Demokratischen Republik Kongo. Wie so ein Besuch vonstatten geht und wie die Gemeinschaft hier integriert wird, hat Nora hier schon für uns beschrieben.
Gorillas im Nebel: Auge in Auge mit dem Silberrücken und Familie
Weiteres aussergewöhnliches Highlight, das die Nachbarländer nicht zu bieten haben, sind die Schimpansen, die man in Uganda hautnah auf Trekks beim Spielen und Toben erleben kann.
Aber auch sonst hat Uganda eine riesige Artenvielfalt zu bieten. Umso erstaunlicher, wenn man bedenkt, dass im Bürgerkrieg durch Wilderei und weil die Leute schlicht irgendwo ihr Essen hernehmen mussten, viele Tierarten fast ausgerottet wurden. Noch nicht in freier Wildbahn ist daher heute das Nashorn anzutreffen: Lediglich auf der Ziwa Rhino and Wildlife Ranch werden Nashörner in geschütztem Gelände behütet und wieder aufgepäppelt. Alles über die Dickhäuter erfahren kann man beim Rhino Tracking mit den Rangern, wo man sich zu Fuss bis auf wenige Meter den riesigen Kraftpaketen nähern kann.
Zu Fuss auf Pirsch: Rhino Tracking mit dem Ranger
Grossartig auch die Nilpferde, die sich nicht nur im Nil selbst sondern auch in anderen Gewässern neben riesigen Nilkrokodilen und weiterem Getier tummeln. Wir hatten superviel Glück und durften die Tiere auf der Fahrt zu den eindrücklichen Murchison Falls in einem winzigen Boot und somit fast auf selber Höhe wie die Tiere selbst bestaunen. Unglaublich, dass die Riesensäuger, die so behäbig und gemächlich erscheinen, dennoch für die meisten Tode in Afrika durch Wildtiere verantwortlich sind.
Die Nilpferde sind für die meisten Tode in Afrika durch Wildtiere verantwortlich
Aber auch alle anderen der klassischen Safaritiere gibt es in den verschiedenen Nationalparks zu sehen: Elefanten – afrikanische natürlich, deren Ohren die Form des Kontinents selbst haben – Giraffen, Wasserbüffel, Zebras, Affen und Antilopen aller Art – you name it. Sehen kann man die Tiere entweder auf geführten Touren mit Rangern oder aber als Selbstfahrer im „eigenen“ Mietwagen. Wir hatten einen Driver-Guide dabei, der uns durchs Land kutschierte und mit seinen Argusaugen auch jedes noch so kleine Tier in der Savanne ausfindig machte.
Malerische Ausblicke auf die Strasse
Die Ugander selbst sind sehr freundlich. Oft hört man v.a. von Kindern ein lautes „Musungu, Musungu“ (übersetzt: Weisse/Weisser) aus allen Ecken. In den touristischen Orten hat man eher das Gefühl auf echte Neugier als auf finanzielles Kalkül zu treffen.
Farbenfrohe Häuser, farbenfrohe Särge: Auf dem Bild rechts stehen zwei Särge in lila bereit zum Verkauf
Das macht das Beobachten des Strassenlebens umso toller. Ich könnte tagelang einfach kreuz und quer durchs Land fahren und mich gar nicht sattsehen an den Farben und Situationen. In Uganda kann ALLES auf einem Fahrrad oder einem Moped, den sogenannten „Boda Boda“ transportiert werden, von der Holzkohle über 100 Ananas oder zehn Matokestauden bis hin zu ganzen Bettgestellen. Die Häuser sind bunt angemalt, statt Werbeplakate werden gleich die ganzen Fassaden als Werbeträger genutzt. Und das ganze Leben spielt sich für Jung und Alt sowieso auf der Strasse ab.
Touristen sind immer eine Attraktion (links) und Gemüse to go (rechts)
Das Strassennetz wird fleissig ausgebaut – Treiber dabei sind wie auch sonst in Afrika häufig die Chinesen, was mir ja eher ein mulmiges Gefühlt gibt. Und dass hauptsächlich die grossen Verbindungsachsen vom Westen, wo riesige Bodenschätze vermutet werden, bis zur Hauptstadt gebaut werden, macht die Sache nicht viel besser.
Alles wird auf zwei Rädern transportiert: Rechts sieht man ein sogenanntes „Boda Boda“
Immerhin hat Uganda es geschafft, wenigstens die Arbeiter aus der eigenen Bevölkerung stellen zu dürfen, so dass man jeweils um einen chinesischen Vorarbeiter viele ugandischen Arbeiter sieht.
Der Verkehr selbst ist – bis auf die regionalen Buslinien, die eher kamikazemässig unterwegs sind – sehr gemässigt. Ausser auf den Hauptstrecken zwischen Mbarara und Kampala und von dort zur kenianischen Grenze herrscht nicht viel Verkehr.
2 in 1: Fahrrad auf dem Boda Boda und Ananas-Transport
Selbstfahren ist somit eine valide Option, sofern man sich im Linksverkehr wohl fühlt und einen 4×4 für die Passagen hat, wo die Chinesen eben doch noch nicht Hand angelegt haben.
Uganda lohnt sich also allemal, ob in Kombination mit Kenya und/oder Tanzania oder allein. Nicht nur wegen der Gorillas und Schimpansen! Hoffen wir, dass sie Wort halten und wirklich eine nachhaltige Entwicklung im Tourismus hinbekommen.
Informationen:
Wir hatten die Reise über b&b travel, das Reisebüro meines Manns, gebucht. Er wiederum hatte das Programm mit Kibo Slopes Safaris, dem langjährigen Agenten von Hauser Exkursionen, zusammengestellt. Ganz viel Expertise auf einmal!
Geflogen sind wir mit Qatar Airways von Zürich über Doha nach Entebbe.
Unsere Route während der 15 Tage beinhaltete: Entebbe – Jinja – Ziwa Rhino Sanctuary – Murchinson Falls National Park – Queen Elisabeth National Park – Bwindi Impenetrable Forest National Park – Lake Mburu National Park – Ssese Islands – Entebbe.
One response to Uganda, mehr als nur Gorillas