Sommer 2020: Die Travelistas sind wieder auf Achse
Sommerzeit ist Ferienzeit – das gilt natürlich auch für die reisefreudigen Travelistas. Während einige von uns den Sprung über die Landesgrenze gewagt haben, haben andere ihre Freitage in der Schweiz genossen. Wie sich Ferien unter den gegebenen Umständen im In- und Ausland anfühlen, erzählen Vanessa, Corinne, Anita und Jonathan gleich selbst.
Elba wie eh und je (oder sogar noch ein bisschen schöner)
Vanessa Bay
Camping-Ferien im Corona-Sommer 2020 auf Elba? Für mich sonnenklar, nachdem die Grenzen wieder regulär geöffnet wurden und mein Lieblings-Campingplatz den Betrieb aufgenommen hatte.
Nicht so klar war hingegen, ob weitere Teile der Familie sowie Freunde mit ihren noch kleinen Kindern wie geplant mitkommen würden. Zu gross die Bedenken, dass die Kinderschar nicht wie gewohnt zusammen ihre Sandburgen bauen oder den Campingplatz als (unmaskierte) Räuber und Polizisten unsicher machen kann. Auch die Vorstellung, den morgendlichen Cappuccino in der Strandbar nur mit runtergeklapptem Mundschutz zu schlürfen, trübte die Sommerferienaussichten. Unnötigerweise, wie sich herausstellte! Und nach einem ersten Lagebericht sind sie ebenfalls angereist.
Der elbanische Ferienalltag in Kurzfassung: Keine Einschränkungen, ausser Maskenpflicht in Läden, Restaurants und Bars (beim Eintreten) und öffentlichen Verkehrsmittel.
Mein Camping-auf-Elba-2020-Fazit: So schön wie immer. Es fühlte sich an wie in der Nebensaison bei schönstem Sommerwetter. Aufgrund der Platzverhältnisse schon fast paradiesisch. Die Maskenpflicht an den beschriebenen Orten ist absolut erträglich. Eigentlich war alles exklusiver als zuvor.
Auszeit am Vierwaldstättersee
Corinne Ehrle
Die diesjährigen Sommerferien führten mich an den Vierwaldstättersee. Weil Campingferien derzeit besonders beliebt sind, reservierten wir in Horw frühzeitig einen Stellplatz.
Die Situation auf dem Camping war entspannt und die Hygienemassnahmen wurden teils kreativ umgesetzt. So wurde beispielsweise in der Santiäranlage das mittlere Lavabo mit einer grossen Zimmerpflanze «blockiert», damit die Gäste den Abstand auch hier unkompliziert wahren können. Auch die Stimmung unter den Gästen war gut: Alle schienen dankbar zu sein, wieder unterwegs sein zu dürfen.
Auf unseren Ausflügen mit Bergbahnen war die Situation ebenfalls ruhig. Die Leute hielten sich an die Maskenpflicht und bei grösseren Warteschlangen wurde der empfohlene Abstand zumeist eingehalten. In den Restaurants hätte ich abgesehen von den grösseren Tisch-Abständen und dem Desinfektionsmittel nicht einmal gemerkt, dass wir uns in einer Ausnahmesituation befinden.
Speziell war der Besuch von bekannten Touristenhotspots, bei denen ich nämlich fast nur Schweizerdeutsch und Hochdeutsch um mich herum gehört habe.
Fazit: absolut erholsame und gelungene Ferien.
Städtetrip nach Berlin
Anita Suter
Als die Grenzöffnungen kommuniziert wurden, habe ich mich kurzerhand für ein Wochenende in Berlin entschieden. Um Freunde zu besuchen einerseits, um etwas Grossstadtluft zu schnuppern und auf kulinarische Abenteuer zu gehen andererseits.
Angereist bin ich mit dem Zug – ohne Halt von Bern nach Berlin Hauptbahnhof, 8.5 Stunden, und zwar zum Schnäppchenpreis trotz Ferienzeit. Da konnte man sich gleich einmal ans Maskentragen gewöhnen. Denn anders als in der Schweiz herrscht im ÖV in Deutschland schon seit längerem Maskenpflicht («Maskenmuffel riskieren Bussen», heisst es auf Anzeigetafeln), und auch in Geschäften werden Mund und Nase verhüllt.
Ansonsten fühlt sich alles recht normal an – die Cafés und Bars sind (vor allem in den Aussenbereichen) gut besucht, am Sonntag bieten Flohmarkt, Musiker und Strassenkünstler im Mauerpark beste Unterhaltung, und auch die Restaurants sind wie gewohnt geöffnet. Kellner tragen alle Maske, als Gast muss man das nur, solange man nicht am Tisch sitzt.
Das Deutsche Historische Museum hatte ich fast für mich alleine – Pfeile am Boden lotsen die Besucher im Einweg-System durch die Ausstellung, bei kleineren Nischen und Räumen wird eine maximale Kapazität kommuniziert, so dass es zu keinen Menschenaufläufen kommt.
Fazit: Maske immer griffbereit, dann steht einem Grossstadtabenteuer nichts im Wege. Touristenmassen sowieso nicht.
Entspannung pur in Südfrankreich
Jonathan Spirig
Ich habe wie jedes Jahr ein paar Tage im mittelalterlichen Städtchen Sauve in Südfrankreich verbracht. Angereist bin ich mit dem Auto.
Die Ferien waren speziell, aber wunderschön. Generell habe ich mich vor Ort sicherer gefühlt als zuletzt in der Schweiz. Man merkt, dass das Land etwas stärker vom Virus betroffen war und ich hatte den Eindruck, dass Massnahmen wie das Maskentragen deshalb etwas ernster genommen wurden. Und auch wenn es für die Region verheerend ist, hatten wir auf den Märkten und an den Badeplätzen viel mehr Platz als sonst zu dieser Zeit. Und irgendwie hatte ich auch das Gefühl, dass ich als Tourist zuvorkommender behandelt wurde als sonst.