In Leipzig ist der Teufel los: 2025 besteht Auerbachs Keller 500 Jahre

In Leipzig ist der Teufel los: 2025 besteht Auerbachs Keller 500 Jahre

Gastautorin Cornelia Höhling entführt in diesem Beitrag in die Stadt der Musik und Kultur Leipzig. Sie beschreibt wesentliche Highlights angesichts des 500-jährigen Bestehens von Auerbachs Keller in Leipzig.

„Mein Leipzig lob‘ ich mir! Es ist ein klein Paris und bildet seine Leute.“ Diese Worte legte Johann Wolfgang von Goethe (1749-1832) in seinem berühmten Drama „Faust“ einem der Studenten im Gasthaus „Auerbachs Keller“ in den Mund. Es war wohl auch seine eigene Wahrnehmung. Denn die traditionsreiche Universitäts-, Buch- und Messestadt Leipzig in Sachsen hatte den jungen Goethe, der von 1765 bis 1768 dort Jura studierte, nachhaltig beeindruckt. Als einzigem tatsächlich existierenden Ort in seinem „Faust“ setzte er „Auerbachs Keller“ damit gewissermaßen ein Denkmal.

Stadt Leipzig (c) Andreas Schmidt, Leipzig Touristen Information
Stadt Leipzig (c) Andreas Schmidt, Leipzig Touristen Information

Denkwürdige Gastwirtschaft mit langjähriger Geschichte

Zu Goethes Zeit hatte das „unterirdische“ Lokal bereits eine lange Geschichte. 1525 ließ Heinrich Stromer (1476-1542) aus Auerbach in der Oberpfalz im Kellergewölbe seines Hauses erstmals Wein an Studenten ausschenken. Er war 1497 zum Medizinstudium nach Leipzig gekommen und wurde 1508 Rektor der dortigen Universität. Bald erhielt er nach seinem Herkunftsort den Namen „Dr. Auerbach“.

Stromer heiratete 1519 Anna Hummelshain, die Tochter eines der reichsten Bürger Leipzigs, und erwarb ein Grundstück in der Grimmaischen Gasse, auf dem er 1530-38 „Auerbachs Hof“ errichten ließ; ein Messehaus mit 100 Ständen und großen Kellern, wo in einem ein Weinausschank eingerichtet wurde. Der Sage nach ritt Doktor Faustus aus „Auerbachs Keller“ auf einem vollen Weinfass die Treppe hinauf, was Goethe in seinen „Faust“ einbezog – ebenso wie den Tisch, aus dem Wein floss, wenn man ihn anbohrte. Stromers Urenkel ließ zum 100-jährigen Gründungstag des Lokals 1625 zwei Ölbilder mit Fausts Anwesenheit und dem Fassritt in „Auerbachs Keller“ anfertigen, die Goethe sehr bewundert haben soll. So geht es auch heutigen Gästen.

2025: 500. Jahrestag der Gründung von „Auerbachs Keller“ mit zahlreichen Veranstaltungen

Anlässlich des 500. Jahrestag der Gründung dieses weltberühmten Restaurants finden 2025 zahlreiche Veranstaltungen statt. „Kellergeister“, die für das Wohl der Gäste sorgen, wurden bereits eingeschworen, sagt der heutige Kellerwirt René Stoffregen. Zudem wurde ein Pop-up-Store in der Mädler-Passage direkt über „Auerbachs Keller“ eröffnet. Dort werden edle Tropfen wie der Jubiläumswein aus dem sächsischen Weingut Schloss Wackerbarth, Süßes oder Souvenirs wie Mephisto-Shirts oder Faustlektüre angeboten. Natürlich gibt es auch Gutscheine und Eintrittskarten für Führungen und Theaterdinner, bei denen man Mephisto, gespielt von Schauspieler Hartmut Müller, über die Schulter schauen kann.

Selbstverständlich ist „Auerbachs Keller“ bestens auf das besondere Jubiläum eingestellt. Die als „Historische Weinstuben“ bezeichneten vier ältesten Gasträume aus dem 16. bis 19. Jahrhundert  – „Goethe-Keller“, „Lutherstübchen“, „Alt-Leipzig“ und „Fasskeller“ – schaffen mit ihren wertvollen Wand- und Tafelgemälden eine besondere Atmosphäre. Höhepunkt der „Geburtstagsfeier“ soll kurz vor Ostern ein Festakt im „Fasskeller“ werden. Ab Februar bis Juni präsentieren junge Künstler der Hochschule für Grafik und Buchkunst Leipzig in den Galerie-Räumen der Mädler-Passage ihre Werke, die im Projekt „Faust 500“ entstanden. Ab Juli werden unter anderem Faust-Illustrationen des Malers Bernhard Heisig (1925-2011) zu dessen 100. Geburtstag  ausgestellt.

Eingang Mädler-Passage (c) Leipzig Touristen Information
Eingang Mädler-Passage (c) Leipzig Touristen Information

Die Stadt Leipzig: Immer eine Reise wert.

Doch unabhängig von dem Jubiläum ist Leipzig mit dem 1913 eingeweihten, 91 Meter hohen Völkerschlachtdenkmal stets eine Reise wert. Die Stadt bietet mit Kultur, Geschichte, Events und Genuss den perfekten Rahmen für einen mehrtägigen Besuch. Welche Interessen auch immer die Gäste haben: Vom Hauptbahnhof aus, anfänglich der größte Deutschlands, mit seinem riesigen Querbahnsteig und unzähligen Geschäften lassen sich Spaziergänge auf den Spuren zahlreicher Schriftsteller, Musiker und bildender Künstler unternehmen.  Friedrich Schiller (1759-1805) schrieb hier 1785 die Ode „An die Freude“. Zu den Musikern gehörten Thomaskantor Johann Sebastian Bach, der hier geborene Richard Wagner, auch Clara und Robert Schumann sowie Friedrich Liszt.

Das Zentrum der Stadt prägt immer noch ein einzigartiges System von Passagen und Durchhöfen, über die Architekturbegeisterte ins Schwärmen geraten. Zu den architektonischen Kleinodien gehören alte Messehäuser wie Barthels Hof, Specks Hof und eben die Mädler-Passage, aber auch das Alte Rathaus, ein Renaissancebau, am Marktplatz. Mit knapp 16.000 Kulturdenkmälern, darunter 80 Prozent Gründerzeithäuser, gilt Leipzig als Deutschlands Denkmalhauptstadt.

Auerbachs Keller heute

Im Zuge des Abbruchs der mittelalterlichen Bebauung 1912/13 wurde auch „Auerbachs Keller“ in großen Teilen neu gebaut und erweitert. Hierfür entstanden die beiden Figurengruppen am Eingang des Restaurants: das Doppelstandbild „Mephisto und Faust“ und die „Gruppe der verzauberten Studenten“ des Bildhauers Mathieu Molitor. Zum Jubiläum wurden sie mit einem QR-Code ausgestattet und ermöglichen so eine Zeitreise in „Auerbachs Keller Welt“.

Somit hat der althergebrachte Spruch im Zusammenhang mit der Leipziger Messe noch heute seine Gültigkeit: „Wer nach Leipzig zur Messe gereist, ohne auf Auerbachs Hof zu gehn, der schweige still, denn das beweist: Er hat Leipzig nicht gesehn.“

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