Bordeaux – ein guter Wein und noch viel mehr
Ja, manchmal gibt es nichts Vollkommeneres, als an einem stimmungsvollen Ort oder in der richtigen Gesellschaft ein gutes Gläschen Wein zu geniessen. Wahrscheinlich habe ich auch deshalb über die letzten Jahre beinahe unbemerkt eine ausgeprägte Vorliebe für Ferienregionen entwickelt, in denen guter Wein kultiviert wird. Von der namengebenden Stadt des weltbekannten, edlen Bordeaux-Weins hatte ich bis vor kurzem jedoch noch nicht viel gehört. Ein Blitztrip in die Stadt diesen Frühling machte allerdings schnell klar: Hierhin würde ich sogar zurückkehren, wenn eine Plörre angebaut würde.
Und das Beste: Ab dem 8. Mai liegt Bordeaux nur noch eine Flugstunde von Zürich entfernt. Ab dann bietet nämlich die Schweizer Fluggesellschaft Helvetic Airways Direktflüge zwischen Zürich und Bordeaux an. Für alle, die längere Reisewege scheuen und noch nie in Bordeaux waren, wird es deshalb höchste Zeit, der französischen Weinhauptstadt und den umliegenden Dörfern, Wein-Châteaux und Stränden einen Besuch abzustatten.
Bordeaux – die perfekte Stadt
Bereits nach wenigen Schritten durch die schmucke Altstadt wird klar: Bordeaux bietet alles, was eine lebenswerte Stadt ausmacht: Eine überschaubare Grösse, viel Grünfläche, alles sauber, sehr fussgänger- und velofreundlich und dennoch ist das Angebot an feinen Restaurants, gemütlichen Cafés und Bars sowie speziellen Shops grossstadtwürdig. Nichts von Grossstadthektik und trotzdem sprüht die Stadt vor Leben, sogar abends unter der Woche. Dies mag sicher auch daran liegen, dass sich Bordeaux mit inzwischen fünf eigenen Universitäten in den letzten Jahrzehnten zu einer Studentenstadt gewandelt hat. Die Schar von ausgelassenen Mittzwanzigern, die abends um die Häuser ziehen oder es sich mit dem Bier gleich auf der Place de la Victoire gemütlich machen, ist ein willkommener Ausgleich zum sonst fast schon etwas museumsartigen Eindruck, den die (wirklich sehr herausgeputzte!) Altstadt wohl auf einige Besucher machen könnte.
Wie wir von unserer Stadtführerin erfahren haben, war Bordeaux längst nicht immer solch ein Vorzeigeort. Die vielen prunkvollen, weissen Gebäude aus dem 18. Jahrhundert, die durch ihre eindrückliche Beleuchtung besonders abends sehr schön zur Geltung kommen, waren in den 1990ern noch mehrheitlich dunkelgrau und vernachlässigt. Danach wurde die Altstadt saniert, umgestaltet und aufgewertet, was so weit ging, dass sogar die oberirdisch verlaufenden Tramleitungen im Zentrum zugunsten von Induktionsschienen abmontiert wurden, um die schmucken Fassaden nicht zu verunstalten. Seit 2007 gehört das historische Zentrum innerhalb der ehemaligen Stadtmauern nun zum UNESCO Weltkulturerbe.
Die Altstadt lässt sich am einfachsten zu Fuss erkunden, auch wenn man sich beim Flanieren von den vorbei flitzenden Velofahrern allen Alters in Acht nehmen sollte. Möchte man auch die der Altstadt angrenzenden Viertel, zum Beispiel das hübsche, ehemalige Weinhändlerviertel Chartrons, besichtigen, so empfiehlt sich, es den radfahrenden „Bordelais“ gleichzutun und auf das Zweirad umzusteigen. Bordeaux wurde übrigens letztes Jahr vom Copenhagenize Index zur viert velofreundlichsten Stadt der Welt erkoren. Was ich bei meinem nächsten, etwas ausgiebigeren Besuch in der Stadt bestimmt auch nicht versäumen werde: Eine Radtour entlang des Garonne mit anschliessendem Picknick auf einer der zahlreichen Grünflächen am Ufer. Schade auch, dass die Zeit nicht mehr für einen Besuch des Marché des Capucins gereicht hat. Dort können neben unzähligen Ständen mit typischen regionalen Produkten bei einem Glas Weisswein auch frische Meeresfrüchte gekostet werden.
Savoir-Vivre auf dem Land
Die Zeit während meines ersten und bestimmt nicht letzten Bordeaux-Besuchs war wie gesagt kurz und natürlich kann niemand diesen Ort besuchen, ohne die Anbaugebiete des legendären Bordeaux-Weins gesehen zu haben. Hierzu gibt es unzählige Angebote für Exkursionen zu den verschiedenen Wein-Châteaux. Ausserdem lohnt es sich auch, die kleinen, typisch französischen Dörfer rund um die Weingüter zu besichtigen. Wir sind mit dem Boot ca. 45 Minuten nördlich in das verschlafene 2000-Seelen-Dorf Bourg en Gironde gefahren und haben dann von dort aus das Château Clos du Notaire besucht. Der Rotwein des 22 Hektar grossen Weinguts schmeckte vorzüglich. Ich glaube jedoch fast, dass er das hier überall tut. Rund 30 Châteaux zählt diese Region. Im Tourist-Office in Bourg kann man für 12 Euro pro Tag E-Bikes mieten und die Höfe auf eigene Faust entdecken. Am zweiten Mai-Wochenende dieses Jahres (10.-11.05.2014) haben übrigens alle Châteaux der Region Tag der offenen Tür (natürlich mit Degustationen!).
Apropos Weinverkostung: Hobby-Sommeliers oder alle, die es werden wollen, können auch Degustationskurse besuchen, zum Beispiel in der Weinschule des Fachverbands für Bordeauxweine. Ab dem Spätsommer ist es ausserdem auf einzelnen Gütern möglich, bei der Weinlese zu helfen. Man könnte wohl seine kompletten Ferien thematisch dem Wein widmen und so beispielsweise auch in übergrossen Weinfässern oder Weintanks übernachten oder sich Vinothérapie (Wellness auf Basis von Traubensaft und Traubenkernöl) gönnen.
Hier ein paar Adressen, die ich aber selber nicht getestet habe:
- www.vignoblesjoelduffau.fr (Schlafen im ehemaligen Weintank eines Château)
- www.coup2foudres.com (Schlafen im übergrossen Weinfass)
- www.sources-caudalie.com (eines der ältesten Hotels mit Vinothérapie-Spa)
Wilde Küsten und Naturschönheiten
Ein letzter Abstecher, vielleicht der atemberaubendste von allen, führte schliesslich noch ins Bassin d’Arcachon südwestlich der Stadt Bordeaux. Hier werden u.a. seit dem 18. Jahrhundert Austern gezüchtet. Wer sich speziell für die Delikatesse interessiert, kann Ausflüge mit Austernzüchtern buchen. In der Bucht kann man natürlich auch ausgezeichnet baden. Weiter draussen, an der fast 40 km langen windgepeitschten und wellenreichen Atlantikküste, ist hingegen Surfen angesagt. Praktisch, dass Helvetic Airways kürzlich eine Kooperation mit dem Surf-Reiseveranstalter Sudden Rush gestartet hat (für deine nächsten Surfferien musst du also nicht mehr bis nach Brasilien reisen, Vanessa… ;)).
Nun aber noch zum letzten, und wie schon erwähnt wohl eindrücklichsten Highlight meines Bordeaux-Trips. Kein prunkvolles Bauwerk und auch kein exquisiter Rotwein. Diese Vollkommenheit ist ganz ohne Zutun des Menschen entstanden: Die Düne von Pillat. Schon seit über 10‘000 Jahren thront sie da, an der Meeresöffnung des Bassin d’Arcachon. Gezeiten, Meeresströmungen und insbesondere der stürmische Wind haben die grösste Wanderdüne Europas geformt: 112 m hoch ist sie aktuell. Wer sie nicht mit den eigenen nackten (!) Füssen besteigt, hat definitiv etwas verpasst. Zuoberst offenbart sich eine Aussicht, die so atemberaubend ist, dass selbst reiseerfahrenen Zeitgenossen wie mir der Atem wegblieb. Natur, so weit das Auge reicht. Am Ende doch viel besser als jede noch so schmucke Stadt oder jedes Gläschen guter Wein.
Hinkommen: Helvetic Airways fliegt ab dem 8. Mai zweimal wöchentlich, immer donnerstags und sonntags, direkt von Zürich nach Bordeaux. Ab CHF 320.- Weitere Infos unter www.helvetic.com
Diese Reise wurde unterstützt von Helvetic Airways.