Neuseeland – das Kaffee-Mekka am Ende der Welt
Für einen guten Kaffee in stylishen Cafés muss man nicht ans andere Ende der Welt reisen. Wer aber sowieso schon dort ist, wird in Neuseeland definitiv fündig.
Neuseelands Städte sind keine Schönheiten – zumal die Erdbeben vom ehemaligen Bijou Christchurch nur wenig übrig gelassen haben. Wer sich für eine Reise zu den Kiwis entscheidet, tut dies meistens aufgrund der landschaftlichen Vorzüge, der herzlichen Einwohner oder weil er hofft, auf einen Hobbit zu treffen. Wer unplanmässig (zum Beispiel wegen des schlechten Wetters) etwas mehr Zeit in der Metropole Auckland verbringt, wird zwangsläufig zum Schluss kommen, dass die Stadt zwar optisch unattraktiv ist, zumindest kulinarisch aber einiges zu bieten hat.
Das wohl beliebteste Getränk der Einwohner Neuseelands ist der Kaffee. Es gibt Dutzende von Kaffee-Herstellern und die Kiwis sind sehr stolz auf ihre eigene Kaffeekultur. Folglich bekommt man das braune Getränk in allen möglichen Variationen. Unbedingt probieren sollte man beispielsweise den „Flate White“. Der doppelte, besonders intensive Espresso mit einem Hauch von Milchschaum wurde in Neuseeland erfunden und ist mittlerweile auch in den USA sehr beliebt. Auf ihre Kosten kommen auch Kaffeetrinker mit Laktose-Intoleranz: Selbst an Tankstellen wird der Kaffee auf Wunsch mit Sojamilch gestreckt.
Der Kaffee an der Ponsonby Road macht sogar den Weihnachtsmann verrückt
Das Lob gilt aber nicht nur dem Geschmack und den Variationen, sondern auch den Cafés selbst. Diese sind originell, stylish und kreativ. Zumindest in der Millionenstadt Auckland macht es auch gar keinen Sinn, einzelne Cafés besonders zu erwähnen – lieber stelle ich einige Quartiere von Auckland vor, die sich einer besonders hohen Café-Dichte erfreuen. So viel vorweg: Die eigentliche Shopping-Hauptstrasse – die Queens Road – gehört meiner Meinung nach nicht dazu.
Neuseeländer sind Stolz auf ihre Kaffee-Kultur
Die Ponsonby Road ist zweifelsfrei eine der „hipsten“ Strassen der Millionenstadt. Boutiquen, Bars, Restaurants und eben Cafés reihen sich hier aneinander. Obwohl der grösste Rummel etwas abgeklungen ist, ist die Strasse immer noch das Herz der Kaffee-Kultur. Wenn man die Ponsonby Road entlang geht, merkt man auch schnell warum. Mehrere Lokale an der Ponsoby Road servieren den Atomic Coffee, der in der Nähe geröstet wird und sich grosser Beliebtheit erfreut.
Parnell Village (Bild: Shoestring at wts.wikivoyage)
Für Nostalgiker eignet sich das steil ansteigende Quartier Parnell. Der älteste Bezirk Aucklands hat viel Charme und Charakter, befindet sich gemäss Einheimischen aber auf dem absteigenden Ast. Den Niedergang könne man an den Preisen für eine Tasse Kaffee erkennen, erklärt mir der Künstler Craig Fletcher, der in mehreren der Boutiquen vor Ort seine Bilder und Schmuckstücke ausgestellt hat. Ein Besuch lohnt sich aber trotzdem noch: Die Galerien, Cafés und Shops von Parnell haben viel Charme und befinden sich in gemauerten Innenhöfen von Seitenstrassen sowie in labyrinthartigen alten Gebäuden.
Hier wechseln sich Strip Clubs und Cafés ab: Die Karangahape Road
Wer es etwas verruchter mag, ist an der vielseitigen K-Road (eigentlich Karangahape Road) richtig. Das ehemalige Rotlicht-Viertel (zumindest Strip-Clubs hat es noch immer einige) bietet neben zahlreichen Cafés, Bars und Shops auch ein geschäftiges Nachtleben. Ponsonby, Parnell und die K-Road sind allesamt problemlos mit dem „Inner Link“-Citybus zu erreichen.
Etwas weiter weg liegt das nächste Quartier: Mount Eden ist nicht nur der Name eines erloschenen Vulkans in Auckland, sondern auch ein Vorort am Fusse dieses Vulkans. Wer sich vor dem Spaziergang auf den Vulkan mit einer Tasse Kaffe stärken will, findet hier ebenfalls eine grossartige Auswahl.
Vom Mount Victoria hat man eine tolle Aussicht auf Devonport und Auckland
Gleich gegenüber dem Hafen von Downtown Auckland befindet sich Devonport. Das Hafenstädtchen ist mit der Fähre in wenigen Minuten erreichbar und beherbergt abgesehen von einer Militärakademie auch zahlreiche Cafés und Restaurants. Den Ausflug sollte man unbedingt mit einem Abstecher auf dem Mt. Victoria verbinden. Der erloschene Vulkan diente einst als Festung und bietet eine herrliche Aussicht auf die viktorianischen Villen von Devonport, die Skyline von Auckland und die Vulkaninsel Rangitoto.
Störend ist an der Kaffeekultur Neuseelands eigentlich nur, dass das Getränk in jedem zweiten Café in der gleichen braunen Tassen serviert wird (und das übermässiger Konsum kostspielig ist). Wer also genug Zeit hat für einen Zwischenstopp in Auckland, sollte die Touristenviertel rund um den Hafen verlassen und in den genannten Quartieren vorzüglichen Kaffee schlürfen.
Wer einen längeren Aufenthalt in Wellington eingeplant hat, wird auch in der Hauptstadt auf seine Kosten kommen: Wellington hat sogar mehr Cafés pro Kopf als die amerikanische Metropole New York.
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