Der schönste Wasserfall der Schweiz

Der schönste Wasserfall der Schweiz

Wer ist der Schönste im ganzen Land? Natürlich ist dies immer sehr persönlich, bei Schönheits-Wettbewerben wie bei Wasser-Fällen. Auf jeden Fall möchte ich Euch hier eine Wanderung im Tessin vorschlagen, auf der es so richtig kracht…

Zuerst ist da mal der für mich schönste Wasserfall der Schweiz. Wobei, bei vorherigem Superlativ weiss ich nun gar nicht, welches dieser schönste Wasserfall genau ist. Aber das ist auch gar nicht so wichtig, denn: Nummer 1 und Nummer 2 auf meiner Liste liegen beide an dieser Wanderung. : )

Auf dem Weg zum Wasserfall

So stelle ich mir Norwegen vor. Unten im Talboden bei Bignasco

Der Wasserfall von Foroglio

Wasserfall A also liegt beim kleinen Weiler Foroglio, tief im Val Bavona, einem Seitental ganz hinten im Valle Maggia. Es ist auch gleich der Ausgangspunkt der Wanderung, und mit dem Postauto von Locarno erreichbar.

Nun ist dieses Foroglio selbst schon ein Dörfchen wie aus einem Tessiner Märchenbuch.

Das ist Foroglio im Val Bavona

Das ist Foroglio im Val Bavona…

Das Val Bavona ist ja selbst eines der steinigsten und kargsten Täler des Tessins. Der Talboden ist schmal, beidseitig steigen nackte Felswände hunderte von Metern beinahe senkrecht in die Höhe, und hausgrosse Felsbrocken und Geröllhalden zeugen davon, was von diesen Höhen in die Tiefe donnern kann.

Wo das Tal nun eine Spur breiter ist, ducken sich zwei Dutzend Steinhäuser aneinander und um das Kirchlein aus dem 15. Jahrhundert – das ist Foroglio. Und nicht weit von der kleinen Siedlung donnern die Wasser aus dem Val Calnègia über eine Felswand von etwa 100 Metern wild stiebend auf mächtige Felsblöcke.

Der Wasserfall aus der Nähe

Der Wasserfall aus der Nähe

Essen mit Blick auf den Wasserfall

Ein Tipp, falls Ihr nach einer längeren Anreise bereits hier in Foroglio bereits hungrig oder durstig seid: von der Osteria Froda gleich bei der Brücke über die Bavona geniesst man den spektakulärsten Blick von einem Grotto-Tisch zugleich auf das Boccalino und die Cascata, also den Wasserfall.

Durch den Wald zum Wasserfall

Wie im Märchenwald: der Wanderweg bei Sabbione, mit einer riesigen Edelkastanie

Von Foroglio führt ein einfacher Wanderweg talabwärts Richtung Cavergno. In der Nähe von Sabbione liegt gleich am Wegrand ein eindrückliches Denkmal aus alten Zeiten. Eine grosse Höhle unter einem mächtigen Felsbrocken haben die Hirten als Stall verwendet, komplett mit Tränke für die Schützlinge und Schlafplatz für den Hirten. Etwas weiter am Wanderweg findet man gleich noch einen zweiten solchen „Stall im Berg“. Als ich in diesen felsigen, dunklen Unterstände für Tier und Mensch stand, fühlte ich mich definitiv wie in einer längst vergangenen Zeit.

Die Hirtenunterstände bei Sabbione

 Wie aus der Stein-Zeit: die Hirtenunterstände bei Sabbione

Der Wasserfall von Bignasco

Südöstlich von Bignasco tost ein weiterer eindrücklicher Wasserfall. Um zu ihm zu gelangen, muss man allerdings den „offiziellen“ Wanderweg auf der westlichen Talseite verlassen und durch den alten Dorfkern von Bignasco gehen. (Beim Wasserfall kann man wunderbar picknicken.)

Das vierte Wow-Erlebnis war für mich der alte Dorfkern von Cevio. Er liegt etwa einen Kilometer nördlich von Cevio; auf der Karte ist er mich „Cevio vecchio“ vermerkt. Das verwinkelte und organisch verwachsene Ineinander von alten Steinhäusern, riesigen Felsbrocken, kleinen Grotti und überwachsenen Stein-Weglein hat für mich etwas Märchenhaftes und beinahe Surreales.

Mit meiner Freundin in Cevio vecchio

Mit meiner Freundin in Cevio vecchio

In Cevio kann man einfach wieder das Postauto besteigen und direkt nach Locarno fahren. Und falls es etwas Wartezeit gibt, ist das wunderbar, denn am grosszügigen, begrünten Dorfplatz lässt sich im Albergo della Posta oder im Ristorante Basodino ein Gelato oder eine Pizza geniessen.

In diesem kleinen Rustico ruhten wir uns jeweils aus von Wanderungen und Hexenschuss

Und in diesem kleinen Rustico ruhten wir uns jeweils aus von Wanderungen und Hexenschuss

Was mich noch heute fuxt: in Cevio, am Hauptplatz, gibt es diesen wunderschönen Handwerksladen „artis“. Hier stand eine tiefschwarze, runde Keramik- oder Steingut-Schale, mit einem feuerroten Inneren. Wie tiefschwarze Lava und glühendrote Magma. Noch heute denke ich: hätte ich sie doch gekauft… Ja, hätte… hätte ich keinen Hexenschuss gehabt an diesem Tag und schon zu viel Gewicht im Rucksack auf dem Rücken…

Das Wichtigste, damit Ihr gleich loslegen könnt:

Start: Bushaltestelle Foroglio, Bavona

Route: Auf einem markierten, einfachen Wanderweg via Fontana und Cavergno nach Bignasco. Hier zum Wasserfall südöstlich des Dorfes (man hört und sieht ihn…), dann zurück auf den Wanderweg auf der Westseite des Talbodens und via Cevio vecchio nach Cevio (oder nach dem Wasserfall erst weiter südlich über die Maggia); Länge 10 km, 200 m Aufstieg, 470 m Abstieg, ca. 2,75 Std., Schwierigkeit T1 bis T2

Einkehren: In den Orten Foroglio, Fontana, Cavergno, Bignasco oder Cevio

Karten: Landeskarte der Schweiz 1:25’000 Blätter 1271 (Basòdino), 1272 (P. Campo Tencia), 1291 (Bosco / Gurin) und 1292 (Maggia); 1:50’000, Blätter 265 (Nufenenpass), 266 (Valle Leventina), 275 (Valle Antigorio) und 276 (Val Verzasca).

Infos: www.vallemaggia.ch

Tipp: Am nordöstlichen Dorfende von Cavergno gibt es eine alte, sehr fotogene “Römerbrücke” über die Maggia.

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