Es brodelt und zischt im Yellowstone
Ok, ich gebe es zu – ich bin süchtig. Nicht etwa nach Schokolade (gut, das auch), Zigaretten oder Schuhen, sondern nach Amerika.
Als mein Mann und ich das letzte Mal über den grossen Teich geflogen sind, haben wir uns unseren persönlichen “American Dream“ erfüllt und sind zwölf Tage lang mit dem Camper durch die Rocky Mountains gecruist.
Von Denver nach Wyoming, zum Mount Rushmore mit den legendären, in Stein gehauenen Präsidentenköpfen (seit ich als Kind Hitchcock`s „Noth by Northwest“ gesehen habe, wollte ich unbedingt mal dorthin) und weiter zum Yellowstone Nationalpark und dem direkt angrenzen Grand Teton.
Der Yellowstone Lake ist der grösste Bergsee Nordamerikas. Er liegt auf 2357 m ü. M. Im Hintergrund erstrecken sich die schneebedeckten Gipfel der Teton Kette. Zum Baden lädt der See allerdings nicht ein – das Wasser ist auch im Sommer eiskalt.
Der Yellowstone ist der älteste Nationalpark der Welt (gegründet 1872) und seit 1978 UNESCO-Weltnaturerbe. Ihn mit Worten zu beschreiben, ist eigentlich fast nicht möglich. Wer auch immer das Layout für unsere Erde entworfen haben mag – bei diesem Fleckchen Erde haben sich die Macher besonders viel Mühe gegeben.
Hier sieht jede Ecke anders aus, hinter jeder Kurve wartet eine neue Überraschung – sei es ein brodelnder Schlammtopf im Erdboden, ein reissender Wasserfall, der sich aus 80 Metern in die Tiefe stürzt, oder eine liebliche Flusslandschaft, die irgendwie Assoziationen mit dem Auenland, der Heimat der Hobbits, weckt.
Sinterterrassen bei Mammoth Hot Springs
Vielleicht sollte ich noch erwähnen, dass wir am Vorabend des 4. Juli den Eingang zum Yellowstone passierten. Für Nicht-USA-Fans: der 4th of July, der Independence Day ist DER Feiertag schlechthin für jeden Amerikaner. Dementsprechend voll waren die Campingplätze. Um 21 Uhr rollten wir mit unserem 25-Meter-Gefährt auf den letzten freien Stellplatz an der Fishing Bridge – tschakka!
Die Dragon`s Mouth Hot Spring. Aus dem Inneren dröhnt und faucht es. Es braucht nicht viel Phantasie, um sich vorzustellen, dass in der Höhle ein feuerspeiender Drache lebt.
Büffel sind im Yellowstone in etwas so häufig wie Kühe auf der Alm. Die riesigen Tiere wirken nur auf den ersten Blick bedrohlich und sehen während des Fellwechsels immer ein wenig aus wie ungemachte Betten.
Büffel sind gemütlich unterwegs. Nicht selten legen sie mitten auf der Strasse ein Päuschen ein und legen den Verkehr lahm. Die Touristen freut`s.
Die Grand Prismatic Spring. Die grösste Thermalquelle der USA verdankt ihre Farbenpracht einzelligen Mikroorganismen.
Naturspektakel: der Geysir Old Faithful zählt zu den beliebtesten Sehenswürdigkeiten im Yellowstone Nationalpark. Etwa alle 90 Minuten bricht er aus und stösst eine bis zu 55 Meter hohe Wasserfontäne in die Luft. Im Umkreis des Geysirs brechen immer wieder heisse Quellen aus dem Boden – in dem brodelnden Wasser könnte man locker sein Frühstücksei kochen.
Mud Pots sind im Yellowstone immer wieder zu finden. Empfindliche Nasen rümpfen dieselbe: die köchelnden Schlammtöpfe verströmen einen atemberaubenden Schwefel-Duft.
Vom Yellowstone ging die Fahrt weiter in den benachbarte Grand Teton Nationalpark, der landschaftlich ein bisschen an die Schweiz erinnert. Hier tauschten wir den Fahrersitz gegen den Pferdesattel und erkundeten die Gegend hoch zu Ross.