Flowerpower im Tessin…
…oder was James Bond und die Desperate Housewives mit dem Botanischen Garten Gambarogno zu tun haben.
Blumenliebhabern geht im Tessin das Herz auf. Wenn die Bergspitzen noch schneebedeckt sind, leuchten die Gärten und Parks an den Seen bereits in allen Farben. Auch hier kann die Gambarogno-Seite des Lago Maggiore, die ich wegen ihres Kraftorts Sass da Grüm sowieso liebe, wieder punkten: Quasi direkt gegenüber von Ascona, liegt auf der Hügelterrasse zwischen Piazzogna und Vairano der Parco Eisenhut oder Parco Botanico di Gambarogno, ein wunderschöner botanischer Garten.
Dass der Baumschulist Otto Eisenhut, der ursprünglich Weihnachtsbäume anpflanzte, heute auf über 20’000 Quadratmetern Tausende Blüten in allen Farben zeigen kann, hat er James Bond zu verdanken – oder besser gesagt dem Mann, der Ian Fleming, den späteren Schriftsteller von Spionagethrillern, zu dieser Romanfigur inspirierte: Sir Peter Smithers (1913-2006), Geheimdienstagent und leidenschaftlicher Gärtner. Der charmante Oxfordabgänger wurde während des 2. Weltkriegs von Ian Fleming zum Marine-Nachrichtendienst angeworben und leistete abenteuerliche Einsätze in Frankreich, England, den USA und Mexiko, bevor er nach dem Krieg zurück in England in die Politik einstieg.
Seine Liebe zur Botanik begleitete Smithers von Kind an, und die Einsätze in fremden Ländern steigerten sein Interesse noch. Im Ruhestand zieht es ihn in mildere Gefilde und er kauft sich ein altes Weingut in Vico Morcote am Lago Maggiore, um sich ganz dem Gärtnern und der Pflanzenfotografie zu widmen. Er legt im Weingut einen traumhaften wilden Garten an, züchtet eigene Magnolien, Pfingstrosen, Lilien und Blauregen und erreicht weltweit Bekanntheit und Anerkennung dafür. Über 10’000 Pflanzen bilden schlussendlich ein sich selbst regulierendes Ökosystem.
Eisenhut hört vom Briten, besucht Smithers in seinem Garten und realisierte, wie grossartig auch sein Garten werden könnte. Neue Pflanzen und Sorten aus Amerika und England mussten her und Eisenhut fand Gefallen daran, diese zu vermehren und zu veredeln und sich mit anderen Pflanzenliebhabern zu vernetzen. Als Smithers Magnolie «Princess Margaret» krank wurde, bat er Eisenhut, die Pflanze durch Veredelung aus dem bestmöglichsten Material zu retten. Eisenhut gelang es, und der Grundstein für den heutigen weltweiten Handel von veredelten Pflanzen war gelegt.
Heute ist der Parco Eisenhut öffentlich zugänglich und lässt sich auf wunderbar weichen, torfigen Wegen entdecken. Bereits im März explodieren die Farben. Nach den gelb leuchtenden Forsythien beim Eingang taucht man in ein Meer von roten, weissen und rosa Kamelien und Magnolien. Über 950 Sorten Arten und Sorten Kamelien und über 450 verschiedene Magnolien, z.T. bis zu zehn Meter hoch, ziehen sich über den Hang. Später im Jahr kommen etwa 450 Azaleen-, Pfingstrosen- und Rhododendron-Sorten dazu – unglaubliche Zahlen und ein wahrer Traum für jeden Gartenfan. Dazwischen wachsen seltenen Koniferen, Kiefern und Blauregen, auch Wisteria genannt – genau, wie die Strasse, in der die Desperate Housewives wohnten.
Informationen:
Der Botanische Garten von Gambarogno und die dazugehörige Baumschule Eisenhut sind täglich geöffnet.
Weitere Gärten und Parks im Tessin sind der Park Monte Verità bei Ascona, die Brissago-Inseln, der Parco San Grato bei Carona, der Kamelienpark in Locarno und der Park Scherrer in Morcote. Eine Übersicht findet sich hier: https://www.ticino.ch/de/travel-inspirations/parks-gardens.html
Unweit des Parks findet sich auch der Kraftort Sass da Grüm und der Yogaweg, über die ich hier schon berichtet hatte. Enjoy!