Goa – mehr als Strand und Hippies
Esoterisch angehauchte Sandalenträgerinnen, besoffene Russen, sonnengegerbte Althippies und zugedröhnte Techno-Freaks. Einmal mehr bin ich zur Einsicht gekommen, dass es nicht immer sinnvoll ist, im Vorfeld einer Reise möglichst viel über eine Destination zu lesen. Und dass es gibt nichts Schöneres, als dort Ferien zu machen, wo niemand Ferien macht. Ein paar Tipps und Impressionen aus Nord-Goa, wo ich bei Freunden auf dem Land wohnte und sofort wieder hinreisen würde.
Der Markt in Mapusa, Nord-Goa
Mapusa – ausgesprochen Mapsa – ist das Handelszentrum von Nord-Goa. Die Stadt ist vor allem wegen ihres Marktes bekannt. Dieser findet jeden Tag (ausser am Sonntag) statt – am Freitag ist er besonders gross. Für Fans der goanischen Küche ist der Mapsa-Markt ein Paradies – ebenso für alle (Hobby-)Fotografen und iPhone-Knipser. Auch wer Kleider, Schuhe und Haushaltswaren jeder Art sucht, wird hier fündig. Verhandeln ist Pflicht.
Musik-Festivals in Goa
Zwei Festivals in einer Woche – das kulturelle Angebot in Goa ist gross. Jeweils im Februar findet in der Kala Academy in Panaji, der Hauptstadt des Bundesstaates Goa, das Sufi Sutra Musik-Festival statt – dieses Jahr bereits zum sechsten Mal.
Präsentiert wurden nationale und internationale Musiker (z. B. CherryGrove aus Schottland oder Mavambo aus Brasilien). Die Sufi-Musik gehört zur „Seele“ der muslimischen Mystik. Dieses Festival bietet tagsüber Workshops und abends kostenlose Konzerte sowie Ausstellungen.
Ebenso ein Erlebnis ist das Ketevan World-Festival, das heuer erstmals stattfand. Das Eröffnungskonzert war in den uralten Gemäuern der Santa Monica-Kirche in Old Goa.
Das Festival ist eine wunderbare Symbiose von westlicher und östlicher Musik vor einer Kulisse. Wie beim Sufi Sutra werden auch hier flankierende Workshops und Informations-Veranstaltungen angeboten.
Eine gute Übersicht über kulturelle Veranstaltungen findet sich hier:
Goa-Karneval
Karneval in Indien – an das dachte ich definitiv nicht. Gut, Goa steht auch nicht für das „echte“ Indien – „Indien light“ ist eine gängige Beschreibung. Gleichwohl war ich überrascht, welchen Stellenwert der Karneval in Goa geniesst. Er ist ein wesentlicher Bestandteil des portugiesischen Einflusses und auf jeden Fall einen Besuch wert.
Tipp: Mittagessen im Hotel The Mandovi in Panaji und danach auf dem Balkon den Umzug durch die Hauptstrasse geniessen. Unbedingt einen Tisch reservieren.
Goa-Karneval
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Paperworks
Ein Briefbogen schöner als der andere. Geschenkpapier in allen Farben und Schattierungen. Verzierte Karton-Schachteln. Couverts mit goldenen Verzierungen. Tragtaschen aus Zeitungen. Im Paperworks in Panaji werden alle schwach, die Papier lieben. Kartenset für umgerechnet gerade mal 50 Rappen – am liebsten möchte man den ganzen Laden kaufen. Umso mehr, wenn man weiss, dass behinderte Menschen für diese Kunst verantwortlich sind.
Old Goa
Old Goa liegt etwa 10 Kilometer ausserhalb von Panaji. Es lohnt sich, mindestens einen halben Tag für die Besichtigung einzuplanen. „Wer Goa gesehen hat, braucht Lissabon nicht mehr zu sehen“. Das Zitat aus dem 16. Jahrhundert hat was: die Hauptstadt der portugiesischen Kolonie hatte damals mehr Kirchen als Rom.
Fontainhas
Nicht nur die Strassennamen, die Schilder an den Häusern und Läden weisen auf die portugiesische Vergangenheit hin. Auch die verblassten Wände, bröckelnden Fassaden und die Farben – von ockergelb über rosa bis himmelblau – tragen dazu bei, dass Portugal allgegenwärtig ist. Das Quartier hat sich zum kulturellen Zentrum der Stadt entwickelt und ist mehr als nur ein Ausflugsziel.
Fabindia
Wenn man einen besucht hat, dann will man noch in mindestens fünf weitere. Die Rede ist von Fabindia, einer indischen Einzelhandelskette, die Kleidung, Stoffe, Möbel und Schmuck in etwa 200 Filialen in ganz Indien verkauft.
Alle Produkte werden von einfachen Handwerkern handgefertigt. Diese sind in „community-owned companies“ organisiert, halten Anteile an diesen Unternehmen und partizipieren nicht nur am wirtschaftlichen Erfolg, sondern setzen sich aktiv für nachhaltiges Wirtschaften ein. Top Qualität zu sehr fairen Preisen.
Mandrem und Arambol
Wie eingangs erwähnt, sollte man im Vorfeld der Reise nicht zu viel über Goa lesen. Es stimmt, es wimmelt in Arambol von sonnengegerbten Althippies und besoffenen Russen. Aber es wäre schade, deshalb darauf zu verzichten, den Zirkus-Artisten zuzuschauen, die während des europäischen Winters unter der Sonne Indiens ihre Kunststücke einstudieren, während die Sonne langsam im Meer versinkt. Auch wenn aus jeder Windrichtung psychedelischer Rock oder Elektro-Sound zugeflogen kommt.
Mir hat die Kombination Mandrem Beach am Tag und Arambol am Abend – aber nur bis kurz nach Sonnenuntergang – sehr gefallen. Im Mandrem Beach z.B. im Lazy Dog essen und in einer Beach Lounge lesen und um 17 Uhr in Richtung Arambol flanieren.
Restaurants in Goa
Es ist lange her, dass ich in meinen Ferien ohne gesunde Absichten so gesund gegessen habe. Nachfolgend ein paar gute Adressen:
Koi in Candolim: Fusion von allen asiatischen Küchen, exzellenter Service, stilvoll eingerichtet.
Venite in Old Goa, Panaji: Feines goanisches Essen in einem schönen alten Gebäude. Kleiner Balkon für einen 2-er Tisch für ein romantisches Tête-à-Tête.
Ritz Classic in Panaji: Bester Fisch, den ich während meiner ganzen Goa-Ferien gegessen habe. An unauffälliger Lage in einer Nebenstrasse im erste Stock.
Bean Me Up in Anjuna: Schöne Umgebung, organische Sojaspezialitäten, beliebt bei Veganern.
The Fisherman’s Wharf in Panaji: Gute Adresse um bis spät köstliche Fischspezialitäten, goanisches und westliches Essen sowie Drinks jeder Art in stimmiger Umgebung zu geniessen.
Kurzausflug nach Hampi
Wer von Goa aus einen Kurzausflug unternehmen will, der sollte nach Hampi gehen. Ich selber war nicht da, habe aber so viel Schönes gehört, dass dieser Tipp hier nicht fehlen darf. Hampi ist die ehemalige Hauptstadt des Königreichs Vijayanagar. Höhlentempel erwarten die Gäste Touristen in Karnataka, dem Nachbarstaat von Goa. Eine Reiese in die Vergangenheit mit geschichtlichen Höhepunkten und eindrücklichen Ruinen in einer einzigartigen und mystischen Umgebung. Mehr dazu im Reiseblog von Sonja Hüsler.
2 responses to Goa – mehr als Strand und Hippies
Liebe Vanessa… toller Blog über Nord-Goa. Es ist wie überall in Indien (wobei Goa – wie du sagst – Indien light ist), wenn man „open minded“ reist dann sieht man viel mehr als nur die vorgefertigten Meinungen und Vorurteile. Dies ist dir mit diesem Blog sehr gut gelungen!
Danke / Rene
Lieber Rene
Vielen Dank für Deinen Kommentar – und fürs Posten bei Euch auf Facebook. Hat mich sehr gefreut. Ich könnte sofort wieder hinfliegen – war wirklich sehr schön…
Schönen Tag und happy weekend
Vanessa