London mit Kids ist nie verkehrt
London ist immer eine Reise wert. Die Reiseblogger von Travelistas durften dies schon mehrmals unter Beweis stellen: Ob aus der Perspektive des Besuchers des Zentrums oder ausserhalb.
Wohin in den Herbstferien? Bitte nicht schon wieder Italien, meint unser Sohn. Da könnte ich zwar immer hin, aber ich verstehe, es gibt auch noch andere schöne Reiseziele, die der Nachwuchs kennen lernen möchte. Wir entscheiden uns für London, nicht zuletzt wegen der vielen guten und günstigen Flugverbindungen von Wien und den vielen mühsam gelernten Englisch-Vokabeln, die auch einmal in echt angewandt werden wollen. Ich selbst war schon mehr als fünfzehn Jahre nicht mehr in der britischen Hauptstadt und habe Lust, sie vor dem Brexit noch einmal schnell zu besuchen.
Wer so wie wir gerne spontan unterwegs ist, maximal Flug und Hotel vorab bucht und ansonsten nach Lust, Laune und Wetter vor Ort entscheiden will, muss in London besonders flexibel sein. Wir lernen: die Harry Potter World ist für die nächsten zweieinhalb Monate ausgebucht, auch einen Platz bei Anbietern wie GetYourGuide, die den Besuch der Studios plus Hin- und Rückfahrt anbieten, bekommen wir kurzfristig nicht mehr. Vor dem London Eye müssten wir mehr als eine Stunde anstehen, darauf hat keiner von uns Lust.
An den langen Schlangen vor London Dungeon und Shrek Adventures! gehen wir dann schon nur mehr rasch vorbei. Schön werden die Tage trotzdem. Wir erwischen unerwartet gutes Wetter, flanieren viel durch die Stadt und machen eine Harry Potter Tour auf eigene Faust. Was sich aus unserer Sicht besonders lohnt:
Stadtspaziergang in London
Für einen ersten Überblick und aufgrund des strahlend blauen Himmels entscheiden wir uns gleich am ersten Tag für einen der vielen Stadtspaziergänge, die in Londons Zentrum angeboten werden. Unserer ist eine „New London Tour“ von Sandeman (ein pay as you like-Modell), zu der man sich online anmelden kann. Man kann aber auch spontan zum Treffpunkt kommen und mit etwas Glück ist die Gruppe noch nicht voll. Unser Guide Sarah ist eigentlich Australierin, seit elf Jahren in London und seit ebenso vielen Jahren als Guide tätig. Von Covent Garden spazieren wir in knappen drei Stunden über Trafalgar Square, Buckingham Palace, St. James Palace und Downing Street 10 bis zur Westminster Abbey, zum Houses of Parliament und dem – derzeit eingerüsteten – Big Ben.
Wer den 10.00 Uhr Termin für die Stadtführung wählt, sieht gleich auch die Wachablöse am Buckingham Palace.
Sarahs Tour ist abwechslungsreich, sie erzählt viel Interessantes und auch für Kinder Unterhaltsames. Gleich zu Beginn kommt man zu einer Harry Potter Location, Goodwin‘s Court, die im Film als Winkelgasse berühmt wurde. Mittlerweile ist sie wohl zu berühmt: Sarah fordert uns auf, schweigend durch die Gasse zu spazieren, denn Bewohner hätten schon öfter einen Eimer kaltes Wasser über lärmende Touristen gekippt.
Kettenkarussell
Gleich neben dem London Eye steht ein grosses Kettenkarussell. Hier ist die Schlange kurz, nach nur zehn Minuten sitzen wir im Karussell und werden nach oben gezogen. Die Fahrt selbst dauert zwar nur wenige Minuten, aber einen Blick von oben auf die Stadt im Schnelldurchlauf bekommt man auch hier.
Harry Potter Locations in London
Einen Vormittag widmen wir dann trotzdem Harry Potter. Wir starten am King’s Cross Bahnhof am 9 3/4 Gleis und stehen – man ahnt es – in einer langen Schlange.
Nur für ein Foto mit halbem Gepäckwagen, der in der Säule verschwindet, sollten wir wieder eine Stunde anstehen. Wir wechseln die Schlange, denn auch vor dem Shop neben dem Gleis gibt es eine – aber hier geht es schneller. Rasch erstehen wir ein obligatorisches Harry Potter Souvenir und ziehen weiter.
Nur ein paar Gehminuten entfernt steht das St. Pancras Renaissance Hotel, ganz ohne Menschenmengen davor. Im Teil „Kammer des Schreckens“ starten Harry Potter und Ron Weasley von hier aus mit dem fliegenden blauen Auto, nachdem sie den Hogwart-Express versäumt hatten. Das Hotel ist von aussen und innen architektonisch beeindruckend. Empfehlenswert ausserdem: ein Kaffee im ehemaligen „Booking office“, jetzt stylisches Restaurant, Bar und Café.
Von St. Pancras fahren wir weiter zum Leadenhall Market. Definitiv die Harry Potter Location, die mir am besten gefällt. Der viktorianische Markt aus dem Jahr 1881 ist voller Leben. In der Mitte findet ein Charity-Chor-Konzert statt, rundherum wird gegessen und getrunken und wohl auch ein wenig geshoppt. Es ist laut, geschäftig und gemütlich zugleich.
Zum Schluss kommen wir eher zufällig noch an New Scotland Yard vorbei (eine Telefonzelle wurde hier als Eingang ins Zauberministerium genutzt. Die Telefonzelle war aber lediglich Requisite und steht normalerweise nicht hier), bevor wir im Doppeldeckerbus zu einem der vielen Märkte Londons aufbrechen.
Doppeldeckerbus und Oyster-Card
Das öffentliche Verkehrsnetz in London ist ausgesprochen gut organisiert. Gleich bei unserer Ankunft kaufen wir am Automaten eine Oyster-Card mit einem Guthaben für die Fahrten der nächsten Tage. Ist das Guthaben aufgebraucht, kann die Karte am Automaten problemlos wieder aufgeladen werden. Am Ende bekommen wir das Restguthaben und die Kaution für die Karten selbst wieder zurück. Kinder fahren kostenlos mit den Erwachsenen mit.
Wann immer wir müde werden, suchen wir einen Doppeldecker und sehen uns die Stadt aus dem ersten Stock des Busses aus an. Besonders empfehlenswert sind die Linien 9, 11 und 24. Auf diesen Runden kommt man an besonders vielen Sehenswürdigkeiten vorbei.
Camden Market
Wunderbar zum Flanieren, Schauen, Pausieren, Kaffee trinken. Die Shopping-Auswahl bietet von allem etwas, aber nichts wirklich Aussergewöhnliches. Im Camden Market finden ein Halloween-Kostüm, das macht den Ausflug perfekt. Nach all den Sehenswürdigkeiten haben wir ausserdem das Gefühl, auch unter Londonern zu sein. Zum Teil zumindest.
Spaziergang an der Themse
Abends ist am Ufer der Themse nicht mehr ganz so viel los. Wir starten von der Station London Bridge Richtung Tower Bridge und geniessen die Ausblicke und dass man zügig gehen kann. Tagsüber ist es sicher auch schön, sich in eines der Cafés oder Restaurants zu setzen.
Fish & Chips, Dim Sums and more
Die Stadt ist durchwachsen von Gastro- Ketten, die allesamt ähnliche Convenience-Produkte anbieten. Darauf haben wir dann doch keine Lust. Trotzdem ist London essenstechnisch mit Kindern recht einfach. Meist landen wir abends in einem Pub bei Fish & Chips, Hamburgern, lauter Musik und Fussballübertragungen.
Oder in China-Town, in einem der vielen Dim-Sums Restaurants: