Wenn am Murtensee die Sommersonne geerntet wird
Ich bin zwar selbst kein ausgewiesener Wein-Kenner. Aber im Herbst durch die Weinberge zu wandern, hat für mich etwas Stilles und Meditatives, das mich beruhigt und freut. Denn dann sind die Früchte der langen, harten Arbeit bei Wind und Wetter reif und können geerntet werden. Es ist, als hielte ich nach Monaten oder Jahren der beharrlichen Arbeit wieder ein neues Buch in meinen Händen.
Die Blauburgunder-Traube (oder Pinot noir) ist eine der beiden häufigsten auf dem Mont Vully.
Und: Zumindest von Juli bis Mitte September konnten die Rebstöcke in der Schweiz eine ganze Menge Sonne tanken, und das gehört zu den guten Voraussetzungen für einen grossen Jahrgang.
Unter den Schweizer Weinbaugebieten sind die Hänge auf der Sonnenseite des Murtensees flächenmässig eher klein, und der Mont Vully ist auch alles andere als ein markanter Berg. Gerade mal 200 Meter erhebt er sich über die Ebenen des Grossen Mooses und zwischen den Wasserflächen des Murten- und Neuenburgersees, und mit seinen ovalen, abgeflachten Konturen wirkt er eher wie ein Moränenhügel denn wie ein veritabler Berg.
Bei Sugiez, zu Beginn der Wanderung
Tageswanderung oberhalb vom Murtensee
Und doch hat dieser Mont Vully, oder auch Wistenlacher Berg, einiges in seinen Ärmeln und steht seinen Mann als Ziel einer Tageswanderung – und das gleich auf mehrfache Weise. Ein idealer Ausgangspunkt, die Zugfahrt von Zürich hierher dauert keine zwei Stunden, liegt gleich an seinem östlichen Ende, in Sugiez, und schon bald ist man mitten in den Weinbergen unterwegs. Fast ideal sind sie ausgerichtet und fangen die Sonne aus dem Süden ein, und gleich nochmals die Wärme und das Licht, das der Murtensee heraufspiegelt.
Auf dem Reblehrpfad
Auf etwa 100 Hektaren wird an den Hängen Rebbau betrieben. Den Grossteil der Rebstöcke nehmen die Chasselas- und die Blauburgunder-Traube ein. Auf zahlreichen Tafeln des „Sentier viticole du Vully“, des Reblehrpfaden, ist viel Interessantes und Spannendes zum Rebbau zu lesen. Der Herbst ist die beste Zeit für eine Wanderung – die Weinlese ist dann in vollem Gang, und die Hänge überziehen sich mit herbstlichem Rot und Gelb.
Gut ausgeschilderter Reblehrpfad
Ideal für eine Mittagspause ist das Restaurant Mont-Vully. Es liegt fast oben auf dem Berg und bietet von der Terrasse einen fantastischen Blick über den Murtensee und in die Alpen – ein perfektes Setting für ein feines Essen, einen edlen Tropfen, und dann einen Gâteau du Vully. Wer lieber ein Picknick in der Natur geniesst, findet weiter oben, auf den Höhen des Mont Vully, zahlreiche ruhige Plätzchen mit dem schönsten Alpenblick. Im weichen Sandstein gibt es übrigens zahlreiche Höhlen und Befestigungsanlagen aus der Zeit des ersten Weltkrieges.
Das Restaurant Mont-Vully
Die Wanderung führt schliesslich sachte vom Mont Vully hinab nach Vallamand und um das untere Ende des Murtensees herum zum Bahnhof in Faoug. Noch ein Wort zur Ausrüstung. Bergschuhe sind nicht notwendig, die Wanderung verläuft durchwegs auf Spazierwegen, längere Abschnitte sind gar Hartbelag. Hilfreich ist aber eine gute Karte, um nicht vom rechten Weg abzukommen.
Unterwegs in Vallamand
Das Wichtigste zu dieser Wanderung
Start: Bahnhof Sugiez
Route: Auf dem Sentier viticole bis oberhalb Môtier, dann hoch zum Restaurant Mont-Vully (bei Punkt 581) und weiter via Mur und Vallamand nach Faoug. 20 km, je 310 m Auf- und Abstieg, ca. 5 Std. Nur bis Vallamand ca. 3 ¼ Std..
Einkehren: Restaurant Mont-Vully, Tel. 026 673 21 21, www.hotelmontvully.ch, Mo und Di Ruhetag, weitere Restaurants in den Dörfern
Karten: Karte 1:25’000, Blatt 1165 (Murten), 1:50’000 Blatt 242 (Avenches)
Infos: www.murtentourismus.ch
Was will man mehr? Der Murtensee mit den Berner Hochalpen.
Detaillierte Karte auf schweizmobil.ch