Wenn das Zimmer ein Saustall ist

Wenn das Zimmer ein Saustall ist

Wer in England in einem Bed & Breakfast übernachtet, darf sich auf Unterkünfte der speziellen Art freuen.

Bei „Bed & Breakfast“ denkt man wohl als allererstes an England. Und dies ganz zu Recht, wie ich finde. Schon bei der Recherche am heimischen Computer stellt man fest, wie unterschiedlich die Unterkünfte sind. Das Angebot reicht von Zimmern in einfachen Stadthäusern bis zu richtigen Schlössern irgendwo auf dem Land und sie haben teilweise klingende Namen wie „Old Manor House“ oder „Upper Rock Gardens“.

Wir haben uns für die „Cools Farm“ entschieden, ein B&B ausserhalb von Salisbury. Sehr ausserhalb, wie wir der Wegbeschreibung von unserer Gastgeberin Maggie entnehmen konnten: In Hinden die Allee runter, beim Spielplatz rechts, dann mehrere Meilen rauf und runter durch den Wald bis zur Abzweigung zur Farm.

Cools FarmEin wahres Schmuckstück: Das Haupthaus der Cools Farm

Bald stehen wir vor einer idyllischen Farm aus dem 17. Jahrhundert. Alte Gemäuer, ein gepflegter Garten und ein verspielter Jack Russell Terrier namens Percy erwarten uns. Die Haustür steht speerangelweit offen, von Maggie keine Spur.

„Percy, bring uns zu Maggie“, so unser Versuch, die Hausherrin zu finden. Und tatsächlich, Percy spurtet los und wir folgsam hinterher. Wir finden Maggie bei den Ställen. Sie packt gerade Fleisch ab, das sie überall in der Region verkauft. Auf der Cools Farm wird eine ansehnliche Herde Red Poll Rinder gehalten – und den Pokalen im Esszimmer nach zu urteilen mit grossem Erfolg. Das Kennenlernen verläuft äusserst herzlich, was auf unserer weiteren Reise keine Ausnahme bleiben soll.

PercyWilde Begrüssungszeremonie von Hofhund Percy

Wir beziehen unsere Unterkunft und sind überrascht: was für ein Saustall! Das längliche Backsteingebäude seitlich des Haupthauses war früher tatsächlich ein Schweinestall und bietet heute als „Old Piggery“ einer kleinen Familie reichlich Platz.

Old PiggeryDie Old Piggery – vom Schweinestall zur Unterkunft

Auf der kleinen Terrasse werden wir begrüsst von der älteren Katzendame Mathilda und einem Huhn, welches uns die nächsten zwei Tage auf Schritt und Tritt folgt.

Wir geniessen das angenehme Licht der wärmenden Abendsonne (ja, die gibt es tatsächlich auch in England!) und den Blick über die Weiten der umliegenden Weiden und Wälder. Die Erholung kommt hier wie von selbst, denn rund um den zwischen Hinden und Tisbury gelegenen Bauernhof gibt es nichts als Natur.

TerrasseDie wärmende Sonne taucht die Landschaft in ein wunderbares Licht

Am nächsten Morgen zeigt sich das Wetter dann von seiner britischen Seite, d.h. es regnet in Strömen. Wir essen ein englisches Frühstück in Maggies Wohnzimmer – die Zeitreise nimmt auch im Innern des Hauses kein Ende. Der Raum wird von einem riesigen Cheminée dominiert, in dem im Winter ordentlich eingeheizt wird.

SalisburyAuch bei Regen sehenswert: die Kathedrale von Salisbury

Etwas später fällt dann der geplante Stonehenge-Besuch wortwörtlich ins Wasser und auch der Spaziergang durch Salisbury wird kürzer als vorgesehen. Auf dem Rückweg zur Farm machen wir einen Zwischenstopp im „Lamb Inn“ in Hinden. Ein Pub, wie es im Buche steht: Alte Tische, massive grosse Stühle, rot gestrichene Wände mit Bildern aus der Gegend geschmückt, eine riesige Bar mit Gästen in Plauderstimmung und ein knisterndes Feuer im grossen Cheminée.

Ich bestelle einen Pint des hiesigen Ales und als ich das Bier von der Theke nehmen will, werde ich vom Barkeeper zurückgepfiffen: „Da ist noch Platz im Glas!“ – und so wird der letzte verbleibende Zentimeter auch noch aufgefüllt. Ich schmunzle beim Gedanken an mein letztes Bier in Zürich.

BierFinde den Unterschied…

Und als wir wieder auf der Farm sind, fühlen wir uns hier bereits wie Zuhause. Die Cools Farm hat’s uns angetan. Aber woher kommt eigentlich der Name? Heisst unsere Gastgeberin etwa Maggie Cool? Wie cool wär das denn!

Aber nein, der Name stammt vom einstigen Besitzer des Hofes, Mr. Edmond Cool, der die Farm im 17. Jahrhundert aufgebaut und betrieben hat. Heute finden wir hier relativ wenig Coolness, dafür jede Menge Herzlichkeit und Charme.

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