Zürich: Die Bäderstadt im Sommer (Teil II)
Zürich im Sommer – ich liebe es! Es ist so viel los an der frischen Luft und am Wasser, dass man gar nicht in die Sommerferien fahren müsste. Die Menschen sind gesellig, entspannt, sitzen bis spät abends draussen, grillieren auf allen möglichen Grünflächen und hüpfen wann immer es das Wetter zulässt in den See, in die Limmat oder in eines der vielen Freibäder. Ich habe an dieser Stelle ja kürzlich meine Lieblingsbäder aufgelistet, die in der kalten Jahreszeit das trübe Wetter etwas erträglicher machen. Hier folgen nun wie versprochen meine liebsten „Sommer-Badis“.
Beginnen wir beim Trendigsten: Das Flussbad Oberer Letten ist leider längst kein Geheimtipp mehr und inzwischen in jedem Reiseführer aufgeführt. Der Vorteil und gleichzeitig wohl auch das Verhängnis dieser Badi: Sie ist gratis und darum an warmen Tagen bis auf den letzten Quadratmeter belegt. An kühleren (Werk-)Tagen stehen die Chancen auf einen Platz auf dem Holzdeck (böse Zungen nennen ihn Hipster-Catwalk :-)) etwas besser. Was viele nicht wissen: Bis Mitte der 90er Jahre wäre niemand auf die Idee gekommen, sich hier am Limmatufer zu sonnen. Das Areal war damals als Treffpunkt unzähliger Drogensüchtiger und „grösster Schandfleck“ der Schweiz bekannt. In der Badi mit Umkleideräumen, Schliessfächern und Liegestühlen befindet sich übrigens die Open-Air-Bar Panama (ehem. Pierre West). Auf der anderen Flussseite liegt das Primitivo. An beiden Orten kann man sich zwischenverpflegen und auch abends ein kühles Bier geniessen.
Um einiges entspannter und vom Publikum her durchmischter ist es im Flussbad Unterer Letten, das ebenfalls gratis ist. Das Bad wurde bereits 1909 für die damals im Quartier ansässigen Industriearbeiter gebaut und steht unter Denkmalschutz. Auch hier kann man sich auf Holzstegen sonnen, die an heissen Tagen stark belegt sind (jedoch etwas weniger als am Oberen Letten). Wagt man sich in die hier rasant fliessende Limmat, so gilt: Am besten weit flussaufwärts reinspringen, sonst ist der Spass gleich wieder vorbei. Am Ende des Kanals wartet nämlich ein tückischer „Auffangrechen“. Um unschöne blaue Flecken zu vermeiden, lässt man sich mit quergestellten Füssen voran ans Gitter treiben.
Abends hat die Flussbadi leider nur immer dienstags geöffnet, im Juli findet aber ein tolles Openair-Kino statt (www.filmfluss.ch).
Wenn ich im Sommer meine Bahnen schwimmen möchte, so gehe ich eigentlich immer ins Freibad Letzigraben (Eintritt 7 CHF), wohl auch deshalb, weil ich nur drei Fussminuten entfernt wohne. Das „Letzi“ wurde vom Schweizer Schriftsteller und Architekten Max Frisch im Stil eines Parks gestaltet, hat zwei grosse Schwimmbecken (eins davon ein Wellenbad mit Sprungturm) und bietet auch an heissen Tagen, an denen alle Holzdecks der Fluss- und Seebäder hoffnungslos überfüllt sind, noch meist ein freies Plätzchen im Gras.
Meine Lieblings-Seebad ist definitiv das charmante Seebad Utoquai im Seefeld-Quartier (Eintritt 7 CHF), das bereits im 19. Jahrhundert errichtet wurde. Hier erfrische ich mich auch häufig nach Feierabend. Die langen Öffnungszeiten bis 20 Uhr und die Lage am rechten Zürichseeufer sorgen dafür, dass man hier noch Sonnenstrahlen geniessen kann, wenn andere See- und Flussbäder längst im Schatten liegen. Es gibt je ein geschlechtergetrenntes Deck und einen gemischter Bereich, wobei spätestens im freien See und auf den Flossen dann alle zusammen kommen.
Apropos Geschlechtertrennung: Allen weiblichen Zürich-Besuchern empfehle ich unbedingt das bereits 125-jährige Frauenbad Stadthausquai, „Frauenbadi“ genannt (Eintritt 7 CHF). Das Bad ist trotz seiner Lage mitten in der Stadt (mit Blick auf die bekanntesten Zürcher Sehenswürdigkeiten) eine Ruheoase mit nostalgischem Jugendstil-Ambiente. Sogar an warmen Wochenenden findet man hier meistens noch ein freies Plätzchen und kann in zwei abgeschlossenen Becken, die durchlässig für frisches Flusswasser sind, baden. Abends öffnet die Frauenbadi auch für männliche Besucher und wird zur Barfussbar, mein Lieblingsort, um im Sommer einen kühlen Drink zu geniessen und die Füsse im Wasser zu baden (die Schuhe muss man wirklich am Eingang ausziehen!). Jeden Donnerstagabend ist öffentlicher Barbetrieb, an den anderen Abenden finden oft (kostenpflichtige) Veranstaltungen statt.
Frauenbad Stadthausquai („Frauenbadi“) bzw. Barfussbar
Die wohl noch bekanntere und ebenfalls sehr schöne Flussbar ist das Rimini am Schanzengraben (ein Seitenkanal der Limmat/Sihl). Diese ist bei gutem Wetter jeden Abend geöffnet und lockt ein bunt durchmischtes Publikum an (mit anderen Worten: Im Gegensatz zur hippen Lettenbadi fühlen sich hier auch Anzugsträger wohl). Zu Essen gibt es hausgemachte Pizzas und Grilladen. Wie es ist, da ins Wasser zu springen, werde ich aufgrund meines Geschlechts wohl nie herausfinden: Das Flussbad Schanzengraben ist nämlich tagsüber ausschliesslich den Männern vorenthalten.
Spartipp:
Am Seeufer ist das Baden auch an sehr vielen Stellen ohne Benützung einer Bäder-Infrastruktur möglich, z.B. an der Rentenanstalt (linkes Seeufer) oder auf der Chinawiese (rechtes Seeufer). Die steinigen Strände sind jedoch für Badende mit schmerz-empfindlichen Fusssohlen etwas herausfordernd.
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