Mami ist dann mal weg: Reisen ohne Kinder
Mein ganz persönlicher Super-GAU in punkto Reiseorganisation sah wie folgt aus: Ich war als Projektleiterin einer Eventagentur für den Empfang und die Einlasskontrolle einer grossen Kundenveranstaltung in Genf verantwortlich. Meine Kinder waren zu Hause mit Krippe, Kindergarten, Nanny, Papi etc. gut versorgt. Dachte ich jedenfalls…
Es war 5 vor 9 Uhr morgens, die Türen der Eventlocation sollten sich in wenigen Minuten öffnen. Durch die Glasscheibe konnte ich schon an die Hundert Geschäftsleute sehen, die ungeduldig auf Einlass warteten.
In dem Moment klingelt mein Handy. Meine Nachbarin ist dran: „Sabine, dein Sohn sitzt draussen auf der Strasse und weint. Er sagt, er wäre in den Kindergarten geschickt worden, aber da sei niemand. So ist er wieder nach Hause gelaufen, aber bei Euch ist auch niemand. Soll ich ihn zu mir nehmen?“
Aaaaaaaaaaah – stimmt, heute fiel der Kindergarten aus, ich war seit dem Vortag in Genf und hatte eigentlich alles minutiös mit meinen diversen Vertretungen zu Hause abgesprochen. Aber es hatte nicht geklappt. Es brach mir fast das Herz, wenn ich an meinen kleinen Jungen dachte, und ich war stinksauer auf… egal… meine unachtsame Vertretung eben.
Manno, schon wieder der „Pinocchio-Teller“ im Restaurant, weil niemand zu Hause ist…
Nach zwölf Jahren als Mutter weiss ich gar nicht, was mehr Planung benötigt: mit oder ohne Kinder reisen. Klar, mit Kindern muss viel organisiert und bedacht werden, und solange die Kinder klein sind, packt frau meist nicht nur ihre eigenen Koffer, sondern eben auch die der Kinder.
Ohne Kinder reisen heisst für eine berufstätige Mutter allerdings, sowohl die Reise als auch das Leben zu Hause während der Abwesenheit zu organisieren. Schule, Klassenausflüge, Lehrerfortbildungen, Sport- oder Musikunterricht, Geburtstagseinladungen – was steht wann an?
Bei wem können die Kinder mitfahren? Wer übernimmt die eigenen Fahrdienste? Und wer kocht zu Hause, macht die Wäsche, ist da, wenn es Tränen gibt? Nanny, Mann, Oma/Opa, Götti/Gotte, die Nachbarn? So richtig lustig wird’s, wenn mein Mann Tomi und ich zur gleichen Zeit unterwegs sind, und auch das kommt bei uns immer mal wieder vor…
So schreibe ich dann zusätzlich zu den Reiseprogrammen für meine Kunden oft minutiöse Ablaufpläne für zu Hause. Wenn ich im Zug oder Flugzeug sitze, hoffe ich inständig, dass ich nichts vergessen habe.
Was hilft: viel Gelassenheit, Vertrauen in die Vertreter-Mannschaft zu Hause und vor allen Dingen Vertrauen in die Kinder! Die schlagen sich nämlich meistens ganz gut durch, komme, was wolle.
So fand mein Kleiner sein Nelio-allein-zu-Haus-Abenteuer im Nachhinein gar nicht so schlecht, hatte er doch als Entschuldigung von … egal… ein super Geschenk bekommen!