Korsika – Rettungsinsel für die gequälte Wandererseele
Der Schweizer Wanderfreak steht in jedem Spätfrühling vor demselben Problem: Der Drang nach einer ausgiebigen Bergtour – ohne Schneeschuhe (!) – ist langsam kaum mehr auszuhalten, doch die ernstzunehmenden heimischen Wanderwege befinden sich allesamt noch unter einer geschlossenen Schneedecke. Fürs nächste Mal habe ich da einen Tipp, der sich ganz ohne einen anstrengenden Langstreckenflug realisieren lässt: Korsika.
Diese Insel ist sozusagen die Rettung für ausgezehrte Wandererseelen. Zwar liegen die höchsten Gipfel im Inselinneren teils weit über der 2000-Meter-Grenze und leuchten darum im späten Frühjahr ebenfalls noch weiss. Aber der Bergfan kann sein Bewegungsbedürfnis auch auf geringeren Höhen bereits voll ausleben.
Wilde Küstentouren mit nahezu märchenhaften Felsformationen und Dauerblick aufs funkelnde Meersblau, ausgedehnte Märsche durch Kiefernwälder, Birkenwäldchen und duftende Macchia hinauf zu ehrfurchteinflössenden Felsarenen und stillen Bergseen – die Auswahl an Touren ist vor allem im Nordwesten und im Zentrum Korsikas durchaus ausreichend für mehrere Ferienwochen.
Baden unterm Wasserfall
Eine absolute Korsika-Besonderheit sind jedoch die Naturpools, welche das glasklare Bergwasser an zahlreichen Orten in die Felsen gegraben hat. Die ein oder andere Wandertour lässt sich durch ein Bad in den oft smaragdgrün scheinenden (allerdings auch im Frühsommer noch eisigen) Wasserlöchern vom Highlight zum ultimativen Naturerlebnis aufwerten.
Zu allem Überfluss gibt es als Fotomotiv meist auch gleich noch einen Wasserfall dazugeliefert. Die Paarung Wasser und Fels ist auf der Insel jedenfalls in vielen faszinierenden Versionen zu bestaunen.
Bei der Planung einer jeden Tour muss eines unbedingt beachtet werden: die Anfahrt mit dem Auto dauert lange und auf jeden Fall immer länger als gedacht. Denn die Küstenstrassen sind kurvig und scheinbar endlos, die Strassen in die Berge teils eng, dafür aber weniger befahren.
Schweine in Korsika
Doch das abenteuerliche Fahrerlebnis sorgt – zumindest anfangs – oft für Staunen ob der Aussichten auf die Landschaft und der Kunstfertigkeit des Strassenbaus. Und auch wenn die Weiterfahrt ab und an von frei umherlaufenden Kühen, Geissen oder Schweinen (!) verzögert wird, ist der Unterhaltungsfaktor des Ganzen immer höher als der Nervfaktor.
Den Ort (oder die Orte) der Unterkunft sollte man sich gut überlegen – denn wie gesagt, fährt man nicht einfach mal so über die halbe Insel bis zum Wanderparkplatz. Und nach der Rückkehr möchte man ja schliesslich noch Zeit haben, auf einer der vielen wunderschönen Aussichts-Terrassen eines Restaurants die korsische Küche zu geniessen oder am Strand in den herrlichen Sonnenuntergang zu schmachten.
Eine Insel – vier Flughäfen
Wer mit dem Auto auf Korsikas Strassen unterwegs ist, versteht recht schnell, warum die viertgrösste Mittelmeerinsel über sage und schreibe vier Flughäfen verfügt. Je nach Jahreszeit sind diese per Direktflug ab Zürich oder Basel in einer guten Stunde zu erreichen. Für Wanderer, die den Nordwesten oder das Centro rund um Corte erkunden möchten, sind Calvi oder Ajaccio, mitunter auch Bastia zur Landung geeignet.
Wanderführer: z.B. Rother Wanderführer «Korsika – die schönsten Küsten- und Bergwanderungen» (80 Touren)
Weitere Informationen zu Korsika:
Flüge ab Deutschland:
Für deutsche Wanderer ist die Insel ab München, Stuttgart, Düsseldorf, Köln, Nürnberg, Frankfurt am Main, Dresden, Leipzig, Berlin und Hamburg erreichbar.