Ab ins Wasser, auch im Winter – Tipps für Kalt- und Warmduscher
Die ersten 30 Meter sind die härtesten. Es verschlägt mir jedes Mal buchstäblich den Atem, egal, das wievielte Mal ich nun schon in das kalte Wasser gleite. Aber es fühlt sich auch fantastisch an, selten fühle ich mich lebendiger und stolzer als beim Winterschwimmen. Und erst recht, wenn man danach wieder dick eingemummelt mit einem heissen Tee und einem grossen Grinsen ins Gesicht aufs Wasser schaut.
Aber es geht hier nicht nur um Winterschwimmen – auch für Warmduscher habe ich Tipps auf Lager, was man im Winter in den Schweizer Seen anfangen kann. Also: weiterlesen!
Winterschwimmen ist seit Corona ein Supertrend. Seit die Schwimmbäder geschlossen und Reisen nicht mehr möglich ist, suchen immer mehr Leute die Seen, Flüsse und Strände im eigenen Land auf. Die englische Outdoor Swimming Society, die auch im deutschsprachigen Raum gern konsultiert wird, verzeichnete 2019 einen Zuwachs um fast 50% Traffic auf ihrer Website auf fast eine Million User.
Winterschwimmen ist somit definitiv auch ausserhalb von Finnland angekommen. Die glücklichen Finnen haben etwa 260 Winterschwimmzentren mit Umkleidekabinen und Saunen – davon träumen meine Nachbarinnen und ich, wenn wir im Freien unter unserem riesigen Baum in der Badi Rüschlikon stehen und uns in Wind und Wetter umziehen.
Angefangen hatte alles mit den diversen Seeüberquerungen im Zürichsee 2019, bei denen wir mitgemacht hatten. Ende Sommer waren wir so im Schwung mit fast täglichem Training und dem dazugehörigen Austausch von Klatsch und Tratsch, dass wir diese Routine nicht mehr missen wollten.
«Warum üben wir nicht weiter und melden uns beim Samichlausschwimmen an?» fragte eine, und die Sache war geritzt. Mindestens zwei Mal die Woche findet man uns seither im See, im Herbst bei stetig sinkenden Temperaturen. Und das ist gut so, denn so gewöhnt sich der Körper an die fallenden Grade – im Januar sind wir jetzt bei 5 Grad Celsius angekommen.
Das Samichlausschwimmen, bei dem man mit Nikolausmütze behütet die Limmat überquert, war trotz der 8 Grad Wassertemperatur ein Riesenspass. Aber auch dann war es noch nicht vorbei. Die Sucht packt einen, die absolute Gedankenleere beim Gleiten ins kalte Nass, der pure Drang, den Atem zu kontrollieren – aus – ein – aus, und dann das Kribbeln nach dem Anziehen, das Gefühl, es wieder geschafft zu haben, lebendig zu sein, eins mit der überwältigenden Natur – irgendwann kann man darauf nicht mehr verzichten.
Irgendwann reicht dann das einheimische Gewässer nicht mehr, und man wird abenteuerlustig. Für uns hiess das diesen Winter, dass wir das neue Jahr mit einem Schwumm in einem Bergsee starten wollten. Der Caumasee in Laax bot sich an, wo zwei von uns schon Ferien machten.
Winterschwimmen im Caumasee
Ein Bad lässt sich herrlich mit einem schönen Spaziergang durch den wunderbaren Tannenwald kombinieren. Kurz vor dem Kreisel Richtung Murschetg kann man das Auto auf dem Parkplatz stehen lassen und ca. 40 Minuten auf gut beschilderten Waldwegen zum tieftürkisen Caumasee gehen – sofern man noch etwas vom Wasser sieht, im Winter friert er nämlich zu.
Wir fanden noch eine offene Ecke und genossen. Was für ein Erlebnis bei 2,7 Grad Wassertemperatur. Die Erkenntnis dabei: Irgendwann ist es egal, ob man in 7 oder 2,7 Grad kaltem Wasser schwimmt – kalt ist kalt! Danach einmal rund um den See laufen und zum Auto zurück, bis dahin ist man definitiv wieder warm.
Aber Achtung: Ich warne davor, einfach mal eben anzufangen und morgen in den kalten See zu tauchen. Hypothermie durch den Temperatursturz im Körper kann zum Koma oder Herzinfarkt führen, wenn man nicht daran gewöhnt ist. Wer es also wagen möchte, gewöhnt sich lieber ab dem Sommer langsam daran. Und auch dann nicht übertreiben. Als Faustregel gilt: Nur so viele Minuten im Wasser bleiben, wie die Wassertemperatur beträgt. Bei 2,7 Grad sind das also knapp 3 Minuten. Unbedingt empfehlen würde ich auch Neoprenhandschuhe und -füsslinge und eine Neoprenbadekappe oder wenigstens eine Mütze – die sind Gold wert!
Aber eben: Auch Warmduscher können die Schweizer Seen im Winter geniessen. Pfiffige Landsleute haben sich lustige Alternativen ausgedacht:
Saunaboot auf dem Vierwaldstättersee
Da wäre zum einen das Saunaboot auf dem Vierwaldstättersee. Wenn es draussen kalt, nass und der See leer ist, schaukelt das Saunaboot SSR1 sanft über das Wasser. Res Wallimann war auf einer Finnlandreise (ich sag’s ja, die Finnen wieder!) auf einem Sauna-Schiff und hatte die Idee, ein solches für den Vierwaldstättersee nachzubauen.
Seit 2019 schippert die SSR1 nun auf dem See. In der fahrenden Sauna haben bis zu 6 Personen Platz. Das Boot hat einen 8 PS-Motor und kann daher ohne Bootsprüfung von den Mietern selbst gefahren werden – mit oder ohne Kleider 😉.
Witzig ist auch der Miniwhirlpool auf dem Brienzersee: Der Brienzersee steht dem Caumasee in punkto Farbe in nichts nach. Im Miniwhirlpool tuckert man bei eisiger Kälte im 38 Grad warmen Mini-Whirlpool gemütlich über den See. Mit einer Holzheizung kann die Temperatur konstant gehalten werden. Angetrieben wird das Whirlpool-Boot durch einen Elektromotor, auch hierfür ist kein Führerschein nötig. Privacy und Social Distancing sind garantiert: Es kommen keine weiteren Passagiere mit an Bord – der Whirlpool gehört einem ganz allein. Snacks und Getränke können dazu bestellt, Bademäntel und Badetücher gemietet werden, nur den Badeanzug müsst Ihr selbst mitbringen.
Ich als Kaltduscherin überlege mir das mit den Warmwasseralternativen gründlich – wobei, so zur Abwechslung bzw. in Kombination wäre das schon wunderbar. Ich sage es mal meinem Team als Geschenkidee für mich für den nächsten Winter…
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